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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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sie, seit sie in Hirschau der Nürnberger Gesandtschaft begegnet waren. Eine kleine Pause entstand. Dann fragte sie endlich, was sie seitdem beschäftigte: »Warum habt Ihr uns den Patriziern aus Nürnberg vorgezogen, Herr? Sie werden beim König gegen Euch Rede führen.«

    Der junge Ritter schnaubte abfällig. »Sollen sie das tun. Da sind sie an den Richtigen gekommen.«
    »An den Richtigen … was meint Ihr damit?«
    Wenzel strich sich über den kurzen Bart. »Sagen wir einmal, dass der König mit meinen Entscheidungen oftmals nicht einverstanden ist.«
    »Aber warum habt Ihr sie dann getroffen?«
    »Weil ich deinem Oheim mein Wort gegeben hatte, ihn sicher nach Prag zu bringen. Und ich nehme ein einmal gegebenes Wort nicht zurück. Auch nicht für solche Herren, die am Königshofe bereits genug zu sagen haben.« Sein Blick traf ihren, dann senkte er die Lider. »Einen anderen Grund gibt es nicht.«
    »Natürlich nicht, Herr«, entgegnete sie. Das Pferd des Ritters zupfte mit den Lippen Blätter von einem Busch und kaute zufrieden darauf herum.
    »Die Begegnung mit den Herren aus Nürnberg hat dich überrascht, nicht wahr?«
    »Ja, Herr«, erwiderte Luzinde und vermied nun ihrerseits seinen Blick.
    »Kennst du den Herrn Ulman Stromer gut?«
    Die Magd wurde ein wenig rot. »Schon, Herr – er ist oft bei meinem Oheim zu Gast.«
    »Aha.«
    »Er ist immer sehr freundlich zu mir.«
    »Kann ich mir denken«, murmelte Wenzel. Als er sich ohne ein weiteres Wort abwendete und ging, sah Luzinde ihm nach, bis er hinter ein paar Bäumen verschwunden war. Der Ritter verwirrte sie.
    Gottschalk regte sich und schälte sich umständlich aus den Decken. Luzinde nahm sie wortlos und legte sie zusammen. »’s braucht lang, bis se dir vertrauen«, murmelte der Alte bloß.
Sie nickte nur errötend, als sie erkannte, dass er die ganze Zeit wach gelegen hatte.
    »Gottschalk«, fragte sie aus einem Impuls heraus, »was ist, wenn Ulman Stromer und Götz Scheffein eher beim König sind als wir?«
    Der Alte wog den Kopf langsam hin und her, als könne er sich nicht zu einer Antwort durchringen. »Des weiß ich nit, Kind. Des darf nit passieren.«
    Luzinde verfluchte sich für ihre Vertrauensseligkeit dem Patriziersohn gegenüber. »Es tut mir leid, Gottschalk. Wenn ich dumme Gans nicht mit Ulman gesprochen hätte, dann wüsste der Rat nichts von unserer Reise.«
    »Las des, Kind«, mahnte Gottschalk. »Des weißte nit. Was gescheen is, is gescheen. Und one dein offenes Ohr wissten wer gar nit Bescheid iber den Plan des Rates.« Er drückte ihr beruhigend die Hand. Trotzdem wirkte er besorgt.
    Dank des freundlichen Wetters am Nachmittag kamen sie gut voran. Luzinde nahm Gottschalk immer öfter die Zügel des Wagens ab, damit er sich auf den Decken zusammenrollen konnte. Doch auch im Liegen waren seine Gelenke und Knochen offenbar beeinträchtigt, denn er stöhnte häufig vor Schmerz.
    Sie selbst ertrug die Unbillen der Reise so klaglos wie möglich. Trotz der Leinenstreifen, die sie um die Finger gewickelt hatte, scheuerte das spröde Leder die oberen Schichten ihrer Haut auf und hinterließ bald Blasen, die es ihr unmöglich machten, die Zügel ohne Schmerzen zu führen. Sie versuchte, die Riemen immer abwechselnd mit rechts oder links zu führen, doch auch das half irgendwann nicht mehr.
    Schließlich schloss Adam, der Gehilfe des Händlers Seifert, neben ihr auf und schwang sich ungefragt auf den Kutschbock. »Gib her!«
    »Ich – aber -«

    »Gib schon her! Ich habe schon Schwielen!« Er zeigte ihr die langen Finger und grinste.Tatsächlich hatte er auf der Haut der Finger, über die die Zügel liefen, dicke Hornhautschichten. Dankbar überließ sie ihm die Lederriemen.
    »Reib sie mit Sattelfett ein. Das hilft!«
    »Ich habe eine Salbe gegen Wundschürfungen«, erwiderte sie. »Aber danke für deine Freundlichkeit.« Sie ruckelten eine Weile lang nebeneinander her, dann konnte Luzinde ihre wachsende Neugier nicht länger verbergen.
    »Kennst du den Ritter Wenzel näher?«
    »Nicht besser als du, fürchte ich«, erwiderte Adam. »Er stammt aus dem Geschlecht von Sparrenheck. Sie haben im letzten Jahr eine Allianz mit König Karl geschlossen.«
    »Immerhin vertraust du ihm dein Leben an.«
    »Na ja«, grinste Adam, »eher vertraut mein Herr ihm unser beider Leben an. Ich hab da nicht so recht die Wahl.«
    Luzinde verstand das sehr wohl. Sie schaute bedrückt auf die Ladefläche, wo der Alte mit geschlossenen Augen lag. Er wirkte so

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