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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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einen zornigen Blick zu, »dann helt er uns fer dume schwetzike Waiber.«
    »Aber wenn’s keine Lige ist«, mahnte Ysaac, »dann setzen wir nicht nur unsere Leben aufs Spil, sondern auch die unserer Waiber und Kinder.«
    »Niemand sezt was auf’s Spil!«, knurrte Nathan.
    »Ja, woher weißt den das so genau?«, warf ihm Ysaac entgegen.
    »Weil wer des Keniks sind!«, schrie Eberlein dazwischen. Tatsächlich brachte er damit das aufkeimende Durcheinander wieder zur Ruhe. »Der Kenik Karl, der hat noch vor zwei Jarn farbriwt, er farsichere den Jidenen Schutz von Leben und Habe, Gnade und Rechtsschutz. Warum solt er sich daran nit halten?«
    »Weil er Kaiser werden will«, zitierte Luzinde laut Hosto Stromers eigene Worte. »Und dafür braucht er Geld und Verbündete. Christliche Verbündete.« Sie sah, dass das Argument bei den Herren den gewünschten Eindruck hinterließ.
    »Des passt«, murmelteYsaac. »Ir habt doch de Nachricht aus Frankfurt gehert, nit? Wie de Leit iber de Jidenen dort hergefalen
sind? Und se ir Geld und Habe und de Heiser haben wollten? Des kann in Nirnberg auch gescheen. Es gab damals Gerede, der Karl hett dem Rat dort die Jidenen farkauft.«
    »Sol’n se komen«, schnaubte Nathan, doch Eberlein schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Ich weiß nit, ob das Meidel richtik gehert hat«, wandte Mose ein. »Aber was wol’n wer denn nun machen?«
    »Gar nit etwas!«, sagte Eberlein.
    »Schwerter kaufen«, knurrte Nathan.
    »Wir solten fliehen«, murmelteYsaac.
    »Vielleicht mit dem Rat verhandeln, bevor wir alle Jidenen fer nits und wieder nits aus der Schtot schicken?«, fragte Mose.
    Schließlich wendeten sich alle Blicke auf Gottschalk, der bislang noch kaum etwas zu der hitzigen Diskussion beigetragen hatte.Auch Luzinde war gespannt. Gottschalk und Ysaac glaubten ihr. Doch gleich fliehen? Nur auf ihr Wort? Würde Gottschalk das empfehlen, wenn Luzinde doch nicht einmal selbst sicher war, ob das der weiseste Weg war?
    »’s gibt noch eine andere Meglichkeit«, sprach der alte Mann.
    »Welche?«, fragte Ysaac. Luzinde sah, dass der Nachbar, obwohl er ihr glaubte, selbst nach einem Ausweg suchte, der ihm die Sicherheit von Heim und Gut erhalten würde.
    »Wer geen ze Karl und lassen uns beschtetigen, dass er uns schitzt.«
    Es entstand eine Pause, in der die Männer das verdauten. Nathan sprach als Erster. »Wenn er Keiser werden will, missen wir ihm mer Geld zalen.«
    »Noch mer Geld?«, stöhnte Eberlein. »Er hat uns doch schon seinen Schutz fer teuer Geld gegeben. Dann muss ich noch mer Wucher nemen. Und der Kenig wird sich freien, wenn wir
ihm mer Geld geben, bloß weil wer uns vor Angst de Schu vollpissen. Freien wird er sich!«
    Doch Ysaac nickte. »Gottschalk, dein Rat is weise, wie imer. De Straßen in Nirnberg sind rauer geworden, die Krischten faindlicher, des merkt ir doch auch. Also is nit nur das, was Luzinde gehert hat, Grund zur Sorge, nit?« Die Männer nickten teils widerwillig. »Also sol jemand nach Prak faren, um mit Karl zu reden.« Wieder stimmten die Männer zu. Nur Eberlein wiegte zweifelnd den Kopf hin und her.
    »Wer missen im Geld bieten, fil Geld«, sprach Gottschalk. »Nathan, rechne das durch, jo?«
    »Wer sol den geen?«, fragte Ysaac. Alle Augen wendeten sich ihm zu.
    »De bist ein starker Man,Ysaac«, sagte Eberlein listig. Doch Gottschalk schüttelte den Kopf. »Ich ge. Ir habt Waiber und Gescheft. Ich hab nur ein Gescheft, des kann der Mose firen.«
    »Foter, de bist doch -«, hob Mose an. Doch der Vater schnitt ihn mit einem Blick das Wort ab. »Ich ge, Mose. Der Kenik kennt mich.«
    »Gut«, nickte Ysaac halb erleichtert, wie es Luzinde schien. Eberlein dagegen wirkte enttäuscht. Die Magd ahnte, dass der kluge Mann den stärksten Gegner seines Standpunktes aus der Stadt hatte schicken wollen.
    Damit löste Gottschalk die Versammlung auf. Nathan versprach, durchzurechnen, wie viel Geld die Judengemeinde Karl anbieten könnte. Eberlein sicherte widerstrebend zu, nicht zu seinem besonderen Freund Ulrich Stromer zu gehen und die Angelegenheit zu besprechen. Mose schien nicht glücklich, widersprach seinem Vater aber nicht. Und Ysaac dankte der Magd nach dem Gespräch mit einem festen Händedruck.
    »Luzinde, bleibst noch«, bat Gottschalk, als die anderen den Raum verlassen hatten und sie die Bierkrüge wegräumen wollte.
Die Magd gehorchte verwundert. Der alte Mann starrte noch ein paar lange Augenblicke aus dem Fenster, hinaus in die Nacht, wo die Stimmen der

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