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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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das Unterkleid, das in einem helleren Grünton gefärbt war, war nass von Schweiß. Seufzend kniff sie sich in die Wangen und sagte sich, dass sie nicht so eitel sein sollte. Sie gönnte sich eine kurze Verschnaufpause, dann öffnete sie die Tür. Offensichtlich hatte man bereits auf sie gewartet, denn ein Mann stand neben der Tür, der ihr schweigend bedeutete ihm zu folgen. Crystal fragte sich, ob alle Männer, die für die Elfenkönige arbeiteten, so schweigsame Gesellen waren wie die, die sie bisher kennen gelernt hatte. Vor ihr wurde eine Doppelflügeltür geöffnet und Crystal fand sich in der größten Halle wieder, die sie je gesehen hatte. Sie zog sich anscheinend über zwei Stockwerke, denn die Decke war ungewöhnlich hoch und zwei übereinander liegende Reihen der runden Fenster tauchten die Halle in angenehmes Licht. Drei Männer erwarteten sie bereits und als die Türen hinter Crystal geschlossen wurden, hatte sie plötzlich das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. Sie war jedoch fest entschlossen, sich nicht lächerlich zu machen und so trat sie ein paar Schritte auf die Herren zu. Beim Näherkommen sah sie, dass alle Drei schon älter waren und dass ihre Umhänge über und über mit Goldfäden bestickt waren. Als sie schließlich vor ihnen stand, war sie unsicher, wie sie die Männer angemessen zu begrüßen hatte und so ließ sie sich kurz auf ein Knie sinken.
    „ Wir sind froh, dass Ihr hier seid, Lady Crystal“, begann der größte der Männer zu sprechen. Sein dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen, seine Miene wirkte streng. „Ihr habt Euch bestimmt gefragt, was der Zweck Eures Besuches ist. Nun, das ist leicht zu erklären; erstens, um Euch außer Gefahr zu wissen und zweitens, weil wir eine Bitte an Euch richten möchten.“
    „ Welche Gefahr?“, fragte Crystal. Die Frauen, die ihren Bruder und ihre Schwägerin ermordet hatten, waren doch verschwunden, oder? Und wenn nicht... Beim Licht, dann konnten sie die Burg jederzeit wieder angreifen!
    „ Der Anschlag, der Euren Verwandten das Leben kostete – habt Ihr eine Ahnung, wem er galt?“, fragte der kleinste der Männer.
    Crystal schüttelte den Kopf, obwohl das nicht ganz stimmte. Die Worte, die eine der Angreiferinnen gesprochen hatte, gellte ihr immer noch in den Ohren. „Welche der Beiden?“ Crystal hatte wieder und wieder darüber nachgedacht, was das zu bedeuten hatte, doch sie konnte sich darauf keinen Reim machen. Sollte das heißen, dass die Frauen hinter Lucia oder gar hinter ihr her waren?
    „ Nun, wir haben eine Vermutung“, mischte sich jetzt der Mann ein, der bisher geschwiegen hatte. „Euer Ruf als Liedmeisterin ist weit über die Grenzen Kornthals bekannt, wie Ihr bestimmt wisst.“
    Crystal war versucht einfach mit den Schultern zu zucken. Was hatte das damit zu tun und außerdem, woher sollte sie das wissen? Sie hatte bis vor wenigen Tagen die Baronie, in der sie geboren worden war, nie verlassen. Crystal nahm sich zusammen und blieb ruhig stehen; Respektlosigkeit war den obersten Talosreitern gegenüber – und Crystal vermutete, dass es sich bei den drei Männern um ‚die Drei’, die obersten Boten des Elfenkönigs, handelte – wohl nicht angebracht. „Ich weiß davon nichts, meine Herren. Mein Lehrer, der Meister Martim, ist zweifelsohne einer der bekanntesten und besten Liedmeister des Mittellandes.“
    Der Grauhaarige nickte. „Er spricht nur in den höchsten Tönen von Euch.“ Er seufzte. „Meister Martim konnte ja nicht wissen wie sehr er Euch dadurch schaden würde.“
    „ Ich verstehe nicht…“, begann Crystal, doch der kleinste der Männer fiel ihr ins Wort. „Im letzten halben Jahr wurden in den Mittellanden bereits drei Liedmeister ermordet.“
    Crystal keuchte erschrocken auf; sie konnte sich bei allem Licht der Welt keinen Grund denken, warum jemand so etwas tun sollte – und dann verstand sie plötzlich, was diese drei Herren ihr zu sagen versuchten. Tränen stiegen in ihre Augen und Crystal hatte nicht die Kraft sie wegzublinzeln. Lucia, die dunkelhaarige Schönheit, und ihr geliebter Bruder waren ihretwegen gestorben! Sie und sie allein war das Ziel dieses Angriffs gewesen. Crystal schlug die Hand vor den Mund. Wirre Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Wenn Rhys an jenem Abend nicht in ihrem Gemach gewesen wäre, wenn sie Thorbens Antrag angenommen hätte... dann wäre ihr Bruder nicht bei ihr gewesen, dann hätte Lucia in seinen Armen geschlafen und Beide wären noch am

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