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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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Mädchen aber eine betörende Schönheit gewesen wäre, auch dann hätte ich sie mir wohl nicht entgehen lassen.
    Möglicherweise hing alles davon ab, dass sie keine blauen Augen hat.
    Ach, was habe ich nicht schon alles von Mädchen und über Mädchen gehört, die verführt und danach gleich sitzen gelassen wurden; sie haben es verschmerzt. Es gibt diese Mädchen, die irgendein gewissenloser Bursche in seine Wohnung lockt, drüberfährt und nach diesem einzigen Nachmittag, einer einzigen Nacht, nie wieder von sich hören lässt, der Verbrecher.Man hat auch von Fällen gehört, bei denen irgendwelche Kerle ein Mädchen auf der Straße ansprechen und in der Wohnung von einem dieser Lumpen bis zur Besinnungslosigkeit mit Alkohol abfüllen; und bis heute weiß dieses Mädchen nicht, wem sie ihre Unschuld geschenkt hat. Selbst aus solchen Fällen ist nie ein landesweiter Skandal und auch kein lebenslanger Kummer entstanden.
    Es geht nicht um dein Schnäuzchen, nicht um Busen und Po, die wollte ich nicht schonen, sondern um dein Seelchen. Um diese eine Minute, in der du vor den Standesbeamten trittst, um die Minute, da du in der Kirche zum Altar emporschreitest. Damit du dich dann makellos fühlen kannst.
    Damit du nicht das Leben mit einem Menschen,neben dem du alt werden willst, mit einer Lüge beginnst.
    Gar nicht dir zuliebe habe ich verzichtet; dem jungen Mann wollte ich einen Gefallen tun. Der dich liebt und ein Leben lang die Verantwortung für dich übernimmt.
    Er bekommt eine Hochzeitsgabe von mir. Es schickt sich doch, etwas zu schenken.
    Auch dir gebe ich ein schönes Geschenk: den Schmerz. Er ist vielleicht schöner als die Armbanduhr, mit der dich dein Mann überraschen wird.
    Wenn ihr im Kino sitzt, wenn du liest, am Abend Musik hörst, wird dir das Herz wehtun. Und dann irgendwann schmerzt es nicht mehr. Langsam wird ein Rückbesinnen daraus, das man mit einem Seufzer verabschiedet, gelegentlich wirst du noch seufzen, aber von Mal zu Mal leiser, wenn du erst mit deinem Mann, mit eurem Kind am Sonntag auf der Insel spazieren gehst, so wirst du bei dir schmunzeln; die Erinnerung wird mit der Zeit immer süßer, wie der Kaffee, wenn der Zuckerwürfel auf dem Boden der Tasse schmilzt. Du wunderst dich, dass du es warst, die mit mir auf der Bank bei der Kapelle gesessen hat, dort wo die Sträucher so dicht stehen; welche Bank war es eigentlich, diese oder die nächste?
    Aus dem Buch fällt das Blütenblatt, das wir zusammen gepresst haben, sein rosa-rostfarbener Abdruck bleibt beidseitig zurück, und sein verbliebener schwacher Duft ist der Traum vom einstigen Wohlgeruch, den spürt man ewig, wenn man sich tief über die Buchseite beugt.
    Unser Leben hat seinen Traum wie das Foto unseres Gesichts; und auch dieses Foto hat ein Leben: das Leben, das wir gern gelebt hätten. Du kannst es dir, meine kleine Iboly, immer vorstellen, es immer träumen, dieses nicht gelebte Leben bleibt ewig schön, es wird dich niemals enttäuschen.
    Doch hätte an jenem Nachmittag die Sonne geschienen, ich weiß nicht, weiß es nicht. Wenn du nicht mit diesem Schirm gekommen wärst.
    Drei Tage später klingelte das Telefon, nach eins.
    Eine Frau. Wer bitte?
    Die Schwester von Iboly, Bözsi, die Iboly Bijou nennt.
    Sie möchte mit dem Herrn Schriftsteller sprechen.
    Ist etwas passiert?
    Nichts Schlimmes, sie würde es mir berichten. Persönlich. Wenn der Herr Schriftsteller erlaubt, dass sie vorbeikommt. Sie stört nicht lange. Es dauert nur ein paar Minuten.
    Also dann kommen Sie. Um drei Uhr.
    Das ist also die Bijou.
    Hellrotes Kleid, rote Sandalen, Spitzenhandschuhe, Florentinerhut mit roter Schleife. Der Hut ist ein wenig übertrieben. Ansonsten ist sie ein anständiges, gesundes brünettes Mädchen mit zwei Beinen, zwei Armen, zwei Ohren, zwei Augen, zwei Brüsten, etwas voller als die von Iboly. Bijou sieht Iboly überhaupt nicht ähnlich. Ihre Stimmen gleichen sich schon. Oder bilde ich es mir nur ein?
    »Entschuldigen Sie bitte, Herr   … Schriftsteller. Es geht um die Ibi.«
    Habe ich vermutet.
    »Seit drei Tagen heult sie mir die Ohren voll. Das Kind istgänzlich durchgedreht. Ich komme nicht mehr in den Schlaf. Weiß nicht, was ich noch machen soll.«
    Gar nichts sollen Sie machen. Diese Stimmung vergeht ganz von selbst wieder. Wissen Sie, Fräulein, was mein großer Fehler gewesen ist?
    »Bitte, ich weiß alles.«
    Auch sie muss lächeln.
    Na und? Möchten Sie, dass ich das Leben Ihres Schwesterchens zugrunde richte?
    Das

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