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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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ein, aber ihr Jemand hofft und hofft, dass es ihm einmal gelingen wird, ein wenig Kapital aufzutreiben und einen kleinen Gasthof zu eröffnen, er könnte dann seine Frau auszahlen, und so wäre er frei, Bijou zu heiraten.
    Ach diese Hoffnungen, diese Hoffnungslosigkeiten. Diese stecken gebliebenen Existenzen, diese unerledigten Schicksale, die von heute auf morgen, von morgen auf übermorgen dämmernden Verzweiflungen.
    Ich reiße mich gar nicht sehr um das Kommende, das Zukünftige, mich kann das nicht trösten. Ich gehöre denen, die jetzt da sind, denen das Leben genauso zusteht wie den künftigenEnkeln. Was soll aus denen werden, die Pech hatten, was wird mit all jenen, denen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, denen das Lachen abhanden gekommen ist, auf die die Sonne vergeblich scheint, weil ihnen die Seele erblindet ist,was geschieht mit denen,die nicht wissen,was aus ihnen werden soll? Ihnen hilft keine Form von Kommunismus mehr. Ich stelle mir immer nur vor, es kommt eine Sintflut oder ein Erdbeben, und das wird diese wahnwitzige Unordnung erledigen.
    Sehen Sie, liebe Bijou, ein so wohlhabender Schwager wird auch Ihnen beistehen können; so viel ich von Iboly erfahren habe, ist dieser junge Mann ein sehr guter Charakter. Wenn die Ibi ihn heiratet, rettet sie damit die ganze Familie.
    »Glauben Sie wirklich, die Ibi wird sich dazu entschließen können?«
    Ja, das glaube ich.
    Ich habe dann mit Bijou besprochen, dass sie ihre Schwester schön langsam für den Metzger zähmen soll. Auch die Mama wird das Ihrige dazu tun.
    Natürlich hat mir Iboly die Bijou auf den Hals geschickt.
    »Nein bitte, ich kann schwören, wenn Sie wollen; ich habe der Ibi gesagt, mir macht es nichts aus, ich gehe zu dem Herrn Schriftsteller, denn ich halte es nicht mehr aus, dass du hier wie eine kranke Katze herumgreinst. Ja, und ich musste richtig grob werden mit ihr, bevor sie mir Ihre Adresse verraten hat. Und ich dürfte um Gottes willen nicht verraten, dass sie etwas von meinem Besuch hier weiß. Sie ist so stolz und schämt sich auch. Ich sollte den Herrn Schriftsteller nur fragen, ob er ihr aus irgendeinem Grund böse sei, denn sie weiß es nicht, hat sie vielleicht einen Fehler gemacht oder wurde über sie geklatscht, und der Herr Schriftsteller glaubt das alles; denn sie hat jetzt schon so viele Feinde.«
    Also aus dem Grund ist Bijou gekommen.
    Und sie sagt, nach kurzem Atemholen sagt sie:
    »So lange schon wollte ich den Herrn Schriftsteller kennenlernen. Ich war ja so neugierig.«
    Ein Augenblick, nicht mehr, ein kurzes Aufhellen ihrer Miene, ein behutsames, flüchtiges Lächeln ihrer Augen. Dann senkt sie den Kopf, holt tief Atem und streicht ihren Rock glatt, als hätte sie Falten darauf entdeckt.
    Bijou, Bijou.
    Man kennt diese Neugier der älteren Schwestern, ihre Fantasie.
    Schrecklich, drei viertel vier. Ich muss etwas tun.
    Und um halb sechs erwarte ich die 5Fleurs.
    Ich verabschiedete mich von Bijou, küsste sie als Schwester von Iboly und wie meine Schwester auf die Wange.
    »Doch, was soll ich jetzt der Ibi sagen?«
    Sagen Sie ihr, dass ich verreisen muss und in einer Woche zurück bin. Zu ihrer Prüfungsaufführung werde ich kommen.

43.   Nacht
    Zur Prüfungsaufführung bin ich natürlich nicht hingegangen.
    Aber ich war bei dem jungen Kritiker einer gewissen Redaktion, der über die Aufführung zu schreiben hatte.
    Und ich habe den jungen Mann eingeweiht.
    Der Redakteur versprach, auch mit den Kollegen zu reden, damit Iboly ja keine zu guten Kritiken bekommt.
    Nun, man muss das nicht so wortwörtlich nehmen, sämtliche Blätter sind aufs Höflichste mit ihr umgegangen: eine ausgesprochen liebenswerte Erscheinung, angenehme, erfrischende Jugendlichkeit, jung und auffallend hübsch, anmutige,gewinnende Person und so weiter und so fort, aber am Ende dieser vier, fünf Zeilen, die man der weiblichen Hauptdarstellerin der
Kirchenmaus
widmete, haben alle festgestellt, dass das Fräulein doch weit davon entfernt sei, als Zukunftshoffnung des ungarischen Theaters bezeichnet zu werden. Ein Kritiker hat sogar ihren Vornamen verwechselt und schrieb Ilona anstelle von Ibolya.
    Ich kann mir die Heulerei vorstellen, als sich die Arme am nächsten Tag die Zeitungen kaufte und die Kritiken zur Aufführung las.
    Etwa drei Wochen später sah ich die kleine Märtyrerin; vom Perron der Trambahn aus erspähte ich sie an einem lauen Abend gegen acht; sie war in Gesellschaft von Gyula; vermutlich kamen sie gerade aus dem

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