Die Liebe deines Lebens
möchte ich den Job nicht, und zwar weiß ich noch nicht, wie ich es mache, aber ich werde an dem Abend ankündigen, dass jemand anderes die Firmenleitung übernimmt. Irgendwie muss ich das schaffen. Zweitens will ich Maria zurückhaben, denn wenn ich schon in diesen verfluchten Saal marschieren muss, dann will ich, dass sie neben mir hergeht und meine Hand hält, so, wie es sein soll.« Seine Stimme versagte, und er brauchte einen Moment, um sich zu fassen. »Ich habe über das nachgedacht, was sie über mich gesagt hat, und ich verstehe inzwischen, was sie meint. Ich habe mich wirklich verändert. Ich war nicht für sie da, als sie mich gebraucht hätte, sie hat sich Sorgen gemacht, ist zu Sean gegangen, und der hat ihre Lage ausgenutzt. Ich war mit ihm nach unserem Schulabschluss zum Feiern in Benidorm, überhaupt war ich so gut wie jedes Wochenende mit ihm unterwegs, seit ich dreizehn bin. Glaub mir, ich kenne die Tricks, mit denen er die Frauen rumkriegt. Aber Maria kennt sie nicht.«
Ich machte den Mund auf, um zu protestieren, aber Adam hob warnend den Finger und fuhr fort.
»Außerdem will ich meinen Job bei der Küstenwache wiederhaben, und ich möchte, dass die ganzen Leute in der Firma meines Vaters, die da seit hundert Jahren arbeiten, mich endlich in Ruhe lassen. Ich kann nichts dafür, dass ich den Chefposten kriegen soll und nicht einer von ihnen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich gern auf den blöden Job verzichten. Momentan sieht es nicht danach aus, als könnte ich mich davor drücken, aber du wirst mir dabei helfen. Wir müssen die Anordnungen meines Großvaters rückgängig machen. Lavinia und ich können die Firma nicht übernehmen, aber sie soll auch nicht an meinen Cousin Nigel gehen. Das wäre nämlich das Ende des Unternehmens. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen. Und wenn alle Stricke reißen, dann spring ich eben in irgendeinen verdammten Fluss, denn ich werde damit nicht mehr leben, basta.« Bei den letzten drei Worten pochte er nicht mehr mit dem Finger, sondern stieß das Buttermesser auf die Tischplatte und sah mich dabei mit großen Augen an, aufgebracht, drohend, als wolle er mich herausfordern, vor ihm wegzulaufen und ihn und unsere Abmachung aufzugeben.
Der Gedanke war durchaus verlockend. Vorsichtig ausgedrückt. Ich stand auf.
Er blickte mich zufrieden an, wahrscheinlich weil er dachte, er hätte es mal wieder geschafft, einen Menschen von sich wegzustoßen, und hätte damit endlich freie Bahn, mit seinem Selbstzerstörungsprojekt fortzufahren.
»Okay.« Ich klatschte energisch in die Hände. »Wir haben viel zu tun, also packen wir’s an. Dein Apartment ist ja vermutlich tabu, aber du kannst gern bei mir wohnen. Jetzt will ich erst mal heim und mich umziehen, dann muss ich ins Büro, um ein paar Sachen zu holen, und einkaufen. Was und wofür, erkläre ich dir später, aber zuerst mal müssen wir mein Auto holen. Kommst du?«
Adam sah mich an, offensichtlich überrascht, dass ich ihn nicht wie erwartet im Stich ließ. Aber dann griff er sich seine Jacke und folgte mir.
Als wir im Taxi saßen, piepte mein Handy.
»Das ist jetzt schon das dritte Mal hintereinander. Du schaust nie nach deinen SMS , und das ist nicht gerade ermutigend für mich, wenn ich mir vorstelle, dass ich vielleicht irgendwann an einer Brücke baumle und ein paar aufmunternde Worte gebrauchen könnte.«
»Das sind keine SMS , das ist bloß die Mailbox.«
»Woher weißt du das?«
Ich wusste es, weil es acht Uhr früh war. Da gab es nur eine einzige Möglichkeit.
»Ich weiß es eben.«
Er musterte mich. »Keine Geheimnisse, lautet die Abmachung, erinnerst du dich?«
Ich dachte kurz nach, und aus schlechtem Gewissen, weil ich seinen Antrag gelesen hatte – der sich momentan in meiner Tasche befand –, reichte ich ihm mein Telefon.
Er wählte und hörte die Mailboxansagen ab. Zehn Minuten später gab er mir das Handy zurück. Gespannt sah ich ihn an.
»Das war dein Mann. Aber das weißt du vermutlich schon. Er hat gesagt, er behält den Goldfisch, und er lässt von seinen Anwälten ein Schreiben aufsetzen, das dafür sorgt, dass du nie mehr einen Fisch besitzen kannst, ohne dich strafbar zu machen. Er meint, wahrscheinlich kann er sogar erreichen, dass du nie wieder eine Zoohandlung betreten darfst. Ob er per Erlass verhindern kann, dass du auf der Kirmes etwas gewinnst, war noch nicht sicher, aber er sagt, zur Not geht er persönlich hin, um es zu unterbinden.«
»War das
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