Die Lichtermagd
Seele, und brachten sie, wie Wasser ein verdorrendes Pflänzchen, zum Erblühen.
Schließlich bereitete er ihnen aus seinem mit Seide ausgeschlagenen Umhang ein Lager auf der Sitzbank. Begierig erforschte Luzinde den Leib des Mannes und genoss jedes Beben, das sie verursachte. Sie öffnete ihm befangen ihre Beine.Was vorher ein zärtliches Erkunden gewesen war, verwandelte sich nun in ein wildes Spiel. Doch erst als er, eng umschlungen, in sie eindrang und sie ihren Körper vor Lust sich selbst übergab, da spürte sie, dass keine Verwerflichkeit war an ihrem Tun, kein Makel in einer Begegnung, die so reine, so erhabene Gefühle in ihr weckte.
Ulman Stromer stieß die Tür des Hauses auf dem Zotenberg mit so viel Schwung auf, dass sie ganz um die kreischenden Angeln kreiste und auf der anderen Seite gegen die Wand krachte.
Mit ihm rauschte ein Schwung kühler Nachtluft in die Diele. Doch Ulman fror nicht. Seine Haut glühte noch, und sein Kopf war leicht. Immer zwei und zwei Stufen der mit Maßwerk versehenen Treppe nehmend stürmte er weiter, hinauf in das erste Geschoss, in dem die Schreibkammer seines Oheims lag. Auch dort platzte er hinein.
»Du hast mich benutzt«, stieß er aus, als er vor seinem Onkel stand. Der hatte einige Briefe vor sich auf dem Tisch liegen und sah nun auf. »Du hast mich missbraucht. Ich war nur eine Finte! Und in Wahrheit hegst du ganz andere Pläne. Was hast du mit den Juden vor?«
»Ulman«, erwiderte Hosto. »Willst du deiner Tante nicht einen frommen Abend wünschen?« Er nickte hinüber zu einer Sitztruhe. »Wir sprechen gerade über die Zukunft des Klarissenkonvents.« Ulman erblickte seine Tante Elisabeth im dunklen Habit der Klarissen. Sie saß in jenem Bereich der Kammer, der von der Kerze nur schwach erhellt wurde. Das Gesicht hob sich hell über dem Brustschleier ab und schien in der Dunkelheit zu schweben. »Ulman«, nickte sie kühl.
»Ich – Schwester«, er neigte das Haupt. Doch die Anwesenheit seiner Tante dämpfte seinen Zorn nur für kurze Zeit. Er wandte sich wieder Hosto Stromer zu. »Ich dachte, meine Verhandlungen mit den Juden wären echt. Aber stattdessen hältst du mich wie einen Laufburschen im Ungewissen, während du hinter meinem Rücken Pläne schmiedest!«
»Wer Schinken essen will, muss vorher ein Schwein schlachten, Ulman!«, entgegnete Hosto. »Apropos Essen. Da steht ein Pokal mit deinem Lieblingswein. Bedien dich.« Er wies auf den Tisch. Die üppigen Ringe an seiner Hand glänzten dabei. »Ich frage mich allerdings, worüber du dich mehr aufregst. Dass ich den Juden ans Leder will? Oder verletzt dich nicht vielmehr, dass ich dich nicht eingeweiht habe?«
»Ich -« Ulman verstummte.
Der Onkel ging nicht weiter darauf ein. »Du hast also von meinen Plänen erfahren, ja? Wer hat dir davon erzählt?«
»Ich – ich habe selbst ein paar Quellen, Oheim.« Er würde einen Teufel tun und Hosto Stromer verraten, dass Luzinde ihm davon berichtet hatte!
»Ah, dann hast du dieses Wissen nicht zufällig von deiner jüdischen Hure, oder?«
Ulman fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Er fröstelte. Wenn der Onkel wusste – wenn er wusste, dass Luzinde und er … »Du lässt mich bespitzeln?«
»Ich lasse viele Leute bespitzeln, lieber Neffe«, erwiderte Hosto kühl. »Du wirst dich vielleicht als Erbe dieses Hauses erweisen, Ulman. Da werde ich wohl ein Auge auf dich haben dürfen.«
»Du lässt mich bespitzeln!« Ulman konnte diese infame Dreistigkeit kaum wahrhaben. Dann erkannte er, dass der Oheim vermutlich nur im Trüben gefischt hatte. Mit seiner Reaktion hatte er Luzinde erst verraten. »Wehe, du lässt Luzinde ein Leid geschehen«, knurrte er hilflos und ließ die Faust auf den Tisch krachen. Der Pokal kippte um und ergoss seinen roten Inhalt über Pergament und Tischplatte.
Hosto runzelte die Stirn, während das rote Rinnsal auf die Tischkante zulief. »Eigentlich war ich erfreut darüber, dass du mit der Magd von Gottschalk tändelst, Ulman. Damit bist du an der Quelle; direkt am Herzen des Alten. Aber mir scheint, du hast dabei ein wenig den Kopf verloren. Woher wusste sie von meinen Plänen?«
Ulman presste die Lippen aufeinander und schwieg. Er konnte ja auch gar nichts erwidern, denn das wusste er selbst nicht.
»Dir ist doch wohl klar, dass es unseren ganzen Plan gefährdet, wenn die Jüdin mit Gottschalk spricht, oder?«
Elisabeth erhob das Wort. »Aber sie ist ja gar keine.« Ihre Stimme klang weich.
»Keine
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