Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
Vom Netzwerk:
niemals müde, spazieren wir ruhig weiter.
    Setzen wir das Verhör also fort.
    Haben Sie eine Freundin?
    »Eine Freundin habe ich nicht, richtig anfreunden kann ichmich mit keiner von denen. Sie sind alle ziemlich eigennützig und neidisch.«
    Was sie diesem Mädchen wohl neiden.
    »Ich bin nett zu ihnen und gehe auch mal mit der einen oder anderen irgendwohin, aber nur weil ich muss, sonst mache ich mich unbeliebt, ein Vertrauensverhältnis hab ich nur mit Bijou, meiner älteren Schwester. Sie heißt eigentlich Bözsi oder besser Erzsi, aber Mama hat ihr den Namen gegeben, als sie klein war.«
    Ich erinnerte mich, entsann mich einstiger, längst aus meinem Blickfeld entschwundener Mädchen, von der Bühne oder zivile, die auf dieselbe Weise verkündet haben, sie besäßen keine Freundin. Nett, wie dieses Mädchen den übrigen gleicht, wie das kleine Entchen, das nicht anders ist als die anderen Entlein.
    Und die Jungen, Iboly? Wie steht es mit den Männern?
    »Ach, Sie haben sich meinen Namen gemerkt?«, wandte sie sich dankbar mir zu.
    Keine Angst, Kindchen, ich werde ihn auch wieder vergessen.
    Also dann die jungen Männer.
    »Ich kenne schon Jungen, ja. Habe aber mit keinem von ihnen etwas zu tun.«
    Und es gab nicht einmal einen?
    »Nein, keinen.«
    Sie blickte nach unten, zupfte an den Fingern ihrer Handschuhe.
    Warum tragen Sie so derbe Handschuhe. Ich glaube, für das gleiche Geld gäbe es auch feinere, damenhafte.
    Ja, das stimme, sie habe selbst schon daran gedacht, sich andere zu kaufen.
    Sie verbarg die Handschuhe hinter dem Rücken, damit ich sie nicht sehen musste.
    Also kein Freund?
    »Nein, und es hat auch noch keinen gegeben. Das ist die Wahrheit. Warum sollte ich es leugnen, wenn es anders wäre?«
    Ohoho. Du lügst? So ein Dummchen bist du? Sie soll mir in die Augen schauen.
    Sie wandte mir das Gesicht zu, riss ihren Blick aber sogleich wieder weg und redete zur Donau hin:
    »Ja gut, geküsst habe ich natürlich schon. Mehrere. Aber weiter nichts. Da war kein Junge, der es verdient hätte, dass   … Ich weiß, es ist kein Verdienst, wenn ich so bin. Nicht aus dem Grund, denn das ist ja heute keine große Sache. Lächerlich. Nur, diese Jungen sind nicht so, dass es sich lohnen würde, kein Einziger.«
    Also.
    »Ja, ich schwöre bei Gott.«
    Muss nicht sein.
    Also das ist nicht übermäßig interessant.
    Das Schwören nahm ich ihr übel. Wozu muss sie mir’s schwören? Es tat mir schon leid, dass ich mich überhaupt dafür interessiert hatte. Sie solle entschuldigen.
    »Doch, im Gegenteil! Ich bin richtig glücklich, dass ich Gelegenheit hatte, es zu sagen. Wollte es schon von mir aus anbringen, früher oder später.«
    Später, was heißt dieses später? Wann?
    »Nun, ich dachte, wenn wir einmal öfter zusammen sind.«
    Ich musste diese Iboly anlachen. Was willst du von mir?
    Schwieg eine Weile, weil ich nicht wusste, was ich ihr sagen sollte. Betreten betrachtete ich die Strohhalme, die Teerflecken vor mir auf den Pflastersteinen. Es störte nicht. Auch sie hatte den Kopf gesenkt, so schritt sie neben mir her, als wären wir uns böse. Oberhalb von uns lärmte der Korso. Vor einem Kaffeehaus gab es Jazzmusik mit Gesang.
    Dann wollte ich wissen, wie sie ausgerechnet auf mich verfallen war. Womit ich das verdient hätte.
    Nun, weil sie meine Gedichte so mag. Sie hat sich einmalein Lyrikbändchen von mir in der Bibliothek ausgeborgt und mehrere Gedichte daraus abgeschrieben. Bei einer Feier im Waisenhaus konnte sie eines davon vortragen. Dass sie dorthin eingeladen wurde, hatte sie Bijou zu verdanken. Bijou fertigt nämlich für eine Dame, die im Bezirksvorstand des Frauenvereins ist, einen Hut an. Ach, ob es denn möglich sei, dass sie mir einmal etwas vorträgt, sie wäre schrecklich neugierig auf meine Meinung.
    Jedenfalls ist es sympathisch, dass sie Gedichte mag. Da, seht her, ihr armen ungarischen Poeten, was für ein anständiges, adrettes junges Mädchen, sie hinkt nicht, ist nicht einmal lungenkrank, und sie liebt Gedichte.
    Wir kamen bereits in die Nähe der Franz-Josephs-Brücke. Dort stehen Sitzbänke am Kai. Alte Männer saßen dort und sahen uns nach. Am Ufer standen Zollbeamte und junge Schiffsleute herum, Dienstmädchen führten Foxe und junge Schäferhunde zum Äußerln vorbei, sie haben es den Hunden zu verdanken, dass auch sie einmal an die Luft kommen.
    Sie sprang auf manche dieser Köter zu und streichelte ihr Fell.
    Ja, sie mag Hunde sehr. Ob ich die Hunde auch gut leiden

Weitere Kostenlose Bücher