Die Liebe deines Lebens
zusammen. »Musst du unbedingt dieses Wort benutzen?«
»Was wäre dir denn lieber?«
»Wie wäre es mit ›Tschüs Adam, war nett, dich kennengelernt zu haben‹?« Er ließ seinen Mantel von den Schultern rutschen, zog die Mütze vom Kopf und warf sie achtlos von sich, so dass sie mit knapper Not das Feuer verfehlte, das in dem Marmorkamin glomm. Dann ließ er sich müde auf die Couch sinken.
Verdutzt betrachtete ich den dichten blonden Wuschelkopf, der unter der Wollmütze zum Vorschein gekommen war und den ich überhaupt nicht erwartet hatte.
»Was ist?«, fragte Adam, als er merkte, dass ich ihn anstarrte.
Ich setzte mich auf die Couch ihm gegenüber, zog Jacke und Handschuhe aus und hoffte, das Feuer würde mich rasch wieder auftauen. »Darf ich den Brief lesen?«
»Nein.« Er drückte das Blatt an die Brust und faltete es dann schnell zusammen.
»Warum zerreißt du ihn nicht?«
Er stopfte das Papier in die Hosentasche. »Weil das ein Souvenir ist. Eine Erinnerung an meine Reise nach Dublin.«
»Du bist nicht besonders witzig.«
»Tja, noch etwas auf der langen Liste der Dinge, in denen ich nicht gut bin.«
Ich warf einen fragenden Blick zu dem Arrangement im Schlafzimmer. »Hast du heute Nacht jemanden hier erwartet?«
»Na klar, ich organisiere immer Champagner und Rosen für hübsche Frauen, die mich überreden, nicht von der Brücke zu springen.«
Auch wenn es nicht richtig war, freute ich mich trotzdem darüber, dass er mich hübsch genannt hatte. »Nein, das muss ja gestern gewesen sein«, sagte ich und beobachtete ihn ganz genau. Trotz seiner Witze und seiner zur Schau gestellten Selbstsicherheit war er reichlich unruhig. Vermutlich waren die Sprüche das Einzige, was ihn davor schützte, an Ort und Stelle die Fassung zu verlieren.
Er stand hastig auf, ging zum Fernseher und öffnete den Schrank darunter. Zum Vorschein kam eine Minibar.
»Ich glaube, Alkohol ist keine gute Idee.«
»Vielleicht hole ich mir ja bloß eine Cola.« Er sah mich beleidigt an, und ich bekam prompt ein schlechtes Gewissen. Aber er griff nach einem Jack Daniels und warf mir einen frechen Blick zu, als er ihn zur Couch brachte.
Kommentarlos sah ich zu, wie er den Whisky in ein Glas goss. Seine Hände zitterten. Ich saß da und beobachtete ihn eine Weile, aber dann hielt ich es nicht mehr aus und holte mir auch einen Whisky, mischte ihn aber mit Lemon. Ich hatte einen Deal mit einem potentiellen Selbstmörder geschlossen, ich war ihm in sein Hotelzimmer gefolgt, warum sollte ich mich dann nicht auch noch mit ihm betrinken? Falls es ein Regelwerk für moralische Integrität und verantwortungsbewusstes staatsbürgerliches Handeln gab, hatte ich es ohnehin schon mit Füßen getreten. Außerdem war ich halb erfroren und brauchte etwas, um wieder aufzutauen. Ich trank einen Schluck, der sich bis zu meinem Magen durchbrannte, und das fühlte sich sehr gut an.
»Meine Freundin«, verkündete Adam plötzlich und unterbrach meine Grübelei.
»Was ist mit ihr?«
»Die habe ich erwartet. Ich bin nach Dublin gekommen, um sie zu überraschen. In letzter Zeit hat sie mir immer wieder gesagt, ich würde ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenken. Ich wäre irgendwie nicht richtig da oder so, wenn wir zusammen sind.« Er rieb sich ausführlich das Gesicht. »Sie meinte, wir hätten Probleme. Ich würde die Beziehung
gefährden
, so hat sie es ausgedrückt.«
»Dann bist du also nach Dublin gekommen, um deine Beziehung zu retten«, sagte ich, froh, endlich etwas von ihm zu erfahren. »Und was ist dann passiert?«
»Sie war mit einem anderen im
Milanos
«, antwortete er, und sein Kiefer wurde hart. »Mir hatte sie gesagt, sie geht mit ihren Freundinnen dahin. Wir wohnen in einem Apartment an den Quays. Die letzten Wochen war ich zwar in Tipperary … jedenfalls war sie nicht mit den Mädels im
Milanos
«, schloss er bitter und starrte in sein Glas.
»Und woher weißt du, dass deine Freundin mit diesem Mann nicht einfach befreundet ist?«
»Oh, die beiden
sind
befreundet. Ich habe sie miteinander bekanntgemacht. Er ist mein bester Freund, Sean. Sie haben auf dem Tisch Händchen gehalten. Mich haben sie nicht mal reinkommen sehen. Sie hat mich nicht erwartet, ich sollte ja noch in Tipperary sein. Da hab ich die beiden zur Rede gestellt, und sie haben es nicht abgestritten.« Er zuckte die Achseln.
»Was hast du da gemacht?«
»Was hätte ich denn machen sollen? Ich bin rausgegangen wie der komplette Vollidiot.«
»Du wolltest
Weitere Kostenlose Bücher