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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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höchste Zeit – sie standen auf der kleinen Kuppe eines sanften Hügels.
    »Ich – es tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe die Zügel einfach nicht wieder losbekommen.«
    »Des macht er schon mal gern«, erwiderte Gottschalk. Als Luzinde die Bremse anzog und nach hinten sah, ließ er endlich den Rahmen des Holzaufbaus los, an dem er sich festgehalten hatte. Das Gepäck war vollends in den hinteren Bereich gerutscht und über- und durcheinander gepurzelt.
    Fischlein holte sie schnaufend ein. »Der hat dich ausgetrickst, hm?«, brummte er. »Is ein Schurke!«
    »Ja«, meinte Luzinde errötend. Bei ihm hatte das so leicht ausgesehen!
    »Willst wider zerikfarn?«, grinste der Knecht.
    »Ja«, erwiderte Luzinde. Sie mochte dem Pferd diesen Sieg nicht gerne überlassen. »Aber vielleicht setzt du dich daneben?«
    »Gern.« Der Knecht schwang sich neben sie auf den Bock. »Willst?«
    Doch Luzinde löste die Bremse nicht. Sie starrte den Hügel hinab auf ein kleines Wäldchen, wo sie eine Bewegung erspäht hatte. Von dort näherten sich Reiter. Sie wären ihr kaum aufgefallen, wenn es sich nicht um eine ganze Gruppe gehandelt hätte, die da auf schnellen Pferden über das Land huschten – sicherlich beinahe ein Dutzend.
    »Was ist das?«, fragte sie besorgt. »Gibt’s eine Schlacht in der Nähe?«
    »Wiso?«, fragte Fischlein.

    Luzinde wies mit dem Finger auf die Reitergruppe. »Sie kommen von Norden.«
    Auch Gottschalk steckte nun den Kopf aus dem Wagen. »Von Norden? Des is de Strecke von Nirnberg nach Prak.«
    Luzinde verstand, was er damit sagen wollte. »Sind die hinter uns her?«
    Gottschalk antwortete nicht gleich. Luzinde aber meinte, dass seine buschigen Brauen sich in einer besorgten Falte zusammenzogen. »Se sind schnel«, murmelte er dann. »Wissen genau, wo se hinwoln.« Auch Fischlein nickte finster. »Des is wol meglich.«
    »Und was machen wir nun?«, fragte Luzinde. »Wie weit sind sie noch weg?«
    Fischlein wog den Kopf hin und her. »Ein Stundenglas, schetz ich.«
    Gottschalk sah zurück auf die anderen beiden Wagen und die Knechte in ihrer Begleitung. »Wer sind ze auffellig«, murmelte er. »So finden se uns leicht.«
    »Und was machen wir nun?«, wiederholte Luzinde ungeduldig. Sie konnte nicht glauben, dass es noch eine Stunde dauern sollte, bis die Reiter heran wären – sie konnte ja beinahe zuschauen, wie die Pferde die Meilen fraßen! Ein helles Blinken weckte ihre Neugier. Doch sie konnte noch nichts erkennen.
    »Fischlein, bring uns zerik.«
    Der Knecht gehorchte. Er nahm Luzinde ohne viel Federlesen die Zügel aus der Hand, schnalzte und lenkte das unwillige Tier den Hügel wieder hinunter, zurück zu der Reisegruppe. Sie hatten das Glück, dass die möglichen Verfolger sie wegen des Hügels noch nicht ausmachen konnten.
    »Uns bleibt nich fil Zeit«, sprach Gottschalk. »Da sind Reiter. Die sind meglicherweis hinter uns her. Se komen von Norden, und se komen schnell. Wer sind fil zu auffellig.«

    »Wie viele sind es?«, fragte ein Kutscher.
    »Die soln nur komen«, meinte Josef wütend. Bei ihm saß die Demütigung in der Gaststube offenbar noch tief.
    »Es sind file«, begann Gottschalk, doch Luzinde hatte die besseren Augen und mehr gesehen. »Es sind sicher ein Dutzend. Und ich glaube, sie sind bewaffnet.«
    »Bewaffnet? Wie konteste des seen?«, fragte Fischlein.
    »Ich habe etwas blinken sehen. Vielleicht ein Schwert, oder eine andere Klinge. Möglicherweise ein Schild«, erklärte Luzinde. Sie wurde mit jedem verstreichenden Augenblick unruhiger. »Was machen wir denn nun?«
    »Wer kempfen«, sagte Josef.
    »Wer flihn«, meinte ein anderer. »Kempfen is eine Tollheit, wenn’s Kriegsknechte sind. Dann kennen wer denen nit unsere Knippel entgegenhalten!«
    »Wer missen uns trennen«, erklärte Gottschalk fest.
    Der Protest war groß, doch der Alte wischte ihn mit einer Handbewegung weg. »Wer haben nit de Zeit zum Diskutieren! Wir trennen uns, und jeder fehrt alein weiter.Wenn Josef nach Prak komt, spricht er mit dem Kenik. Wenn Abraham durchkomt, tut er’s eben. Nur einer von uns muss ungeschoren weiterkomen. Wie machen wir das am besten?« Er sah Fischlein an.
    »Wenn se um den Higel komen, dann seen se uns«, sagte der stirnrunzelnd. »Aber da vorn ist ein Wald. Wenn wir dahin komen, dann kan sich ein Wagen farschtecken. Ein anderer fehrt bis Altdorf weiter, so schnel es get. Und der dritte kann zur Flussniederung do«, er zeigte auf einen kleinen Bach. »Wen der Wagen da

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