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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Killburg und den Hochgerichtsschöffen und Oberschultheiß von Sankt Maximin, Claudius Musiel, einsetzte, die er zugleich als Kuratoren für seinen noch minderjährigen Sohn bestimmte. Wenige Wochen nach der Abfassung seines Testaments wurde Kesten zwar von einem Schlaganfall ins Bett geworfen, war aber vorerst aus der Schusslinie seiner Verfolger. Denn dass er der Nächste gewesen wäre, darüber brauchte er keine endlosen
    Erwägungen anzustellen.
    Cornelius Loos saß mit Johann Linden auf einer verwitterten Holzbank, deren verfaulte Lehne sich auf der einen Seite von den Nägeln gelöst hatte und beinahe bis zur Hälfte im halbhohen Gras verschwand. Zu ihren Füßen wand sich das glitzernde Band der Mosel, die Lastkähne sahen von hier oben aus wie Spielzeug. Ein lauer Wind strich sanft über die Hügel, über der Stadt lag leichter Dunst und am blauen Himmel trieben träge ein paar Haufenwolken. Es war einer der seltenen Tage dieses Sommers, die nicht vom Regen ersäuft wurden, und Loos hatte am frühen Nachmittag Linden aufgesucht, da er es zwischen den engen, trostlos grauen Mauern der verlotternden und verfallenden Häusern nicht mehr aushielt.
    Die Hände im Schoß gefaltet und mit vorgebeugtem

Oberkörper hielten beide den Blick auf das jenseitige Ufer des Flusses gerichtet.
    »Einer der Hexenbuben«, hob Linden mit schwerer Stimme an, »hat angeblich auf einem Hexensabbat das Hirn einer Katze verzehrt. Seitdem spüre er, sagt er, wie sein Verstand bei abnehmendem Mond schwächer werde. Selbst im
    Jesuitenkolleg finde er keinen Schlaf und während eines Exorzismus in der Kirche halte er seinen Blick immer ängstlich auf ein Seitenfenster gerichtet. Zuerst wollte er nicht mit der Sprache heraus, gestand dann aber, dort sehe er seinen Herrn und Dämonen, Sambucus mit Namen, der ihm drohe. In Binsfelds und des Kurfürsten Anwesenheit hat er erzählt, einer aus dem Hofstaat habe während der Orgie damit geprotzt, einen Mordanschlag auf den Fürsten verübt zu haben, aber es sei nicht genug Gift im Becher gewesen.«
    »Flade?«
    Der Stiftsherr nickte. »Ja. Flade hat daraufhin den Domdechanten Bartholomäus von der Leyen bezichtigt, die Ermordung vorgeschlagen zu haben, die Aussage aber später zurückgenommen. Dafür hat er die ehemaligen Bürgermeister Kesten, Niclas Fiedler, Peter Behr und dessen Frau beschuldigt. Die beiden geständigen Priester haben ihm mitten ins Gesicht gesagt, auch sie hätten ihn auf dem Sabbat erkannt, und genau beschrieben, wie er gekleidet war, und das, obwohl sie schon zum Tod verurteilt waren. Flade hatte darauf erklärt, er sei nicht bewusst und körperlich auf dem Sabbat gewesen, sondern der Teufel habe seine Gestalt angenommen!«
    »Oh weh!«, sagte Loos. »Als Jurist hätte er es besser wissen müssen!«
    »Ja, das war nicht sonderlich klug, denn zu so etwas braucht der Teufel seine Zustimmung!«
    »Das ist Flade dann wohl auch eingefallen. Deshalb also hat er einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Vermögens der Stadt und wohltätigen Einrichtungen gespendet. Sogar den Kurfürsten und die Prozessbeteiligten hat er bedacht, aber zu spät. Wahrscheinlich – nein, nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz sicher – hätten sich die Leute das Maul zerrissen, wenn sich neben dem Kesten auch noch der Flade mehr oder weniger freigekauft hätte.«
    Der Blick der beiden ging unwillkürlich wieder hinüber zur anderen Moselseite nach Euren, wo von herabgebrannten Feuern dünner, fädiger Rauch aufstieg. Gestern hatten sie den Doktor Flade dort in einer Strohhütte verbrannt. Das Gericht hatte sich gnädig gezeigt und seine vorherige Erdrosselung genehmigt.
    »Es ist schon sonderbar«, brach Loos das Schweigen. »Vier Bürgermeister und ein Schultheiß… Letzteren haben sie schon verbrannt und die vier anderen – Kesten, Fiedler, Reuland und Behr – sind stark im Gerücht. Und alle gehörten damals zur kurfürstlichen Partei, die für den Verlust der Freiheitsrechte verantwortlich war!«
    »… und alle sind nicht unvermögend!«, ergänzte Linden.
    »Schaut Euch die Welt an, wie sie vor uns liegt. Ruhig, friedlich und im Willen des Schöpfers vollkommen.«
    »Im Willen des Schöpfers – ja, aber nicht in den Köpfen und Herzen der Menschen!«, schränkte Loos ein. »Wie hat letzthin ein einfaches Bäuerlein zu mir gesagt? Gott ist tot und der Teufel regiert! Ist es nicht tatsächlich so, dass sie den Teufel mehr fürchten als Gott und ihm mehr Macht zutrauen? Ein gelehrtes Buch

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