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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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gerade?
    »Mir fielen gerade die Mädchen ein, Sie wissen schon, diese gewissen Herren gehen mit den Mädchen als Alibi zum Abendessen aus. Um wie viel leichter es die haben, sie müssen sich nicht mit den Männern herumärgern.«
    Ja, wie überall auf der Welt gibt es diese Männer, die sich nicht für Frauen interessieren, auch in Pest; man kennt die Gepflogenheit von manchen dieser Herren, sich in Begleitungvon nicht gerade bedeutenden Künstlerinnen, also in Damengesellschaft, zu zeigen. Solche Alibi-Damen müssen elegant auftreten können, und man erwartet von ihnen auch, dass sie amüsant sind.
    Iboly hat mir in die Hand versprochen, dass sie nie mehr mit der Maci ausgeht. Ja, sie küsste mir sogar die Hand. Was ich übrigens für recht und billig halte. Wir küssen den Frauen ja ohne jeden Grund so oft die Hände.
    Gut, dann hätten wir den Ring dieses Lederhändlers erledigt.
    Und woher stammt der andere, dieses artige Ringlein an ihrem Finger?
    »Das? Das hat mir ein Junge gegeben. Im letzten Jahr.«
    Sie sah auf den kleinen Ring, dann schob sie ihre Hand mit dem Corpus delicti unter den Tisch.
    Und was für ein Junge ist das?
    Statt meine Frage zu beantworten, kichert sie und weist in Richtung der Säule, sehen Sie doch, wie komisch dieser alte Onkel dort Zeitung liest. Bewegt beim Lesen den Mund wie Schulkinder, die etwas auswendig lernen.
    Willst du über den Jungen nicht reden?
    »Ach. Das ist so eine blöde Sache.«
    Wie blöd?
    »Im letzten Frühjahr fing er an, mir den Hof zu machen. Er hat ein Motorrad. Ist mit mir immer nach Gödöllő und Budakeszi hinausgefahren. Ich mag Motorräder gar nicht. Finde sie gewöhnlich.«
    Deshalb mochtest du den Burschen nicht?
    »Ach was, nicht nur deshalb.«
    War er frech?
    »Nein, das nicht, im Gegenteil, ein ganz anständiger Bursche. Er wollte mich heiraten. Können Sie sich das vorstellen?«
    Das nicht, nie. Und dann?
    »Was dann? Glauben Sie vielleicht, ich will so einen heiraten? Den ganzen Sommer hat er mir in den Ohren gelegen, ich sollte mich doch nicht mehr in der Schauspielschule einschreiben lassen und dass wir uns verloben könnten, im Winter wäre dann die Hochzeit. Das hat mich schrecklich genervt, zum Schluss musste ich schon vor ihm flüchten.«
    Wie alt ist denn der Strolch?
    »Wie alt? Achtundzwanzig ist er jetzt.«
    Und was ist er, ein armer Tropf?
    »Nein, überhaupt nicht arm, sein Vater hat zwei Fleischerläden, einen in der Josefstadt und einen in unserer Gegend. In seinem Geschäft habe ich ihn kennengelernt, musste bei ihm immer Schmalz und Grieben holen. Der Junge führt diese Filiale. Und er hat sogar die Matura, aber er sagt, was kann er mit der Matura anfangen, soll man in diesen Zeiten vielleicht Advokat oder Ingenieur werden? Und nach dem Vater muss er sowieso das Geschäft übernehmen, also ist er gleich bei ihm eingestiegen. Und was hat er uns nicht alles an feinen Würsten und Kalbsnierenbraten rübergeschickt, bis ich daheim Krach geschlagen und verboten habe, noch etwas anzunehmen, denn ich wollte ja von ihm nichts mehr wissen; am Schluss heulte er sogar meinetwegen, ich musste mich schrecklich aufregen. Umsonst habe ich ihn angefleht, sich diesen Blödsinn aus dem Kopf zu schlagen.«
    Dass du seine Frau werden sollst? Das ist also ein Blödsinn?
    »Ja, das ist doch blödsinnig. Schließlich will ich Schauspielerin werden.«
    Ich erinnere mich, dass ich dann längere Zeit schwieg. Habe zu den Billardtischen hinübergeschaut; in diesem Kaffeehaus in Buda wird noch Billard gespielt. Zwei ältliche Beamten-Typen spielten, einer in Hemdsärmeln. Iboly half mir beim Zuschauen. Und wandte sich dann wieder mir zu:
    »Können Sie Billard spielen?«
    Ein wenig.
    »Ach, bestimmt können Sie auch das am besten. Ich kann gar nichts auf der Welt, sogar für Rommé bin ich zu blöd, verliere immer, wenn wir in der Garderobe spielen.«
    Sie nahm mir den Tabak ab, um sich eine Zigarette zu drehen. Schon seit dem Herbst übt sie es; reißt immer das Papier ein oder dreht so krumme Stäbchen, die sofort aufgehen, wenn man sie angeraucht hat; dann spuckt sie und zupft sich die Tabakkrümel vom Rock. Ich neige mich zu ihr hinüber und puste ihr ein Wölkchen Rauch in die Haare; der Rauch steigt nach oben wie nach einem Gewitterregen im Sommer der Dunst aus dem Heuschober.
    Was den Jungen angeht, so habe ich sie, um das Thema abzuschließen, noch gefragt: und wie ist dieser Fleischer-Sprössling? Sieht er gut aus?
    Iboly zog Schultern und Mund

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