Die Liebe deines Lebens
Mary wird auch für dich da sein – sie ist meine rechte Hand. Glaubst du, dass du das alles allein machen musst? Auf keinen Fall.« Er hielt inne, plötzlich erschöpft. »Aber du kannst Nigel nicht einsteigen lassen, das weißt du doch?«
»Vielleicht hat Maria aber auch keine Zeit, ihm zu helfen, weil sie viel zu beschäftigt ist, Sean zu vögeln, oder?«, hörte man plötzlich eine laute Männerstimme.
Verwundert sahen wir alle zur Tür, wo ein gutaussehender junger Mann mit ausgeprägtem Kinn und eisblauen Augen stand. Die Familienähnlichkeit war unverkennbar, nur waren seine Haare dunkel statt hell, genau wie seine Seele. Ich zumindest empfand seine Ausstrahlung so.
Belustigt hob er eine Augenbraue, vergrub die Hände in den Hosentaschen und schlenderte lässig auf uns zu.
»Nigel«, sagte Adam nur.
»Hallo, Adam, hallo, Onkel Dick.«
Ich wünschte, ich hätte in diesem Moment Mitgefühl für Mr Basil empfunden. Was konnte schlimmer sein, als dass man von einem verhassten Menschen heimgesucht wurde, während man krank und mit einem Paisley-Pyjama bekleidet im Bett lag, hilflos, unfähig, sich zu wehren? Aber es ging nicht, ich empfand keinerlei Sympathie mit Mr Basil.
»Was zur Hölle hast du hier zu suchen?«, fragte Adam, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, höflich zu sein, und sah seinen Cousin an, als wolle er mit den Fäusten auf ihn losgehen.
»Ich möchte meinen Onkel besuchen, aber anscheinend bin ich genau zur rechten Zeit gekommen, denn du bist letzte Woche so überstürzt aufgebrochen, dass wir unser Meeting gar nicht zu Ende bringen konnten.«
»Ihr habt euch getroffen?« Mr Basil sah aus, als hätte jemand ihm einen Dolch ins Herz gestoßen.
»Adam ist wegen der Übernahme von
Basil’s
zu mir gekommen. Ihm gefiel die Kombination
Bartholomew Basil
, ein würdiger Tribut an Großvater, findet ihr nicht auch?« Nigel grinste breit.
»Du lügst!« Adams Wut war nicht zu überhören. Ohne darauf zu achten, dass er mir über die Füße hinwegtrampelte, stürzte er sich auf seinen Cousin, packte ihn am Schlafittchen und schubste ihn quer durchs Zimmer. Nigel knallte hart gegen die Wand, und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte Adam ihm die Hände um den Hals gelegt und hielt ihn fest.
»Adam!«, rief ich warnend, bemühte mich aber, nicht allzu panisch zu klingen.
»Du bist ein verfluchter Lügner«, stieß Adam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ohne auf mich zu achten. Nigel wehrte sich mit aller Kraft und versuchte, Adams Hände von seinem Hals wegzuziehen, aber Adam war stärker. Schließlich änderte der unterlegene Cousin seine Taktik, zielte mit den Fingern auf Adams Nasenlöcher, und es gelang ihm, seinen Kopf zurückzubiegen.
»Adam!« Ich sprang auf, vermied es aber, zwischen die wütenden Fronten zu geraten. Zögernd drehte ich mich zu Mr Basil um. Sein Gesicht war zwar ebenfalls wutverzerrt, aber letztlich war er nur ein gebrechlicher alter Mann im Krankenbett – und das wusste er auch. Auf einmal begann er zu röcheln und nach Luft zu ringen.
»Mr Basil, geht es Ihnen nicht gut?«, fragte ich, rannte zu ihm und drückte auf den Klingelknopf, um Hilfe herbeizurufen.
Seine Augen tränten.
»Keine Sorge«, beruhigte ich ihn mit fester Stimme. »Adam würde so etwas niemals tun.«
Der alte Mann musterte mich, als habe er den Verdacht, dass ich ihn belog.
»Natürlich tut er es nicht«, bekräftigte ich, nahm den Finger aber vorsichtshalber nicht mehr vom Klingelknopf. Als endlich die Sicherheitsleute hereinstürzten, wälzten Adam und Nigel sich auf dem Boden. Die Männer zogen Adam von Nigel weg, packten ihn an den Schultern und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Und Nigel nutzte seine Chance – er holte aus und schlug zu, erst auf Adams Kinnlade, dann in den Magen.
Adam krümmte sich und klappte zusammen.
»Ich glaube, so wird man dich nicht mehr modeln lassen«, scherzte ich, als wir wieder in der Wohnung waren und ich seine aufgesprungene Lippe betupfte.
Er lächelte, und sofort floss wieder Blut aus der Wunde.
»Ah, nicht lächeln!«, befahl ich und tupfte weiter.
»Kein Problem.« Er seufzte. Dann stand er abrupt auf, schob mich weg, und plötzlich war die Aggression wieder da. »Ich geh duschen.«
Ich öffnete den Mund, um mich zu entschuldigen – ich hatte es so gut gemeint, und nun war alles total schiefgegangen. Von unserem Restaurantbesuch hatte Adam Magenkrämpfe bekommen, der Spaziergang im Park hatte in einer Zelle
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