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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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doch die Sonne war nicht wirklich zu erkennen und er wusste nicht, wie lange sie schon auf diese Weise durch die Sümpfe wanderten. Der Plan war gewesen, dass sie alle zusammenbleiben sollten, doch Lucthen wusste nicht, ob sie das geschafft hatten. Er konnte vor sich ein paar schemenhafte Gestalten erkennen und er hörte Stimmen hinter sich, doch wie viele sie noch waren, konnte er nicht sagen. Dawn war mittlerweile seit Stunden verschwunden. Lucthen fragte sich, was in sie gefahren war. Einmal waren sie beinahe über einen toten Fort`mai gestolpert. Er hatte nichts gesagt, doch er war sich sicher, dass dies Dawns Werk gewesen war. Niemand sonst führte ein Schwert. Und auch wenn Lucthen kein Heilkundiger war, konnte er eine Schwertwunde von einer Pfeilwunde oder der eines Jagdmessers unterscheiden.
    Als die Fort`mai zum zweiten Mal angriffen, war ihr kleiner Trupp noch schlechter vorbereitet, als beim ersten Mal. Lucthen konnte nichts anderes tun, als Crystal zu Boden zu ziehen, sie mit ihrem Körper zu schützen und zu warten, dass der Wahnsinn, der um ihn herum tobte ein Ende hatte. Die Fort`mai hatten offenbar eingesehen, dass ihre Bogenschießkünste denen der Auenbewohner unterlegen waren, denn diesmal warteten sie in Deckung, bis ihr Trupp sie beinahe erreicht hatte uns stürmten dann mit Keulen und Knüppeln auf sie los. Thistle brüllte Befehle und Lucthen hörte erleichtert, dass er offenbar ganz in ihrer Nähe sein musste. Crystal zitterte unter ihm und Lucthen redete beruhigend auf ihn ein, während ihm wirre Gedanken durch den Kopf schossen. Er dachte an das Leben, das die Elfen während des Krieges geführt haben mussten. Ob jeder ihrer Tage mit dem hier vergleichbar gewesen war? Wenn ja, dann taten sie ihm leid. Andererseits waren sie vermutlich besser dafür geeignet mit diesen Dingen fertig zu werden, als die Menschen. Immerhin waren sie Geschöpfe des Krieges. Menschen hingegen waren Geschöpfe des Friedens. Sie sollten so etwas nicht erdulden müssen. Lucthen wusste nicht, ob sie diesen Angriff überleben würden oder ob sie hier, mitten im Sumpf, wehrlos auf der Erde liegend, sterben würden. Er schloss die Augen und sah Liisatiinas Gesicht vor sich. Trauer verspürte er zuerst, doch dann eine wachsende Entschlossenheit: Er würde nicht sterben, ohne sie noch einmal gesehen zu haben.
     

    Als Lucthen Crystal schließlich auf die Füße zog, fühlte sich ihr ganzer Körper taub an. Aufblickend sah sie tote Fort`mai, aber auch tote Menschen auf der Erde liegen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie wischte sich über die Augen und ging weiter. Die Verzweiflung des Landes lag um ihrer Seele wie ein Tuch, das ihr das Atmen schwer machte und sie konzentrierte sich ganz darauf: Einatmen, ausatmen.
    Als sie schließlich hinter Lucthen herstolperte sah sie plötzlich zu ihrer linken Seite eine Blüte. Verblüfft blieb sie stehen. Sie hatte nicht erwartet mitten im Sumpf Schönheit zu finden. Doch die Blume, die von der Farbe eines Veilchens war, doch um ein Vielfaches größer, war tatsächlich schön. Lang und schlank wuchs die Blüte aus tiefem Grün heraus. Ein libellenartiges Insekt schwebte über dem Blütenkelch und Crystal dachte erstaunt, dass auch hier die Natur lebte. Dann plötzlich schnellte etwas aus der Blüte, das wie eine gelbe Zunge aussah, wickelte sich um den Bauch des Tieres und zog es in das Innere des Kelches. Erschrocken wandte sich Crystal ab. Dann plötzlich stand Thistle neben ihnen. Sein Gesicht wirkte angespannt. „Crystal, reicht das nicht schon? Müssen wir noch weiter gehen?“
    Sie sah die Hoffnung in seinen Augen, dass sie sagen würde: „Ja. Es genügt.“
    Woher soll ich das wissen, dachte sie verzweifelt. Bilder standen mit einem Mal vor ihren Augen, Bilder von Hain, den Inseln und ihrer Heimat. Und dann begriff sie die Worte von denen sie gedacht hatte, dass sie sie schon lange verstanden hatte: „Das Licht muss in der tiefsten Finsternis erstrahlen…“ Nicht nur das Herz der Sümpfe war mit diesen Worten gemeint, nein auch der Höhepunkt ihrer eigenen Verzweiflung. Es kostete sie ihre ganze Kraft die Hoffnung in Thistles Gesicht zu zerstören und den Kopf zu schütteln. Doch es musste sein. Dankbar sah sie, dass Thistle ihre Worte hinnahm. Sie wusste nicht, ob sie die Kraft gefunden hätte sie weiter zu treiben, wenn er ihn nun widersprochen hätte. Mit jedem Schritt spürte sie, dass sie sich immer mehr vom Licht entfernten, doch sie konnte es immer

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