Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
alles?«
    »In der zweiten Ansage hat er dich fünfundzwanzigmal als fieses Miststück bezeichnet. Ich hab das nicht nachgezählt. Aber er. Er hat fünfundzwanzigmal Miststück gesagt, weil du seiner Meinung nach ein fünfundzwanzigfaches Miststück bist.«
    Seufzend nahm ich das Handy an mich. Barry schien sich einfach nicht beruhigen zu können, im Gegenteil, er geriet immer mehr in Wallung. Jetzt war es der Goldfisch, den er doch immer gehasst hatte. Seine Nichte hatte ihn ihm zum Geburtstag geschenkt, und der einzige Grund dafür war gewesen, dass Barrys Bruder Fische ebenfalls hasste. Im Grund war es also ein Geschenk für sie selbst – der Fisch war sicher in unserer Wohnung untergebracht, und sie konnte ihn anschauen und füttern, sooft sie zu Besuch kam. Meinetwegen konnte Barry den verdammten Goldfisch gern behalten.
    »Eigentlich«, meinte Adam und schnappte mir das Handy mit einem schelmischen Augenfunkeln wieder weg, »eigentlich möchte ich gern mal selbst nachzählen – wäre es nicht lustig, wenn er sich verzählt hätte?«
    Also hörte er sich die Mailboxnachricht noch einmal über Lautsprecher an, und jedes Mal, wenn Barry das Schimpfwort hervorstieß – wütend, giftig, bitter und traurig –, zählte Adam breit grinsend an den Fingern mit. Ein bisschen enttäuscht legte er dann auf.
    »Fünfundzwanzig Miststücke«, stellte er fest und schaute aus dem Fenster.
    Ein paar Minuten schwiegen wir beide, dann piepte mein Handy erneut.
    »Und ich dachte,
ich
habe Probleme«, sagte Adam.

8 Wie man sich ehrlich entschuldigt, sobald einem klar wird, dass man jemanden verletzt hat
    »Das ist er also?«
    »Ja«, antwortete ich leise. Ich saß auf einem Stuhl neben Simon Conways Bett.
    »Dir ist schon klar, dass er dich nicht hören kann, oder?«, entgegnete Adam mit besonders lauter Stimme. »Flüstern ist vollkommen unnötig.«
    »Pst«, machte ich, irritiert von seiner Respektlosigkeit und seinem offensichtlichen Drang zu beweisen, dass ihn der Anblick nicht berührte.
    Nun, ich war tief betroffen und hatte keine Angst, das auch offen zuzugeben. Ich war aufgewühlt. Jedes Mal, wenn ich Simon anschaute, durchlebte ich erneut den Moment, in dem er sich in den Kopf geschossen hatte. Ich hörte den Schuss, einen Knall, der so laut war, dass mir die Ohren klangen. Mir ging alles noch einmal durch den Kopf, was ich ihm gesagt hatte, bevor er den Revolver auf der Küchentheke abgelegt hatte. Unser Gespräch war gut gelaufen, wir hatten ausgezeichnet Kontakt zueinander gefunden. Aber dann hatte ich mich von meiner Euphorie hinreißen lassen und das Gefühl dafür verloren, was ich als Nächstes sagen sollte – hatte ich überhaupt etwas gesagt? Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich mich zu erinnern.
    »Ich soll jetzt also irgendwas empfinden?«, unterbrach Adam patzig meine Gedanken. »Soll das eine Botschaft sein, irgendeine Psycho-Art, die mir klarmacht, wie viel Glück ich habe, dass ich hier bin und er dort?«, fuhr er herausfordernd fort.
    Ich warf ihm einen bitterbösen Blick zu.
    »Wer sind Sie?«
    Vor Schreck sprang ich auf – plötzlich stand eine Frau im Zimmer. Sie war Mitte bis Ende dreißig und hatte zwei kleine blonde Mädchen an der Hand, die mit großen, verwunderten blauen Augen zu ihr aufblickten. Jessica und Kate, Simon hatte mir von ihnen erzählt. Jessica war traurig gewesen, weil ihr Kaninchen gestorben war, und um sie zu trösten, hatte Kate immer wieder so getan, als würde sie es sehen, wenn Jessica gerade nicht hinschaute. Simon hatte sich überlegt, ob Kate dasselbe machen würde, wenn er nicht mehr da wäre, und ich hatte ihm gesagt, dass er darüber gar nicht zu grübeln brauche – wenn er einfach am Leben blieb, mussten die beiden kleinen Mädchen so etwas nicht durchmachen. Die Frau – Simons Frau, Susan – sah ziemlich fertig aus. Mein Herz begann zu klopfen, mein schlechtes Gewissen breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Ich versuchte, daran zu denken, was Angela gesagt hatte, was alle gesagt hatten: Es war nicht meine Schuld.
    »Hallo.« Wie sollte ich mich vorstellen? Wahrscheinlich dauerte das ratlose Schweigen nur ein paar Sekunden, aber mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Susans Gesicht war nicht freundlich, nicht herzlich, nicht beruhigend, was meine Nervosität und mein schlechtes Gewissen nur noch steigerte. Ich spürte Adams Blick auf mir – seine Retterin wusste nicht weiter und war dabei, ihre Lektion über Selbstvertrauen und innere Stärke gründlich

Weitere Kostenlose Bücher