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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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mitgekommen, ohne zu wissen, warum. Vielleicht fürchtete er, dass er, wenn das Testament nicht seinen Wünschen entsprach, den unkontrollierbaren Drang verspüren könnte, aus dem Fenster zu springen oder sich mit dem Brieföffner die Adern aufzuschneiden oder irgendwelchen Schaden mit dem antiken Schürhaken aus dem offenen Kamin anzurichten. Wobei ich auch immer noch nicht sicher war, was er hören wollte, und ich hatte das Gefühl, dass er es selbst auch nicht genau sagen konnte. Die ganze Zeit war ich davon ausgegangen, es wäre für Adam das Schlimmste, Firmenboss zu werden, weshalb ich ja auch versucht hatte, einen Ausweg zu finden, der ihn von dieser Pflicht befreite. Aber kaum war Lavinia auf der Bildfläche erschienen, da wollte er den Job plötzlich unbedingt haben und tat alles, um sie hinauszudrängen. Es war fast, als hätte er genau in dem Moment, als sie aufgetaucht war, bemerkt, dass ihm das Familiengeschäft doch am Herzen lag. Es war nicht nur eine lästige Pflicht, nicht nur der Druck, zu zeigen, dass er der Situation gewachsen war und tun konnte, was getan werden musste, es ging wesentlich tiefer. Er hatte
Basil’s
im Blut. Die Firma gehörte zu ihm wie seine Muskeln und Knochen. Aber um das zu begreifen, hatte er sie erst einmal verlieren müssen.
    »Ich sollte lieber gehen«, flüsterte ich Adam zu.
    »Nein, du bleibst«, erwiderte er bestimmt und machte sich nicht mal die Mühe zu flüstern, so dass sich alle Köpfe nach uns umwandten.
    Wir waren alle schrecklich nervös. Adam und ich auf der einen Ledercouch, auf der anderen Lavinia und Maurice, dessen Anwälte ihn erst vor einer Stunde auf Kaution aus dem Gefängnis geholt hatten. Maurice sah aus, als wäre er kurz vor einem Herzinfarkt – die Augen rot und geschwollen, das Gesicht schlaff vor Erschöpfung, die Haut trocken und fleckig.
    Der Grund für die allgemeine Nervosität war, dass Adam zwar glaubte, dass der Job an ihn gehen würde, was man ihm ja auch so gesagt hatte – aber jetzt, wo Lavinia, Dick Basils ältestes Kind, zurückgekehrt war, hatte sie das Vorrecht. Außerdem konnte man nicht wissen, was sie womöglich sonst noch unternommen hatte, um ihre Zukunft zu sichern, als ihr Vater auf dem Sterbebett gelegen hatte. Jetzt beanspruchte also Adam den Chefsessel, und Lavinia wollte ihn mehr denn je.
    Arthur May, der Anwalt – ein siebzigjähriger Mann mit langen, hinter die Ohren gekämmten grauen Haaren und einem Musketier-Bart –, räusperte sich. Er war mit Dick Basil auf dem Internat gewesen und einer der wenigen Männer, denen er vertraut hatte.
    Während Arthur May sich umschaute, um sich zu vergewissern, dass alle Anwesenden ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten, wurde es still im Raum. Er begann das Testament zu verlesen, mit klarer, energischer Stimme, der man anhörte, dass es nicht ratsam war, sich mit ihm anzulegen. Als er zu dem Teil kam, in dem festgelegt war, dass nach Richard – »Dick« – Basils Wunsch und in Übereinstimmung mit dem letzten Willen des verstorbenen Bartholomew Basil nun Adam Richard Bartholomew Basil die Leitung der Firma übernehmen und den Chefposten antreten sollte, sprang Lavinia von der Couch auf und fing an zu schreien, wortlos, ein schrilles, durchdringendes Geheul, als hätte man sie der Hexerei angeklagt und auf den Scheiterhaufen gebracht.
    »Unmöglich«, zeterte sie dann, plötzlich wieder gut verständlich. »Arthur, wie kann das sein?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und deutete anklagend mit dem Finger auf Adam. »Du hast ihn ausgetrickst! Du hast einen sterbenden alten Mann ausgetrickst.«
    »Nein, Lavinia, das hast nur du versucht«, erwiderte Adam kühl. Ich traute meinen Augen nicht – er war vollkommen ruhig, hundertprozentig im Einklang mit der testamentarischen Entscheidung sowie seiner darin enthaltenen Rolle, und das, wo er doch noch vor ungefähr einer Woche gedroht hatte, von einer Brücke zu springen.
    »Diese Schlampe da steckt dahinter!« Sie richtete ihren manikürten Fingernagel auf mich. Mein Herz hämmerte, weil ich plötzlich im Zentrum eines Familienstreits stand, obwohl ich gar nicht zur Familie gehörte.
    »Zieh sie da nicht mit rein, Lavinia, sie hat nichts damit zu tun.«
    »Es ist doch immer das Gleiche mit dir, Adam – jede deiner Freundinnen hat dich unter dem Pantoffel. Erst Barbara, dann Maria und jetzt diese hier. Na ja, ich hab euer komisches Schlafzimmer-Arrangement gesehen, ich kann mir denken, was da abgeht.« Sie sah mich

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