Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
Vom Netzwerk:
Zwanzig-Pengő-Scheine mit dem Kossuth-Bild. Also jetzt hören Sie mal gut zu: nämlich der Ring.«
    Schon wieder dieses
Hören Sie mal gut zu.
    Das ist genauso eine Angewohnheit wie das
Lassen Sie sich gesagt sein
; immer wieder bittet sie darum, ihr gut zuzuhören, wo ich doch jetzt ohnehin niemandem sonst auf der Welt zuhören möchte.
    Aber lassen wir jetzt die Strafe, sie soll erzählen.
    »Vorgestern Abend bin ich wieder mit den beiden ausgegangen, der Lederhändler hat mir, immer wenn Maci weggeschaut hat, mit so traurigen Augen zugezwinkert, dass ich fast gelacht hätte, er machte so herzzerreißende Augen und spannte seine Nasenflügel an, ich biss mir auf die Unterlippe und straffte auch meine Nasenflügel, dachte immer an Sie, ach, wie Sie bei so etwas gelacht hätten, aber das ist nicht so wichtig; was finde ich da in meinem Retikül, als die beiden mich schließlich heimgebracht haben? Eine kleine Seidenschatulle und darin einen Ring. Nicht diesen Ring, nein, einen wahnsinnig teuren mit einem Saphir in der Mitte und rundherum mit kleinen Brillanten besetzt. Wahrscheinlich hat er ihn in mein Retikül gesteckt, als ich hinausging, um mir die Lippen nachzuziehen, und mein Täschchen auf dem Tisch liegen ließ. Ich dachte, du meine Güte, das träumst du doch. Hab daheim gleich Bijou aufgeweckt, denn die schliefschon, und auch Bijou war ganz aufgeregt, meinte, der hat mindestens hundertfünfzig Pengő gekostet, Mama wird einen Luftsprung machen, wenn wir ihr in der Früh den Ring zeigen.«
    Na und, ist die Mama gesprungen?
    »Das ist sie! Man müsste ja dem lieben Herrgott danken, mit was für einem großzügigen Kavalier ich da Bekanntschaft gemacht hätte. Bijou und ich haben beschlossen, dass ich den Ring ins Pfandhaus bringe, sie brauchte nämlich auch gerade Geld. Vierzig Pengő hab ich für den Ring bekommen, davon konnte ich gleich meinen kleinen Ring auslösen, denn den wollte ich schon sehr gern wiederhaben, fünfzehn gebe ich Bijou, dann bleiben mir noch vierzehn Pengő für Schuhe, denn die brauche ich jetzt wirklich. Hier, sehen Sie, mein Pfandzettel, ich bin wirklich glücklich, das ist mein allererster Pfandschein im Leben.«
    Sie wird ihn gewiss auch im Theater herumzeigen, sich damit ein bisschen Ansehen einhandeln wollen.
    Dann aber kam Iboly auf ihren Seelenkummer zu sprechen.
    »Sagen Sie mir doch, was soll ich jetzt tun? Ich hab schon so darauf gewartet, dass ich mit Ihnen sprechen kann. Natürlich ist es ist nicht in Ordnung, wenn ich den Ring nicht zurückgebe; ich nehme ein teures Geschenk an von einem Mann, der keine Chance bei mir hat. Sie reden nichts; können es mir ruhig sagen,wie abscheulich Sie mich finden,weil ich so etwas mache.«
    Sie stützt ihre Nase mit dem Zeigefinger und sinnt laut nach:
    »Und ich weiß gar nicht, ob ich es wagen soll, dem Lederkaufmann noch einmal unter die Augen zu kommen. Was kann ich ihm sagen, wenn er anfängt, mich zu bedrängen, immerhin hat er hundertfünfzig oder vielleicht zweihundert Pengő für mich hinausgeworfen, lieber Gott, wenn er mich in seinem Zorn nur nicht ohrfeigt, er tut mir ja richtig leid, dieserBlödian. Ich hab doch völlig den Verstand verloren, als ich den Ring erblickte, dachte im selben Moment nur noch an neue Schuhe.«
    Sie kicherte verlegen. Dann setzte sie eine strenge Miene auf, wie ein Staatsanwalt.
    »Übrigens
, lassen
Sie sich gesagt sein
, dass   … Nein!«
    Nasenstüber für das
Lassen Sie sich gesagt sein
.
    »Also, ich frage Sie, verdient es so einer nicht, bestraft zu werden, der ein Mädchen mit Geld herumkriegen will? Sagen wir, ich revanchiere mich jetzt bei ihm und gebe den Ring nicht zurück. Bin ich dann nicht im Recht? Sie sagen nichts?«
    Ich schweige, schau auf meine Zigarette.
    Iboly sah auch irgendwohin und schmuggelte einen Seufzer in die Luft; als ich sie anschaute, bemerkte ich, dass sie die Unterlippe hochschob; diese Miene bedeutet, dass sie unzufrieden ist mit sich selbst.
    Schließlich sagte ich, dass ich ihr gern die vierzig Pengő geben möchte, damit sie den Ring sogleich auslösen und dem Lederhändler zurückgeben kann; leider aber habe ich mein ganzes Geld in die Schweiz transferiert, doch ich würde meiner Bank schreiben, damit man schnell disponiert; bis dahin hielte ich es für richtig, wenn sie nicht mehr in die Gesellschaft dieses Herrn ginge.
    Ibolys Blick verirrte sich in den Blättern der Palme, die sich im Kübel in der Ecke neben der Tür langweilte.
    Bitte, was träumst du

Weitere Kostenlose Bücher