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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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ihr nicht herausgeben, zahlt sie mir zwei Heller und damit gleich für das nächste Einhängen. Und das hält sie immer evident. Hin und wieder rennen wir um die Wette, zwei, drei Minuten lang, für mich ist es ein großer Triumph, wenn ich sie abfangen kann;danach muss ich mich allerdings an eine Mauer lehnen und verschnaufen. Mein Herz poltert. Ich riskiere auch noch, einer abfahrenden Trambahn nachzuspurten und bin unheimlich stolz, wenn es mir gelingt, sicher auf dem Trittbrett zu landen; auf dem Perron aber keuche ich dann, als wäre ich einen ganzen Kilometer weit gesprintet.
    Spätabends in den Nebenstraßen muss ich nicht befürchten, dass man mich erkennt und kann mich über Ibolys Arm freuen, spüre nach und nach ihre Wärme und mache mir klar, dass sich nun die Hitze eines jungen Lebens mit meiner Körperwärme verbindet. Es ist ein gutes, behagliches Gefühl, wenn sich diese Iboly so an mich lehnt; manchmal sehe ich auf der Straße mit wehem Herzen junge Pärchen so gehen, das Mädchen lehnt sich völlig hingegeben an den Partner, verlagert ihr Gewicht, die ganze Last ihres Körpers vertraut sie diesem Burschen an, und sie gehen beide so langsam, als hätte er das Mädchen soeben erst im Spital abgeholt und sie wäre noch unsicher auf den Beinen.
    Vor ihrem Haustor verabschiede ich Iboly mit Küsschen; sie küsst sehr inbrünstig und wird böse, wenn ich meine Spielchen mit ihr treibe, meine Nase hochschiebe oder gähne oder ihr, den Kopf gesenkt, den Hut hinhalte, während sie mir mit geschlossenen Augen immer wieder ihr Schnäuzchen entgegenstreckt. Wenn unsere Lippen sich voneinander lösen, lacht sie gut gelaunt wie nach unseren Wettläufen; und sie ist hilflos und unersättlich wie ein junger Hund, der einen immer wieder erwartungsvoll anblickt, nachdem man ihm einen Happen ins Mäulchen geworfen hat.
    Eines Abends überraschte mich Iboly,indem sie mich fragte: »Wollen Sie mal sehen?«
    Dann streifte sie, während wir uns zum Abendessen in das Kaffeehaus neben der Margaretenbrücke in Buda hinsetzten, einen Handschuh herunter.
    Ein Ring. Sie hat bisher keinen Ring getragen.
    Ein dünnes Goldringlein mit einem kleinen Edelstein.
    Donnerwetter, wo hast du den her?
    »Heute habe ich ihn ausgelöst. Nicht im Pfandhaus; in unserer Straße beim Uhrmacher, der hat mir dafür zehn Pengő gegeben, nur aus Gefälligkeit. Schon im letzten Sommer. Schön, nicht. Ich mag ihn sehr.«
    Wie bist du denn plötzlich so reich geworden?
    »Wenn Sie erst wüssten, wie reich ich bin. Ich habe noch dreißig Pengő!«
    Nicht möglich!
    »Warten Sie, ich erzähle es Ihnen.« Der Kellner stand schon an unserem Tisch.
    Beim Essen hat sie es dann erzählt:
    »Alles fängt damit an, dass ich anfange, diesem Lederhändler sehr zu gefallen. Was sagen Sie jetzt?«
    Nicht mit vollem Mund reden. Erst runterschlucken.
    »Nja, ’tschuldigung. Nämlich vor drei oder vier Wochen, als ich wieder einmal mit den beiden zum Essen war, hat er angefangen, mich oder besser meinen Schuh unterm Tisch anzustoßen. Danach hat er es immer, wenn ich mit ihnen aus war, so gemacht, und mit seiner Hand hat er auf dem Tisch hin und wieder an meine gestoßen. Und wenn er mir in den Mantel half, flüsterte er mir in den Nacken: Ach, sind Sie süß! Letzte Woche waren wir im ›Grill‹, und als er mit mir tanzte, fing der Affe an, mich richtig zu hofieren; er schwört, dass ich viel herziger bin als die Maci und ihm auch sympathischer, er sieht allmählich, dass die Maci eine berechnende Bestie ist, die ihn nur ausnutzt, ich aber sollte wissen, dass ich ihn wahnsinnig reize und wie sehr er mich schätzt. Ich wollte Ihnen das gar nicht erzählen, weil ich mich geschämt habe.«
    Na und?
    »Ja, und ich habe auch der Maci nichts davon gesagt, sie hätte mich dann bestimmt nicht mehr mitgenommen. Als wir von der Tanzfläche zurück in die Loge gingen, ersuchtemich der Lederbursche, ihn am nächsten Tag nach der Schule in seinem Büro anzurufen. Ich sagte: gut, wird gemacht.«
    Und, hast du ihn angerufen?
    »I wo, wie käme ich dazu! Die Maci, wissen Sie, hat diesen Kerl längst schon satt, außerdem drängt sie inzwischen darauf, dass ihr Freund sie heiratet, dann will sie auch aus der Schule wegbleiben, sie hat einfach keine Ambition, sagt, der Lederhändler hätte ohnehin früher oder später keine Geduld mehr, aber vorläufig geht sie auf jeden Fall noch mit ihm, weil sie auf die süßen Kossuth Lajos nicht verzichten kann, so nennt sie die

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