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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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isst also nichts, schläfst kaum, und es macht dir Freude, andere Menschen zu retten. Was haben wir sonst noch gemeinsam?«, fragte Adam.
    Vor drei Monaten, zur gleichen Zeit, als ich gemerkt hatte, dass ich in meiner Ehe nicht glücklich war, hatte ich den Appetit verloren. Dadurch hatte ich ziemlich abgenommen, obwohl ich mit Hilfe des Ratgebers
»Wie man häppchenweise wieder Appetit bekommt«
daran arbeitete.
    »Eine gescheiterte Beziehung«, schlug ich vor.
    »Aber du hast deinen Mann verlassen, und ich bin verlassen worden, also zählt das nicht.«
    »Nimm es nicht so persönlich, dass ich meinen Mann verlassen habe.«
    »O doch, das kann ich, wenn ich will.«
    Ich seufzte. »Erzähl mir doch was über dich. Maria hat es so ausgedrückt, dass vor über einem Jahr der Funke in dir erloschen sei. Diese Bemerkung geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Ja, mir auch nicht«, fiel er mir mit künstlicher Munterkeit ins Wort. »Ich frage mich, ob sie das gemerkt hat, bevor sie meinen Freund gevögelt hat oder erst danach – vielleicht ja auch dabei, wär das nicht nett?«
    Ich ging nicht darauf ein, sondern ließ die Bemerkung kommentarlos stehen. »Wie ging es dir eigentlich, als damals deine Mutter gestorben ist? Wie hat sich das auf dein Verhalten ausgewirkt?«
    Maria hatte den frühen Tod von Adams Mutter am Telefon erwähnt. Sie hatte so offen über Adams Leben und seine Probleme gesprochen, als wäre ich eine langjährige gute Freundin, die ohnehin über alles Bescheid wusste. Ich bin sicher, dass sie zurückhaltender gewesen wäre, wenn sie gewusst hätte, wie die Situation wirklich war, aber das ging sie nichts an, und ich hatte sie reden lassen. Wahrscheinlich wollte sie sich auch rechtfertigen, und nebenbei bekam ich Einblicke in Adams Leben, die er mir selbst vielleicht nicht gegeben hätte.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Weil das hilfreich für mich ist.«
    »Und für mich?«
    »Deine Mutter ist gestorben, deine Schwester ist weggezogen, dein Vater ist krank, deine Freundin hat einen anderen. Ich vermute, dass Maria dich verlassen hat, war der Auslöser. Vielleicht hast du Schwierigkeiten, damit umzugehen, wenn Menschen nicht mehr da sind. Vielleicht fühlst du dich dann im Stich gelassen. Weißt du, wenn man solche Auslöser kennt, kann einem das in der Zukunft helfen, die negativen Gedanken zu erkennen, ehe sich eine Abwärtsspirale in Bewegung setzt. Vielleicht fühlst du dich wieder so, wie du dich als Fünfjähriger gefühlt hast, wenn jemand dich verlässt.«
    Ich war ziemlich beeindruckt von mir selbst, aber leider war ich damit die Einzige.
    »Ich finde, du solltest aufhören, die Therapeutin zu spielen.«
    »Und ich finde, du solltest es mal mit einer richtigen Therapie versuchen, aber aus irgendeinem Grund bist du dazu nicht bereit, und ich bin das Beste, was du hast.«
    Das brachte ihn erst mal zum Schweigen. Was auch immer seine Gründe sein mochten, schien eine Therapie für ihn nicht in Frage zu kommen. Aber ich hoffte, ihn irgendwann dazu überreden zu können.
    Adam seufzte und lehnte sich zurück, schaute zum Kronleuchter empor, als hätte der ihm meine Frage gestellt. »Ich war fünf Jahre alt, Lavinia zehn. Mum hatte Krebs. Das war für alle sehr traurig, obwohl ich es nicht wirklich verstand. Ich habe mich nicht traurig gefühlt, obwohl ich wusste, dass es traurig war. Ich wusste nicht, dass sie Krebs hatte, oder wenn, dann wusste ich nicht, was das war. Ich wusste nur, dass meine Mum krank war. Sie lag in einem Zimmer unten im Haus, und wir durften nicht zu ihr rein, das ging ein paar Wochen so, oder vielleicht auch ein paar Monate, ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Im Flur mussten wir immer ganz leise sein, und es gingen Männer mit Arzttaschen aus und ein und haben mir den Kopf getätschelt. Mein Vater betrat das Zimmer nur ganz selten. Eines Tages stand die Tür plötzlich offen, und ich hab mich reingeschlichen. Da war ein Bett, das früher nicht dort gestanden hatte, und es war leer, aber ansonsten sah das Zimmer genauso aus wie immer. Ein Arzt, der mir immer den Kopf getätschelt hatte, erklärte mir, dass meine Mutter nicht mehr da war. Ich fragte ihn, wo sie hingegangen war, und er antwortete, in den Himmel. Daher wusste ich, dass sie nicht wiederkommen würde, denn mein Großvater war auch in den Himmel gegangen und nie zurückgekommen. Ich dachte, im Himmel muss es bestimmt ganz toll sein, wenn man hingeht und nie mehr

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