Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
Erklärungen, die Lucianus ihr gegeben hatte, hatten sie nicht auf das Gefühl vorbereitet, plötzlich nicht mehr in Licht, sondern in Dunkelheit zu stehen. Was sie hier versuchten war zum Scheitern verurteilt. Sie würde nur sich und Andere in den Tod führen. Es gab hier Nichts für sie, Nichts. Lucthen schüttelte sie. Sie konnte es spüren, doch sie ließ es geschehen. Es war bedeutungslos. Sie hörte gedämpfte Stimmen an ihr Ohr dringen. Dumpf begriff sie, dass jemand sie anschrie, doch die Worte erreichten ihr Bewusstsein nicht. Wozu sich die Mühe machen und irgendetwas verstehen? Die Welt bestand ohnehin nur aus Schmerz und Pein. Und dann war es, als hätte jemand ein Licht entfacht und sie konnte in all dem Dunkel plötzlich wieder einen Weg erkennen. Langsam senkte sie den Blick und sah, dass ihr jemand die Harfe in die Hände gedrückt hatte. Behutsam streichelte sie das dunkle Holz ihres Instrumentes. Diese Harfe war ausersehen die Auen zu retten. Das Holz unter ihren Fingern zu spüren tröstete sie auf seltsame Weise und Crystal konnte sich nur einen Menschen denken, der auf diesen Gedanken gekommen sein konnte. Als sie aufsah blickte sie in Lucthens angespannte Mine und lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. „Danke.“
Der Magus nickte mit ernstem Blick.
Sie atmete ein paar Mal tief durch um sich zu beruhigen. Obwohl die Harfe wie ein Schutzschild einen Teil des Schmerzes von ihr abschirmte, fühlte sie immer noch den Verlust der Anwesenheit eines der Könige wie das Fehlen von Luft in einem Raum, wie Hunger und Durst und wie bittere Kälte. Hinter ihrem Floß wurden zwei weitere zu Wasser gelassen und die Männer hatten sich von dem Schock, plötzlich in den Sümpfen zu sein, noch nicht erholt, als plötzlich die Fort`mai angriffen. Sie brachen aus ihrer Deckung hervor und Crystal sah entsetzt, dass sie die ganze Zeit über in der Nähe gewesen waren. Einen Moment später war Crystal schon von ihren Beschützern umringt und hörte mehr als sie sah, dass die Schlacht begonnen hatte.
Dawn hatte die Männer vor ihr in die Knie gehen sehn und hatte damit gerechnet, dass sie beim Überschreiten der Grenze starke Schmerzen spüren würde, doch als sie nun ihr Schwert zog und auf die Fort`mai zu rannte, spürte sie nur Erleichterung, als ob eine große Last von ihren Schultern genommen worden wäre. Ihr Zopf flog ihr ins Gesicht und wurde mit einer raschen Kopfdrehung nach hinten geschleudert, als sie breitbeinig auf Crystals Floß landete. Eigentlich hätte sie auf einem der hinteren Floße bleiben sollen, doch was diesen Punkt betraf, hatte Thistles Planung gründlich versagt. Was sollte das für ein Plan sein, der den einzigen Schwertkämpfer in hinterster Reihe vorsah? Als der erste Fort`mai auf sie zustürmte waren diese Gedanken vergessen. Dawn duckte sich unter seinem Keulenhieb hindurch, drehte sich herum uns schlug ihrem Angreifer die Breitseite in die Kniekehlen. Dawn hörte ihn aufheulen und als er umknickte, rammte sie ihm ihr Schwert in den Rücken. Die anderen Fort`mai waren nicht so leichtsinnig. Sie schossen mit Pfeilen auf ihre kleine Truppe, die völlig ungeschützt auf den Flößen stand. Dawn überlegte einen Moment und ließ ihren Blick über das Gelände schweifen. Es gab immer wieder kleine Inseln im Wasser, die jedoch in dem Nebel, der vom Wasser her aufstieg, nicht leicht zu erkennen waren. Auf den größeren Inseln wuchsen Sträucher und Bäume, die Dawn nicht kannte. Es war wahrscheinlich nicht ratsam, diesen zu nahe zu kommen. Vermutlich waren sie schon giftig, wenn man sie nur ansah. Dawn sah, dass die Männer versuchten die Fort`mai zu treffen, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Immerhin standen sie völlig ungeschützt, wohingegen die Fort`mai aus guter Deckung schossen. Hinter sich hörte sie einen erschrockenen Aufschrei. Als sie sich umwand sah sie gerade noch, wie einer der Männer getroffen zu Boden ging. In seinem rechten Bein steckte ein Pfeil. Blut strömte aus der Wunde und Dawn begriff, dass sie gar keine andere Wahl hatte. Mit einem weiten Satz landete sie auf einer kleinen Grasinsel. Von hier aus konnte sie dort hinüber springen. Und dann hierhin…
„ Dawn! Beim Licht! Was tust du? Komm zurück!“ Crystals Schrei klang verzweifelt. Verstand sie denn nicht, dass sie ihr nur helfen wollte? Dawn ignorierte sie. Sie hatte jetzt keine Zeit, sich mit Crystal zu beschäftigen. Ein leises Sirren in der Luft warnte Dawn und sie sprang instinktiv zur Seite. Die
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