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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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entschieden.
    »Okay.« Ich nickte. »Das verstehe ich, glauben Sie mir, das verstehe ich vollkommen.« Ich sah mich um. Eigentlich wollte ich gehen, aber ich war wie gelähmt.
    »Warum wollten Sie mich denn nun sprechen, wenn es nicht wegen dieser Geschichte war?«
    »Ach, vergessen Sie’s.« Endlich schaffte ich es aufzustehen, aber vor lauter Scham versteckte ich das Gesicht hinter den Händen.
    »Christine, bitte, es klang wichtig. Und Sie haben selbst gesagt, es wäre dringend.«
    Ich wollte wirklich verschwinden, ich wollte aus seiner Praxis gehen und sein Gesicht nie wiedersehen, jede Erinnerung an dieses Gespräch auslöschen. Aber ich konnte es nicht, ich war es Adam schuldig, ich musste ihm helfen, so gut ich es konnte, und das bedeutete, meinen Stolz hinunterzuschlucken und diesen Mann hier um Hilfe zu bitten.
    Als ich den Kampf aufgab, fühlte ich mich plötzlich frei. »Es geht eigentlich nicht um mich, ich bin wegen einem Freund hier.«
    »Natürlich«, meinte Leo, als würde er mir kein Wort glauben.
    »Nein, ich bin wirklich für einen Freund hier. Er weigert sich, zu einem Therapeuten zu gehen.«
    »Natürlich«, antwortete er in genau dem gleichen Ton wie vorhin, was mich immens frustrierte. Wenn ich ihm erzählt hätte, es ginge um meinen Haus-Affen, hätte er wahrscheinlich genauso reagiert.
    Also erzählte ich ihm in möglichst kurzen Worten die Geschichte von Adam und mir, Adams Selbstmordversuch, mein Versprechen, ihm zu helfen, unsere gemeinsamen Bemühungen und die Schritte, die ich unternommen hatte, um ihm die Lebensfreude wiederzugeben.
    Als ich fertig war, richtete Leo sich in seinem großen Ledersessel auf und machte ein besorgtes Gesicht. »Das ist ziemlich beunruhigend, Christine.«
    »Ich weiß. Jetzt können Sie sich bestimmt vorstellen, warum ich hier bin.«
    »Natürlich ist die Situation Ihres Freundes auch beunruhigend, aber es geht mir mehr um das, was Sie mit ihm gemacht haben. Aus therapeutischer Sicht ist das für diesen jungen Mann extrem schädlich.«
    Ich erstarrte. »Wie bitte?«
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Er schüttelte den Kopf, als ob er ihn freibekommen wollte. »Woher haben Sie denn diese ›Tipps‹, wie man das Leben genießen soll?«
    »Aus einem Buch«, antwortete ich mit klopfendem Herzen.
    In Leos Augen blitzte Ärger auf, und dann sagte er sehr ernst: »Diese Art Populärpsychologie ist gefährlich. Sie sind dabei, ihm seine eigene Kraft zu stehlen, Christine!«
    Als ich ihn verwirrt anstarrte, fuhr er fort: »Sie wissen nicht besser als er, was ihm guttut. Es hilft ihm nicht, wenn Sie ihm seine Integrität rauben. Sie machen ihn ohnmächtig, wenn Sie versuchen, sein Leben in Ordnung zu bringen. So kann er sich nicht wirklich verändern, er wird lediglich abhängig von Ihnen. Dass Sie diese Soforthilfemethoden aus einem Buch an ihm ausprobieren …«
    »Ich habe versucht, ihm zu
helfen
«, fiel ich ihm wütend ins Wort.
    »Selbstverständlich, das sehe ich ja«, meinte er sanft. »Ich verstehe auch, was Sie als Freundin zu tun versucht haben, aber therapeutisch gesehen – und ich muss Sie wohl nicht darauf hinweisen, dass
Sie
keine Therapeutin sind – haben Sie nicht den richtigen Weg gewählt.«
    »Dann hätte ich ihn also von der Brücke stoßen sollen?«, fragte ich entrüstet und stand wieder auf.
    »Natürlich nicht. Ich sage nur, Sie müssen ihm die Macht geben. Sie müssen ihn sein eigenes Leben in die Hand nehmen lassen.«
    »Aber er hat gerade versucht, sich sein eigenes Leben zu
nehmen

    »Sie sind aufgebracht, und ich verstehe, dass Sie das Richtige tun wollten und dass Sie gerade selbst in einer besonders schwierigen Phase
Ihres
Lebens stecken …«
    »Es geht aber nicht um
mich
, Leo, es geht um Adam. Ich möchte nur wissen, was ich tun kann, damit es ihm bessergeht. Sagen Sie mir doch einfach, wie ich ihn wieder in Ordnung bringen kann!«
    Es entstand eine lange Stille. Leo sah mich eine Weile stumm an, dann antwortete er mit einem freundlichen Lächeln: »Haben Sie gehört, was Sie gerade gesagt haben, Christine?«
    Ich hatte es gehört, und ich zitterte am ganzen Körper.
    »Sie können ihn nicht ›wieder in Ordnung bringen‹, er muss sich selbst helfen. Ich schlage vor, dass Sie für ihn da sind, ihm zuhören, ihn unterstützen. Aber hören Sie auf, ihn in Ordnung bringen zu wollen, ehe Sie zu weit gehen.«
    Ich sah ihn traurig an.
    »Ich hoffe, das hilft Ihnen. Es tut mir leid, dass wir heute nicht mehr Zeit

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