Die Liebe am Nachmittag
durch die blauen der 5Fleurs ersetzen könnte.
Sollte dieses Mädchen tatsächlich schön sein?
Wie schön?
Auch von der 5Fleurs sagt man, sie sei eine schöne Frau.
Ich sehe in der Schönheit der Dame nicht mehr als ein gewisses Niveau, Gesundheit und Gepflegtheit. Ich weiß nicht, ob sie auch als Waschfrau oder Ehefrau eines Arbeitslosen schön wäre, wenn sie fünf Kinder hätte und in einer Kate im Budapester Engelsgrund wohnen würde.
Ich betrachte Schönheit als etwas Ähnliches wie Begabung. Ein ganzes Heer von Malern malt, eine Unzahl Autoren schreibt; es gibt unbedeutende, mittelmäßige, originelle, große Begabungen und dann unter Tausenden ein Genie.
Diese Schönheit, die geniale, entdeckte ich einmal an einem südamerikanischen Mädchen, das sich Hollywood geangelt hat und dessen Konterfei man jetzt als Fotografie verbreitet; und Schönheit finde ich auch auf dem Gesicht einer jungen Lady im
Spur
, manchmal geht aber auch der Venusstern der Schönheit im Angesicht eines ungewaschenen Zigeunermädchens auf; und gelegentlich wird jene Schönheit im Antlitz eines kleinen Mädchens durch die Glastür einer Hausmeisterwohnung sichtbar, die Fra Angelico in die Gesichter der glücklichen Engel gemalt hat. Oder mich versetzen die Gesichtszüge einer alten Frau aus dem Sárköz in der Sonntagsbeilage über diese volkskundlich so überreiche Gegend in Staunen: In ihnen liegt diese Erhabenheit, breitet sich würdevollesTräumen aus, das eher von Michelangelo als vom himmlischen Schöpfer zu stammen scheint.
Es ist das Feenhafte, das unfassbare Geheimnis der Schönheit, das einen an einer einzigen Zyklamenblüte unter vielen betört, an einem Pfirsich unter anderen Pfirsichen; die Frucht stammt vom selben Baum wie die anderen in der Obstschale, aus demselben Grund wie ihre Geschwister ringsum sprießt diese schönste Zyklamenblüte. Schönheit kennt keinen Rang und keine Regel. Ihr Gesetz ist der Zufall, wie bei der Lotterie.
Iboly ist, sagen wir, hübsch. Ein lieber kleiner Fratz. Es gibt junge Mädchen, die hübscher sind, deren Gesichter aber Langeweile verbreiten.
Wenn Iboly jemanden anschaut, heitert sich seine Miene auf.
Auch wegen dieser Bescheidenheit und ihrem Mangel an Selbstbewusstsein gefällt sie mir besser. Sie stellt den Spiegel vor sich auf den Tisch, dreht den Kopf nach rechts und nach links wie eine Meise auf dem Ast; dann rümpft sie die Nase, schiebt die Unterlippe hin und her, probiert eine breitere oder schmale Lippe, hält den Kopf hoch, senkt ihn wieder, setzt abwechselnd eine verführerische, arrogante oder durchgeistigte Miene auf; indessen brabbelt sie vor sich hin:
»Was für eine fantastisch ordinäre Visage. Mein Gott, wäre ich doch bloß ein bisschen schön. Bei mir hilft auch Farbe nicht. Ich werde einfach nur fünf Jahre älter, wenn ich mich für die Bühne anmale. Sehen Sie doch mal, habe ich so mehr Sex-Appeal? Im Filmstudio bei der Hunnia sagte letztens der Regieassistent, ich versprühte den Sex-Appeal nur so, doch der versteht nichts von Frauen, dem gefällt jede. Herrgott, warum hast du mich nicht ein Quäntchen schöner erschaffen, sag, welche Mühe hätte dich das gekostet? Ach wäre ich doch so gut gelungen wie diese Angyi, das Engelchen! Du bist hässlich, Ibilein, auf ein grässliches Wiedersehen!«
Zum Trost küsst sie ihr Spiegelchen.
Diese Angyi, der Goldengel, von deren Glück mir Iboly vor ein paar Tagen berichtet hat, ist mir zufällig schon einmal begegnet, der Herr Redakteur von
Theater heute
hat sie mir vorgestellt: Na, Goldengelchen, dem Herrn Schriftsteller schön Küss die Hand sagen! Man hat sie für eine Fotoreportage unter dem Titel »24 Stunden im Leben eines Pester Backfischs« unter den Schauspielelevinnen als Prototyp ausgewählt.
Auch von der Jungherrenwelt ist Goldengelchen entdeckt worden.
Doch bevor es ihr noch schlechter ergehen konnte, haben ein Bühnenschreiberling und ein Jungakteur, die von zärtlichen älteren Herren eingekleidet werden, das unschuldige Kind gepackt und Goldengelchen dem zwanzigjährigen Jungbaron offeriert, der gerade beginnt, in den Nachtlokalen eine Rolle zu spielen. Er hatte nämlich die beiden umtriebigen Jungmänner beauftragt, ihm eine nette Freundin zu besorgen, aber eine, die noch nicht im Umlauf ist. Iboly hat diesen Handel,der mit Angyi gemacht wurde, in allen Einzelheiten in der Schule mitgekriegt; viele Kolleginnen von bescheidener Herkunft wurden grün vor Neid. Goldengelchen bekommt
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