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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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das gutmachen, was du mir angetan hast! Du bist eine Hure. Und wenn du nicht tust, was ich dir sage, dann werde ich dafür sorgen, dass alle davon erfahren. Und ganz besonders Mutter Elisabeth.« Damit wandte die junge Witwe sich um, griff in den Stoff ihres strahlend blauen Kleides, um den Saum nicht zu beschmutzen, und stolzierte von dannen.
    Luzinde blieb zurück. Zum dritten Mal in ihrem Leben zerbrach eine Welt für sie.

    In den nächsten Wochen erschien es Luzinde, als schmore sie im Vorhof zur Hölle. Ihre Aufgaben in Pillenreuth waren mannigfaltig. Sie hatte Gemüse und Kräuter in den Beeten des Klosters zu ernten und zu waschen.Wenn es in der Küche viel zu tun gab, half sie auch dort und hackte der Köchin die Wurzeln und Kräuter oder zerlegte Fleisch und Fisch. Da sie gut zu Fuß war, musste sie manchmal hinaus, um zu prüfen, ob die Apfel- und Birnenbäume erntereif waren, die zum Beginenhof gehörten, und um die Fischreusen zu leeren. Den Hof verließ aber niemand allein, und da die Meisterin die neue Begine Luzinde zugewiesen hatte, um die Arbeit auf dem Hof zu lernen, musste Schwester Margaret, wie die Witwe Berainer nun hieß, mit hinaus zu den Teichen, um die Fische zu ernten. Überhaupt schien Margaret bei der Meisterin darum gebeten zu haben, hauptsächlich mit Luzinde zusammenzuarbeiten, denn egal, was die neue Begine zu tun bekam, sie tat es mit ihr.
    Das bedeutete üblicherweise, dass die Magd Arbeit für zwei leisten musste. Während sie die Reusen abging und die Karpfen vorsichtig daraus löste, badete Margaret ihre Füße oder saß auf einem Stein und wusch sich das Haar. Zu zweit war das Ernten der Fische bei gutemWetter ein angenehmes Unterfangen. Man konnte sich abwechseln, so dass einem nicht zu kalt wurde. Bei zügiger Arbeit konnte man zusammen auch einmal eine kleine Pause machen. Besonders morgens war das Wasser so kalt, dass die Arbeit allein zu einer kraftzehrenden Tätigkeit wurde. Zudem sprangen die Fische oftmals aus dem Korb, bevor sie ihn wieder zugebunden hatte. Also brachten sie die meisten Tage nur eine geringe Ernte nach Hause.
    Auf den längeren Wegen klagte Schwester Margaret darüber, dass sie sich Blasen an den Füßen lief, oder darüber, dass sie beim Korb mit anfassen musste, den Luzinde nicht allein schleppen konnte. »Meine Finger werden ja rau und grob! Wie
sieht denn das aus!«, pflegte sie nach langem Gejammer zu schimpfen.
    Wie es schien, hatten die fünf Jahre des Ehestandes mit Konrad Berainer, dem Sohn eines wohlhabenden Großbauern mit viel Gesinde, Margaret zu etwas Besserem gemacht. »Schwere Arbeit ist einfach nichts für mich«, sagte sie stets.
    Luzinde schwieg zu solchen Worten, wie sie auch die vielfachen Sticheleien hinnahm, mit denen Margaret sie überschüttete, wenn sie allein waren. Sie nannte Luzinde ihren Lastesel oder ihr Arbeitstier und spottete darüber, wie leicht ihr die Feldarbeit doch von der Hand ging. »Wie gut, dass Konrad zu seinem Eheversprechen gestanden und mich zur Frau genommen hat«, sagte sie oft. »Ein Bauerntrampel als erste Frau von Lindelberg! Was wäre das für eine Schande gewesen.«
    »Ich bin kein Bauerntrampel«, entgegnete Luzinde einmal in verletzter Eitelkeit. »Mein Vater ist Schreiber und damit ein freier Bürger, der -«
    »Aber du gibst einen feinen Bauerntrampel ab«, schnitt Margaret ihr das Wort ab. »Vermutlich hättest du dich eher mit Konrads Knechten im Heu gerollt als dich anständig zu kleiden und zu verhalten, wie es seiner Frau geziemt. Und wenn ich dich einen Bauerntrampel nenne, dann solltest du froh sein, dass ich dein wahres Wesen nicht beim Namen nenne, Hure!«
    Damit endete Luzindes erster und einziger Versuch, Margarets Beschimpfungen mit Stolz zu begegnen. Dabei hatte die Witwe teilweise sogar Recht. Luzinde tat ihre Arbeit auf dem Beginenhof eigentlich gerne und bildete sich ein, den Frauen eine Stütze zu sein. Sicher, ab und an hatte sie sich auch mal einen kleinen Abstecher in die Brombeeren oder eine Pause im Kornfeld gegönnt. Doch für solche Abschweifungen bot sich nun keine Gelegenheit mehr.

    In dieser Zeit wurde Luzinde immer öfter zur Kellermeisterin Kunigunde Schweppermann gerufen. Die sah sie mit vor Kurzsichtigkeit zusammengekniffenen und runzligen Augen traurig an und schüttelte den Kopf über Luzindes offensichtliche Lustlosigkeit. Sie murmelte Entschuldigungen für Margaret, die ja nun neu sei und eine Begine, weshalb die Verantwortung für die Arbeit bei der Magd

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