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Die Liebe der anderen

Die Liebe der anderen

Titel: Die Liebe der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederique Deghelt
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Lächeln mitzuteilen, dass der Schnitt fertig sei. Stimmt ja, seinen Beruf kenne ich immer noch nicht. Was bin ich für ein Esel! Warum habe ich Catherine nicht gefragt? Der Schnitt ist fertig. Wovon spricht er? Von einem Film? Einem Kleidungsstück? Ich springe ins kalte Wasser.
    »Ach ja? Und wann kann man das Meisterwerk bewundern?«
    Treffer. Ich werde zur Premiere eingeladen, nächsten Montag. Es ist also ein Film. Ist er Regisseur? Cutter? Schauspieler? Ich bin neugierig und gespannt.
    »Los, Youri, raus aus der Wanne. Eure Mutter kann euch nicht alle drei gleichzeitig rausholen … Ich kümmere mich um die Großen … Zoé, du gehst zu Mama auf den Arm. Na, komm schon! Lola, zieh nicht so eine Schnute wie eine beleidigte Diva.«
    Arbeitet Pablo fürs Kino oder fürs Fernsehen? Bloß nicht fragen. Ich sehe mich schon bei dieser Premiere, die Leute werden mich kennen, aber ich sie nicht. Was soll’s, das schaffe ich schon. Ich werde einfach alle anlächeln. Plötzlich fallen mir die Abendkleider ein. Wir gehen wohl häufiger zu Premierenfeiern, vielleicht auch zu Festivals.
    In dem Moment wird Zoé vom Schaum verschluckt, eine Sekunde später zieht Pablos Hand sie aus dem Wasser. Sie hustet kurz, öffnet ihre Augen und strahlt uns an. Sie scheint nur ein bisschen erstaunt, dass sie keine Luft mehr bekam. Pablo wickelt sie in ein Badetuch und reicht sie mir, mich hüllt er in einen Bademantel.
    Ich ermahne Lola, die mich eifersüchtig daran erinnert, sie sei ja schon viel größer als Zoé und könne unter Wasser atmen wie ein Fisch. Ich habe mich sehr erschrocken. Dieser Vorfall hat mir bewusst gemacht, wie verletzlich Kinder sind … Das war es dann wohl. Mit der Sorglosigkeit ist es ein für allemal vorbei. Nun bin ich Mutter. Ich weiß nicht, ob es auf lange Sicht schwer ist. Man gewöhnt sich wohl dran. Im Augenblick finde ich es eher beklemmend, aber noch mehr Sorge macht mir Pablos Lässigkeit, der die Gefahr mit einer einfachen Handbewegung aus der Welt geschafft hat.
    Unser erstes Essen zu fünft, für mich ist das alles unfassbar: Überall liegen Erbsen, Hühnchen und Brotreste herum, das Wasser schwappt aus den Gläsern und bildet Seen auf dem Tisch und dem Boden. Ich beobachte dasGanze wie ein amüsierter Gast und lächle Pablo zu, ein Zeichen geheimen Einverständnisses, das er mit einem Augenzwinkern beantwortet. Gegen Ende des Essens bemerke ich, dass er mich beobachtet, und wieder beschleicht mich die Angst, einen Fehler zu machen. Ich bringe schnell ein paar Teller in die Küche und vertiefe mich ins Aufräumen. Das Gefühl, heimlich beobachtet zu werden, legt sich erst, als wir gemeinsam die Kinder zu Bett bringen.
    Youri lockt mich zu einem letzten Tête-à-tête, weil er sich heute Abend so »malincholisch« fühlt, dann bin ich wieder bei Pablo, der meine Hand nimmt und eine kleine Schatulle hineingleiten lässt. Als ich meine Verwunderung zum Ausdruck bringen will, legt er mir den Finger an die Lippen.
    »Das ist für das Geheimnis, für unser Geheimnis, unsere Abmachung. Für deinen klaren Blick und dein kristallines Herz, und außerdem wird er dir gut stehen.«
    Es ist ein Ring, gekrönt von einem sehr hellen blauen Stein. Er ist schön und durchscheinend, wie Pablo es in seiner etwas rätselhaften Bemerkung andeutete. Ich fühle mich schlecht, in meinem Magen ballt sich eine Kugel zusammen, dabei sollte ich mich jetzt bedanken und glücklich aussehen. Mich überkommt dieses Unwohlsein, von dem Catherine sprach. Kein Wunder, dass sie mein Schweigen nicht nachvollziehen konnte. Wir waren nicht nur äußerlich ein phantastisches Paar. Es war unser Lebensstil. Meine Güte, nicht einmal in meinen wildesten Träumen hätte ich das für möglich gehalten. Wie konnte ich so etwas Wunderbares nur auslöschen? Warum beschließt das Gedächtnis eines normal entwickelten Menschen ohne ersichtlichen Grund, sich aus dem Staub zu machen?
    »Warte«, flüstert Pablo und drückt auf die Taste der Stereoanlage. Dann kommt er mit mysteriösem Gesichtsausdruck zu mir zurück. Es ist ein argentinischer Tango. Er fasst mich um die Taille, oben am Rücken, und fängt schon an zu tanzen,während ich ihm unbeholfen zu folgen versuche. Er macht sich los und sieht mich fragend an.
    »Magst du nicht tanzen?«
    »Doch, klar, aber vielleicht etwas anderes als Tango. Es sei denn, du lässt mich führen.«
    Er lacht. »Das geht nicht. Dann wäre ich kein Argentinier.« Die Musik spielt weiter, und ich lege ihm einen

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