Die Liebe am Nachmittag
gleichzeitig hoch, machte: pph.
»Weder hässlich noch schön. Wäre eigentlich ein netter Bursche, ist aber überhaupt nicht elegant. Der, mit dem ich vor dem Theater stand, war’s, damals, als ich auf Sie gewartet habe, erinnern Sie sich?«
27. Nacht
Oktober, November, Dezember, Januar, Februar: Es wird fast ein halbes Jahr, dass ich mich regelmäßig mit Iboly treffe. Ich sehe sie zwar, gehe aber nicht mit ihr, wie man in Pest zu sagen pflegt.
Sollte mich schämen, nicht?
Woran mag es liegen?
Natürlich liebe ich sie nicht; davon kann keine Rede sein.
Und ich frage sie nicht, ob sie mich liebt. Auch sie fragtmich nicht, ob ich sie liebe, und sie sagt nicht, dass sie mich liebt. Vielleicht würde sie das für zudringlich halten.
Nie fragt sie, ob ich irgendjemand habe.
Nur so viel traute sie sich eines Abends zu fragen, ob ich in meinem Leben oft verliebt gewesen bin.
Dabei hat sie an sich gedacht, klar.
Aber sie sagt nichts dergleichen. Denn das tut ein Mädchen doch nicht, nicht wahr, dass sie sagt: Was ist, wie lange soll ich noch warten?
Andererseits sprach sie, seit ich sie wieder öfter ausführe, mehrfach meine Wohnung an. Wie ich wohne. Wohin sich die Fenster öffnen, ob ich auf einer Couch oder in einem Bett schlafe. Was für eine Tapete ich habe. Ob ich auf einer Schreibmaschine schreibe. Und ob ich auch immer Blumen in meiner Wohnung habe. Sie könnte sich das so vorstellen. Ach, sie möchte so gern einmal meine Wohnung sehen.
Letzte Woche habe ich ihr versprochen, sie einmal zu mir einzuladen.
»Schön, ich freue mich darauf.«
Und sie strahlte mich an, holte tief Luft und warf sich in die Brust, ich glaube absichtlich.
Kürzlich, als ich sie eines Abends heimbegleitete, trällerte sie an meinem Arm und meinte dann:
»Wissen Sie, woran ich immer denke? Ich möchte bei Ihnen sitzen, wenn Sie arbeiten, kein Wort würde ich sprechen, mich in eine Ecke verziehen und mich einringeln wie ein Kätzchen, nur betrachten möchte ich Sie, Sie brauchten gar nicht zu wissen, dass ich da bin. Den ganzen Tag könnte ich so sitzen, würde Sie nicht einmal um ein Glas Wasser bitten.«
Dafür musste ich ihr Gesichtchen streicheln, nur so mit dem Handschuh.
Am Tor gestand sie noch, dass sie sich nachts im Schlaf oft herumwirft,manchmal aufwacht und friert,weil sie ihr Federbettweggetreten hat. Und dass sie ganz wild träumt. Immer von Männern. Am Morgen hat sie dann Kopfweh.
Seit Längerem schon klebt sie beim Küssen so eng an mir wie eine reife Frau. An manchen Abenden begehre ich sie sehr, nachdem ich sie so zurückgelassen habe. Auch im Kino, wenn meine Hand auf ihrer Hüfte ruht. Bei Tisch, wenn sie mir, vom Tischtuch verdeckt, heimlich den Schenkel streichelt. Eine Hitzewelle läuft mir bis zum Scheitel hinauf, in dem Augenblick verurteile ich Iboly, und ich werde das Urteil noch in dieser Woche vollstrecken; nein, nächste Woche oder Ende nächster Woche.
Ich habe so viel Unerfreuliches am Hals, Sorgen und Laufereien. Auch damit hat es zu tun, das sollte man mir glauben.
So schiebe ich es hinaus. Und es tut gut zu warten und sie warten zu lassen.
Sie gefällt mir allmählich auch besser, diese Iboly. Was ich so alles von ihr höre, öffnet mir nach und nach die Augen. Dass sich der Lederhändler wieder gemeldet hat. Und dass sie Briefe bekommt. Junge Männer der besseren Gesellschaft, die sich am Theater herumtreiben, lassen sie wissen, dass sie gern mit ihr ausgehen möchten. Dieser Tage ist eine Schauspielerin bei der Probe, bei der Iboly zusammen mit anderen Schülerinnen andächtig wie Arme in der Kirche hinten saß, während der Pause in den Zuschauerraum herabgestiegen und hat sich im Zwielicht ausgerechnet Iboly ausgesucht, sich zu ihr gesetzt, mit ihr geplaudert und sie gelobt.
»Ich hab ihr so gefallen, dass sie mir einen Kuss gab. Direkt auf den Mund.«
Und letzte Woche hielt mich ein Freund, der Bildhauer, auf und meinte:
»Du, wer war denn die hübsche Kleine, mit der ich dich im Kino gesehen habe?«
Ich stellte mich harmlos: War sie hübsch? Ich hab sie mir nicht so genau angesehen.
Im Kino, ja, wenn sich die Herren in der Pause umsehen, bleiben sie mit den Augen oft an Iboly hängen; auch auf der Straße registriere ich, dass das Männervolk die Blicke über ihr Gesichtchen gleiten lässt.
Es kommt vor, dass ich auch daheim minutenlang an Iboly denke. Rufe mir öfter ihr Bild ins Gedächtnis.
Ich hätte sie gern mit blauen Augen. Wenn ich nur die braunen von Iboly
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