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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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zurückkommen möchte. Wir gingen zur Beerdigung. Alle waren sehr traurig. Ich blieb ein paar Tage bei meiner Tante, dann wurde ich aufs Internat geschickt.« Adam erzählte das alles ohne jede gefühlsmäßige Beteiligung, völlig distanziert. Vermutlich hatte er alle verfügbaren Abwehrmechanismen hochgefahren, damit er den unerträglichen Schmerz nicht fühlen musste. Er schien isoliert, weit weg – und ich glaubte ihm jedes Wort.
    »Dein Vater hat nicht mit dir über das gesprochen, was mit deiner Mutter passiert ist?«
    »Mit Gefühlen hat mein Vater nichts am Hut. Als man ihm gesagt hat, dass er nur noch ein paar Wochen zu leben hat, hat er darum gebeten, dass man ihm ein Fax ins Krankenhauszimmer stellt.«
    »Hat deine Schwester wenigstens mit dir geredet? Konntet ihr miteinander sprechen, um den Tod deiner Mutter besser zu verstehen?«
    »Lavinia war auf einem Internat in Kildare, und wir haben uns nur in den Ferien ein paar Tage gesehen. In einem der Sommer zu Hause hat sie in der Stadt einen Stand aufgemacht und die Sachen meiner Mutter verkauft – Schuhe, Handtaschen, Pelzmäntel, Schmuck, alles, was irgendeinen Wert hatte – und ein kleines Vermögen damit verdient. Die Leute haben ihr alles abgekauft, und als ein paar Wochen später rauskam, was sie getan hatte, war es zu spät, um das Zeug zurückzukaufen. Lavinia hatte den größten Teil des Gelds schon ausgegeben. Sie war praktisch eine Fremde für mich, und nach diesem Vorfall noch mehr. Sie ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie mein Vater, viel intelligenter als ich. Nur schade, dass sie ihr Hirn nicht für einen besseren Zweck benutzt. Sie sollte die Stelle meines Vaters übernehmen, nicht ich.«
    »Hattest du im Internat wenigstens ein paar gute Freunde?« Insgeheim hoffte ich auf einen Freundeskreis, der dem kleinen Adam Liebe und Wärme schenkte, ich wünschte mir so sehr eine positive Wendung.
    »Da habe ich Sean kennengelernt.«
    Das war nun nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Ausgerechnet der Mensch, dem Adam vertraut und der ihn nun so hintergangen hatte. Ich streckte die Hand aus und legte sie auf seine, aber als ich merkte, dass er unter meiner Berührung erstarrte, zog ich sie schnell wieder weg.
    Er verschränkte die Arme. »Wie wäre es, wenn wir mit diesem ganzen Hokuspokus Schluss machen und zum Kern der Sache kommen?«
    »Das ist kein Hokuspokus. Dass deine Mutter gestorben ist, als du noch so jung warst, ist ein bedeutsames Erlebnis, das dein Verhalten, deine Gefühle, deine Lebenseinstellung bis heute beeinflusst.« So stand es in meinen Büchern, und ich wusste auch aus eigener Erfahrung, dass es so war.
    »Wenn deine Mutter nicht auch gestorben ist, als du fünf warst, glaube ich nicht, dass du das wissen kannst. So was lernt man nicht aus Büchern. Aber mir geht es gut, also machen wir weiter.«
    »Das ist sie aber.«
    »Was?«
    »Meine Mum ist gestorben, als ich vier war.«
    Überrascht sah er mich an. »Oh. Das tut mir sehr leid.«
    »Danke.«
    »Und wie hat dich das beeinflusst?«, fragte er leise.
    »Ich bin nicht diejenige, die sich an ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag umbringen will, also lassen wir das«, blaffte ich, weil ich nicht über mich reden wollte. An seinem überraschten Gesicht sah ich, dass es viel erboster herausgekommen war als beabsichtigt. »Entschuldigung«, sagte ich und fasste mich wieder. »Ich hab gemeint, wenn du nicht reden möchtest, was willst du dann von mir, Adam? Wie soll ich dir helfen?«
    Er beugte sich vor, und bei jedem einzelnen Punkt seiner Antwort pochte er zur Bekräftigung mit dem Finger auf den Tisch: »Samstag in einer Woche ist mein fünfunddreißigster Geburtstag. Ich möchte eigentlich keine Party, aber aus irgendeinem Grund hat meine Familie eine für mich arrangiert. Mit Familie meine ich in diesem Fall nicht meine Schwester Lavinia – die einzige Möglichkeit, wie sie momentan ohne Handschellen in Irland erscheinen kann, ist auf Skype –, sondern die Firmenfamilie. Die Party findet in der Dubliner City Hall statt, ziemlich aufwendig, und ich würde lieber nicht hingehen, aber ich muss wohl erscheinen, weil der Vorstand beschlossen hat, an diesem Tag bekanntzugeben, dass ich die Firma übernehme. Also solange mein Vater noch am Leben ist, was mir sozusagen das Gütesiegel verleiht. Das ist in zwölf Tagen. Weil mein Vater so krank ist, gab es letzte Woche ein Meeting zum Thema Partyvorbereitungen. Ich habe mehrmals versucht, die Sache zu stoppen. Erstens

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