Die Liebe deines Lebens
zwei Stunden lang und erstellten einen ausführlichen Krisenplan für ihn. Als ich den Eindruck hatte, dass Adam erschöpft war, und mein Kopf von all der Verantwortung, die er auf seinen Schultern fühlte, anfing zu dröhnen, beschloss ich, eine Pause einzulegen. Nun kannte ich die Probleme, und es war Zeit, sie in die richtige Perspektive zu rücken und ihm ein wenig praktische Lebensfreude zu zeigen. Aber dieser Teil machte mich ziemlich nervös. Ich war völlig unsicher, was ich mit Adam unternehmen sollte. Schließlich war ich zurzeit selbst nicht gerade in Partylaune.
»Was jetzt?«, fragte Adam. Er sah wirklich sehr müde aus.
»Äh, Moment mal.« Ich verließ mein Büro. Inzwischen waren Peter und Paul eingetrudelt, weigerten sich aber, mir auch nur ins Gesicht zu sehen. Doch das war mir momentan egal, ich hatte andere Dinge im Kopf. Ich holte das Buch, das ich vorhin in Amelias Buchhandlung gekauft hatte,
»Dreißig einfache Methoden, das Leben zu genießen«
, das Buch, von dem Amelia gedacht hatte, ich würde es für mich selbst kaufen. Als ich es in die Hand nahm, erinnerte ich mich an ihre Bemerkung:
Na endlich, Christine
. Wirkte ich so trostlos? Ich hatte mich bemüht, meine Probleme für mich zu behalten, ich hatte mit niemandem darüber gesprochen, wie unglücklich ich war, und geglaubt, dass ich es ganz gut geschafft hätte, meinen Zustand zu überspielen. Ich blätterte durch die ersten Seiten des Ratgebers.
1
.Genieße dein Essen, iss es nicht einfach nur. Schmecke es, nimm seine ganze Vielfalt wahr.
Essen? Allen Ernstes? Aber was sollte ich sonst mit Adam machen? Schnell stopfte ich das Buch in meine Tasche. »Komm, wir gehen.«
»Wohin denn?«
»Essen«, verkündete ich munter. Ich war nicht sicher, ob Gemma zurückkommen würde, aber für den unwahrscheinlichen Fall legte ich
»Wie man seine finanziellen Probleme mit den Menschen bespricht, die von einem abhängig sind«
auf den Schreibtisch und hoffte, sie würde es verstehen.
Die Anlaufstelle für den ersten Punkt auf unserer Liste war das
Bay Restaurant
in Clontarf, von dem man einen herrlichen Blick über die Dublin Bay hatte.
»Essen soll also Spaß machen?«, fragte Adam und stützte den Kopf auf die Hand, als wäre er zu schwer für seinen Nacken. »Ich dachte, es wäre einfach nur eine Notwendigkeit.«
Während er lustlos durch die Speisekarte blätterte, blickte ich mich in dem gut besuchten Lokal um. Laute Gespräche, farbenfroh und appetitlich arrangierte Gerichte. Der Raum war erfüllt von Düften, die wahrscheinlich den meisten Menschen das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, mir aber lediglich Magengrummeln verursachten.
»Ja, natürlich«, log ich. Wenn ich ehrlich war, wollte ich höchstens einen grünen Salat essen und es dabei bewenden lassen, aber ich musste ja mit gutem Beispiel vorangehen. »Ich nehme die geschmorte Lammhüfte mit Wurzelgemüse, Harissa-Hummus und Kräuter-Quinoa, bitte«, bestellte ich mit einem gezwungenen Lächeln bei der Kellnerin und hatte jetzt schon Angst davor, das alles essen zu müssen.
»Ich hätte gern einen schwarzen Kaffee«, sagte Adam und klappte die Speisekarte zu.
»Nein, nein, kommt nicht in Frage!«, rief ich, drohte ihm mit dem Finger, schlug die Speisekarte wieder auf und reichte sie ihm zurück. »Essen. Spaß. Genießen.«
Adam sah richtig verloren aus, während sein müder Blick über die Speisekarte huschte.
»Was können Sie denn besonders empfehlen?«, fragte ich die Kellnerin.
»Ich finde das gebratene marinierte Lachsfilet auf mediterraner Ratatouille mit cremigem Kartoffelpüree sehr lecker.«
Adam sah aus, als drehe sich ihm der Magen um.
»Super, das mag er bestimmt, danke.«
»Keine Vorspeise?«, fragte die Kellnerin.
»Nein, danke«, antworteten wir wie aus einem Mund.
»Seit wann hast du eigentlich keinen Appetit mehr?«, fragte ich, als die junge Frau wieder gegangen war.
»Ich weiß nicht genau, seit ein paar Monaten. Und du?«
»Ich habe doch Appetit.«
Er zog zweifelnd die Augenbrauen hoch.
»Jemand, der Depressionen hat, sollte auf Alkohol und Koffein lieber verzichten«, sagte ich, um die Oberhand zu behalten und dafür zu sorgen, dass Adam im Scheinwerferlicht blieb.
»Und was hast du heute gefrühstückt?«
Ich erinnerte mich an den schwarzen Kaffee im Hotel. »Ja, schon – aber ich habe ja auch keine Depressionen.«
Er schnaubte nur.
»
Du
bist der mit den Depressionen. Schließlich hast du versucht, dich umzubringen. Ich
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