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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Zwar blieb er körperlich im Raum anwesend, aber er zog sich völlig in seine Gedanken zurück, wo er vermutlich von einer gemeinsamen Zukunft mit seiner Freundin träumte. Über sie hinwegzukommen, war für ihn momentan keine Option; er wollte sie wiederhaben, aber wenn seine Freundin für Adam das Gleiche empfand wie ich für Barry, dann gab es für sie keinen Funken Hoffnung.
    »Und was machst du eigentlich?«, fragte er dann plötzlich, vielleicht, weil ihm eingefallen war, dass er nichts wusste über die Frau, die sein Leben retten wollte.
    »Rate mal«, setzte ich sein Spiel fort.
    Er musste nicht lange nachdenken. »Arbeitest du in einem Wohltätigkeits-Laden?«
    Ich musste lachen. »Das war ziemlich direkt, was?«, sagte ich und sah an mir herunter. Vielleicht glaubte er ja, dass meine Jeans, mein Jeanshemd und meine Converse-Schuhe aus einem Secondhandladen für einen guten Zweck stammten. Sicher, die Sachen waren lässig, aber allesamt nagelneu, und Doppel-Denim war zurzeit wieder total in Mode!
    Er grinste. »Ich meine nicht deine Kleidung. Ich weiß nicht … du kommst mir einfach vor wie ein Helfer-Typ. Eine Tierärztin vielleicht. Irgendwas, was mit Tierschutz zu tun hat.« Er zuckte die Achseln. »Bin ich auf der richtigen Spur?«
    Ich räusperte mich. »Ich hab eine Jobagentur.«
    Sein Lächeln verblasste, seine Enttäuschung war unverkennbar. Aber vor allem wirkte er besorgt und unglücklich, und er machte keinen Hehl daraus.
    In ein paar Stunden hatte ich nur noch zwölf Tage übrig, und bisher hatte ich rein gar nichts erreicht.

7 Wie man Freundschaften aufbaut und Vertrauen schafft
    Ich hätte schwören können, dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Aber anstelle der üblichen Erkenntnis, dass nun endlich der Morgen gekommen war, holte mich das Geräusch von fließendem Wasser aus dem Schlafmodus. Dass ich tatsächlich geschlafen hatte, verwirrte mich dermaßen, dass ich einen Moment brauchte, bis mir wieder einfiel, wo ich war. Aber ich war sofort hellwach, munter, nicht im Geringsten groggy. Als ich entdeckte, dass die Couch, auf der Adam gelegen hatte, leer war, sprang ich auf, rannte ins Schlafzimmer, stieß mir das Knie am Couchtisch und den Ellbogen am Türrahmen und stürmte, ohne richtig nachzudenken, ins Bad, wo mich ein frecher nackter und sehr muskulöser Hintern empfing, der schon länger keine Sonne mehr gesehen hatte. Adam drehte den Oberkörper in meine Richtung, seine blonden Locken klebten platt und dunkel am Kopf und sandten kleine Rinnsale über sein Gesicht. Ich konnte die Augen nicht abwenden.
    »Keine Sorge, ich lebe noch«, sagte er, und seine Stimme klang wieder amüsiert.
    Hastig zog ich mich zurück, schloss die Tür hinter mir und musste ein Kichern unterdrücken, während ich in die Gästetoilette eilte, um mich nach einer Nacht in Doppel-Denim wieder einigermaßen präsentabel zu machen. Als ich durchs Wohnzimmer ging, plätscherte das Wasser im Bad immer noch, und auch nach weiteren zehn Minuten änderte sich nichts daran. Nervös wanderte ich im Schlafzimmer auf und ab und fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Einmal bei Adam reinzuplatzen war schon ein Fehler gewesen, ein zweites Mal war schlicht peinlich, aber ich war nicht sicher, ob ich es mir leisten konnte, mir Sorgen um meine Seriosität zu machen, wo er vorletzte Nacht einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, was er sich da drin antun sollte, mal abgesehen davon, zu Tode zu verschrumpeln. Ich hatte die Gläser vom Waschbecken entfernt, damit er sich nicht schneiden konnte, und ich hatte auch keinen Spiegel zersplittern hören. Gerade als ich die Badezimmertür aufstoßen wollte, hörte ich plötzlich das Geräusch. Zuerst war es ganz leise, halb erstickt, aber so voller Schmerz, abgrundtief und sehnsüchtig, dass ich die Klinke schnell wieder losließ und den Kopf an die Tür lehnte. Ich hätte ihn so gern getröstet, aber ich lauschte hilflos seinem Schluchzen.
    Dann fiel mir der Abschiedsbrief ein. Ich musste ihn in die Finger kriegen, ehe Adam aus der Dusche kam, sonst würde ich ihn nie zu Gesicht bekommen. Als ich mich umschaute, sah ich, dass Adam seine Klamotten achtlos in die Ecke geworfen hatte; die Jeans lag auf der Reisetasche. Kurz entschlossen durchsuchte ich sämtliche Hosentaschen und fand schließlich auch den zusammengefalteten Zettel. In der Hoffnung, endlich einen besseren Einblick in die Gründe seines Selbstmordversuchs zu erhalten,

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