Die Liebe deines Lebens
sah ganz manierlich aus und hat beschissen geschmeckt, vielleicht schmeckt ja dann diese Scheiße hier wie Essen.«
»Und dann wird Ihnen der Einlauf heute hoffentlich beim Scheißen helfen«, meinte die Frau, sammelte das gebrauchte Tablett ein und verließ hocherhobenen Hauptes das Zimmer.
Ich meinte die Andeutung eines Lächelns auf Mr Basils Gesicht zu erkennen, aber es verschwand ebenso rasch, wie es gekommen war. Seine Stimme war rau, schwach, aber gebieterisch. Wenn er selbst auf dem Sterbebett so abgebrüht war, konnte ich mir ungefähr vorstellen, wie er sich im Geschäft benommen hatte. Und als Vater. Ich sah zu Adam, dessen Gesicht undurchdringlich geworden war. Dieser Besuch war wichtig, ich musste an Mr Basils Vaterinstinkt appellieren, damit er endlich einsah, dass es seinen Sohn krank machen würde, wenn er ihn zwang, die Firma gegen seinen Willen zu übernehmen. Auf diese Karte setzte ich alles, aber ich hatte ein bisschen Sorge, dass ich ein schlechtes Blatt in der Hand hielt.
»Moment mal, hiergeblieben!«, rief der alte Mann.
Mags blieb stehen.
»Nein, Sie doch nicht. Ich meine die beiden hier.«
Mags tätschelte mir mitfühlend die Hand, als ich an ihr vorbeikam. »Er ist ein Arschloch, machen Sie sich am besten darauf gefasst.«
Langsam gingen Adam und ich auf das Bett zu. Vater und Sohn wechselten kein liebevolles Wort, sie begrüßten sich nicht einmal.
»Was wirst du heute durchziehen?«, blaffte Mr Basil.
Adam sah ihn verwirrt an.
»Ich hab euch flüstern gehört.
Wir werden das heute durchziehen
«, imitierte er mein Flüstern von vorhin. »Schau nicht so erstaunt, ich höre immer noch ziemlich gut. Ich bin wegen meiner Leber hier, und nicht mal die bringt mich um. Der Krebs macht mich kaputt, und ich glaube, dieser Krankenhaus-Fraß schafft es vielleicht sogar noch vorher.« Er schob den Teller von sich. »Warum lässt man mich zum Sterben nicht einfach hier raus? Das verstehe ich nicht. Ich hab zu arbeiten«, fügte er dann laut hinzu, denn eine Ärztin war hereingekommen, um seine Patientenkarte zu überprüfen. Sie wurde von zwei Medizinstudenten begleitet.
»Sieht aus, als arbeiten Sie schon mehr als genug«, meinte die Ärztin. »Und in diesem Zimmer sind maximal zwei Besucher erlaubt.« Sie beäugte uns ärgerlich, als wären wir schuld daran, dass der Krebs sich so rapide ausbreitete. »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollen sich ausruhen, Mr Basil.«
»Und ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie können mich mal«, erwiderte er grob.
Unbehagliches Schweigen trat ein, und ich hatte auf einmal das seltsame Bedürfnis, laut zu lachen.
»Da wartet man den ganzen Tag auf einen Arzt, und dann kommen drei auf einmal«, fuhr Mr Basil unbeirrt fort. »Was verschafft mir denn die Ehre? Sind es die vielen tausend Euro, die ich jeden Tag bezahle, damit Sie mich ignorieren?«
»Mr Basil, würden Sie bitte den Mund halten? Wenn Sie heute noch gereizter sind als üblich, können wir vielleicht mal einen Blick auf Ihre Medikation werfen.«
Er wedelte wegwerfend mit seiner schmalen, blassen Hand, aber es sah aus wie eine Kapitulation.
»Ein paar Minuten können Sie meinetwegen alle noch bleiben, aber dann muss ich darauf bestehen, dass Sie Mr Basil alleine lassen«, sagte die Ärztin mit fester Stimme. »Und dann unterhalten wir uns«, sagte sie noch zu ihm und verließ mit ihren jungen Gesellen im Schlepptau das Zimmer.
»Wahrscheinlich taucht sie nächste Woche irgendwann mal an meinem Bett auf und erzählt mir irgendwelchen Unsinn. Wer sind Sie überhaupt?«, wollte Mr Basil wissen und warf mir einen ärgerlichen Blick zu.
Alle sahen mich an.
»Ich bin Christine Rose«, stellte ich mich vor und streckte ihm die Hand hin.
Mr Basil betrachtete sie, hob dann schlaff seinen mit Schläuchen gespickten Arm und sah Adam an, während er schwächlich meine Hand schüttelte. »Weiß Maria von ihr? Ich hab dich nie für einen Fremdgeher gehalten, du warst ja schon immer ein Schlappschwanz. Ein Pantoffelheld. Rose. Was für ein Name ist das denn?«, wandte er sich dann wieder mir zu.
»Wahrscheinlich hießen wir ursprünglich Rosenburg.«
Er musterte mich von oben bis unten, dann sah er wieder zu Adam.
»Ich mag Maria. Ich mag nicht viele Menschen, aber Maria gefällt mir. Und Mags auch, die Frau, die mir immer das Essen bringt. Maria ist schlau. Wenn sie sich mal am Riemen reißt, kann aus ihr noch was werden. Aber von ihrer bescheuerten Firma halte ich überhaupt
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