Die Liebe deines Lebens
sollte.
Alles in Ordnung?
Oder:
Kann ich dir helfen?
Nein, das klang nach Verkäuferin. Also sagte ich gar nichts, sondern stand einfach vor ihm, in meiner Nachtwäsche, sah ihn an, und er sah mich an. Plötzlich, urplötzlich machte er einen Schritt über die Schwelle, kam zum ersten Mal in diesen zwei Wochen aus seiner Welt in meine, und dann war er in meinem Zimmer, kam auf mich zu, und auf einmal war mein Gesicht in seinen Händen, er sah auf mich herab, das Duschwasser tropfte aus seinen Haaren auf meine Haut, seine Lippen berührten meine, und so hielt er mich fest, lange und wunderbar, eine zärtliche Berührung unserer Lippen, sehr, sehr lange. Ich hatte Angst, er würde sich zurückziehen – vielleicht hatte er gemerkt, dass es ein Irrtum war, aber stattdessen öffneten seine Lippen meine, und ich spürte seine Zunge in meinem Mund. Erst jetzt konnte ich glauben, dass er nicht weggehen würde, erst jetzt legte ich meine Hände auf seinen Körper und schmiegte mich an ihn. Alles in mir war in Aufruhr, hektisch wie ein panischer Bote, der versuchte, seine Nachricht zu übermitteln. Ich schmolz dahin und wurde gleichzeitig lebendig, ein seltsamer Zustand, aber ich schaffte es, Adam zum Bett zu führen, und als wir uns darauflegten, beendete er unseren Kuss und öffnete die Augen. Er lächelte mich an, ich lächelte zurück, und dann machten wir weiter.
Noch zweimal.
Adam schlief, und ich lag in seinen Armen, mein Kopf bewegte sich im Rhythmus seines Atems auf seiner Brust auf und ab, und ich fühlte mich zufrieden, wunschlos glücklich und sehr schläfrig. Etwas an seinem Herzschlag, seinem Atem, an der Tatsache, dass er lebte, hatte mir in den meisten Nächten, die wir gemeinsam in einem Zimmer verbracht hatten, geholfen zu entspannen. Es war etwas, was mein Buch
»Wie man seine Gedanken beruhigt und in den Schlaf findet«
nicht erwähnt hatte: Verlieb dich in einen schönen Mann und lausche seinem Herzschlag. Adam half mir zu entspannen, ich schloss die Augen und glitt sanft in den Schlaf.
Ich träumte, dass ich mich in dem verlassenen Wohnkomplex befand, zusammen mit Detective Maguire, nur war es nicht mehr der Wohnkomplex, den ich kannte, sondern eine völlig heruntergekommene Version des Avalon Manor in Tipperary. Um das Gebäude herum war gelbes Absperrband gespannt, und auf dem Dach saß Simon Conway. Detective Maguire schleppte eine Leiter heran, denn ich sollte zu Simon hinaufklettern, aber ich protestierte, weil ich ein Kleid anhatte und es sehr windig war. Schließlich stieg ich trotzdem auf die Leiter, der Wind blies mein Kleid in die Höhe, und alle, die unten standen, lachten. Ich hatte nämlich vergessen, Unterwäsche anzuziehen, weil ich gerade mit Adam geschlafen hatte. Das erklärte ich den Leuten, aber die Schaulustigen, zu denen auch Maria gehörte, waren einhellig der Ansicht, dass ich für mein unpassendes Verhalten verhaftet werden sollte. Sogar Leo Arnold, der neben Maria stand, stimmte zu. Detective Maguire versprach, mich festzunehmen, sobald ich mich um Simon gekümmert hatte, aber dann begann er doch mit mir zu verhandeln und versprach, mich laufenzulassen, wenn ich es schaffte, Simon zu retten. Allerdings lachte er dabei die ganze Zeit, und ich fragte mich, ob er mich vielleicht nur veräppeln wollte. Trotzdem erklärte ich mich einverstanden, wir machten den Deal, und dann stieg ich weiter die Leiter hinauf, höher und immer höher. Aber ich kam nirgendwo hin, und unter mir lachten die Leute, weil sie mir bei jedem Windstoß unter den Rock sehen konnten. Auf einmal kippte die Leiter nach hinten, weg vom Haus, und als ich nach oben blickte, sah ich Simon auf dem Dachvorsprung sitzen. Er weinte und schaute mich mit genau dem gleichen Ausdruck an wie in jener Nacht. Ich erkannte den Vorwurf in seinem Gesicht, ich wusste, dass er sterben würde, wenn ich ihn nicht rechtzeitig erreichte. Unten brüllten Maguire, Maria und Leo vor Lachen. Unterdessen bewegte sich die Leiter mal auf Simon zu, neigte sich dann wieder weg vom Haus, und ich konnte nichts tun, um sie zu stabilisieren. Dann war plötzlich Adam da, tief beschämt über mein Verhalten und mein offensichtliches Versagen. Und erzählte jedem, der es hören wollte, dass er sich wünschte, wir wären uns nie begegnet. Das war das Letzte, was ich hörte, denn auf einmal kippte die Leiter endgültig nach hinten, und ich stürzte rücklings zu Boden.
Mit einem Ruck wachte ich auf. Als ich zum Wecker schaute, sah ich, dass
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