Die Liebe deines Lebens
mit zusammengekniffenen Augen an, und ich wich unwillkürlich vor ihr zurück. »Was, will sie nicht mit dir schlafen, bevor ihr verheiratet seid?«, wandte sie sich wieder an Adam. »Sie ist doch bloß hinter deinem Geld her, Adam. Hinter
unserem
Geld genau genommen – aber das kriegt sie nicht. Glaub nur nicht, dass du mich über den Tisch ziehen kannst, du kleine Schlampe!«
»Lavinia!« Auf einmal hatte Adam wieder diese furchterregend wütende Stimme, sprang von der Couch und sah aus, als wolle er seiner Schwester den Kopf abreißen. »Unser Vater hat mir die Firma anvertraut, weil du ihm fünf Millionen gestohlen hast. Schon vergessen?«
»Ach, jetzt sei bloß nicht kindisch«, entgegnete sie, wandte dabei aber bezeichnenderweise den Blick ab. »Er hat uns das Geld zum Investieren gegeben.«
»Ach, jetzt sagst du auf einmal
uns
? Schade, dass Maurice allein dafür geradestehen muss, stimmt’s, Maurice?«
Schon vorher hatte Maurice wie ein gebrochener Mann gewirkt, aber jetzt sah er aus wie kurz vor dem Zusammenbruch.
»Es ist richtig, Lavinia«, fuhr Adam fort, »Vater hat euch das Geld gegeben, damit ihr es investiert – in die Villa in Nizza, in den Anbau an euer Haus, in all die schicken Events, die du veranstaltet hast, damit dein Gesicht in Hochglanzmagazinen zu sehen ist und um Geld für Wohlfahrtsorganisationen einzutreiben, an deren Existenz ich inzwischen zweifle.«
»So war es nicht«, widersprach Maurice leise, schüttelte den Kopf und blickte zu Boden, als müsste er die Worte vom Teppich ablesen. »So war es ganz und gar nicht.«
Wahrscheinlich wiederholte er diesen Satz ständig, seit man ihn zum Verhör aufs Revier gebracht hatte. Dann blickte er auf, sah zu Arthur May, und seine Stimme klang immer noch furchtbar kleinlaut. »Was ist mit den Kindern, Arthur? Hat er sie in das Testament mit einbezogen?«
Arthur räusperte sich erneut und setzte seine Brille auf, froh, zum Thema zurückkehren zu können. »Portia und Finn bekommen ihr Erbe von jeweils zweihundertfünfzigtausend Euro an ihrem achtzehnten Geburtstag ausbezahlt.«
Lavinia spitzte die Ohren. »Und was ist mit mir? Seiner Tochter?« Im Rennen um den großen Preis – die Leitung der Firma – hatte sie verloren, aber was verbarg sich hinter dem zweiten Türchen? Vielleicht konnte sie sich doch noch absichern?
»Er hat Ihnen das Ferienhaus in Kerry hinterlassen«, antwortete Arthur.
Selbst Adam sah bestürzt aus, und an seinem Gesichtsausdruck erkannte man, dass er nicht wusste, ob er es lustig finden oder Mitleid mit seiner Schwester haben sollte, die so viel gewollt hatte und nun alles verlieren sollte.
»Das Haus ist ein Dreckloch!«, rief sie. »Nicht mal eine Ratte würde dort Urlaub machen, geschweige denn leben!«
Arthur sah Lavinia an, als würde er das Theater schon lange kennen und hätte es gründlich satt.
»Und was ist mit dem Haus hier?«
»Das erbt Adam.«
»Was für eine verdammte Schweinerei!«, schimpfte sie. »Granddads letzter Wille ist absolut eindeutig: Wenn Dad stirbt, geht die Firma an mich!«
»Wenn ich das kurz erklären darf …« Arthur May nahm langsam die Brille ab. »Ihr Großvater hat festgelegt, dass die Firma nach dem Tod Ihres Vaters von seinem ältesten Kind übernommen werden soll, und das sind tatsächlich Sie, Lavinia. Aber es gab eine Zusatzklausel, die Ihnen vielleicht entgangen ist, und diese lautet, dass die Firma an den Nächsten in der Erbfolge geht, falls das älteste Kind eines Verbrechens überführt wird oder Bankrott macht.«
Lavinia blieb der Mund offen stehen.
»Und ich glaube«, fuhr Arthur fort, und seine Augen funkelten, was mir zeigte, dass er die Situation irgendwie genoss, »ich glaube, dass Sie – mal abgesehen von dem Strafantrag und was sonst noch so gegen Sie anliegt – vor kurzem auch noch Privatinsolvenz angemeldet haben.«
»Himmel, Lavinia!« Plötzlich kam Leben in Maurice, und er sprang auf. »Du hast gesagt, das hier wird gut laufen. Du hast gesagt, du hast einen Plan, der funktionieren wird. Sieht aber gar nicht danach aus, oder?«
An Lavinias Reaktion war deutlich zu erkennen, dass er sich nicht oft so verhielt.
»Okay, Schatz«, erwiderte sie mit ruhiger, bedächtiger Stimme. »Ich verstehe dich, ich habe ja selbst nicht mit so was gerechnet. Daddy hat mir sein Wort gegeben, aber inzwischen habe ich den Verdacht, dass er mich ins offene Messer hat laufen lassen. Er hat mich gebeten, nach Hause zu kommen. Lass uns irgendwo hingehen, wo wir
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