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Die Liebe der anderen

Die Liebe der anderen

Titel: Die Liebe der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederique Deghelt
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völlig exzentrischen Tango hin. Ich bewege mich auf ihn zu, lasse meine Hände über seinen Körper wandern. Er wirkt misstrauisch. Während meine Hände tanzen, arbeitet mein Gehirn mit Überschallgeschwindigkeit. Ich konnte Tango tanzen, so viel steht wohl fest. Bestimmt hat er es mir beigebracht. Und auf einmal kann ich es nicht mehr. Also erfinde ich es neu, mit Herzrasen vor Angst, und er protestiert lachend.
    »Ich habe noch nie eine Frau einen ohnehin sinnlichen Tanz so erotisieren sehen.« Er lässt mich machen.
    Dieses eine Mal konnte ich mit meiner komischen Nummer unangenehme Fragen abwenden. Wie lange noch? Und was um Himmels willen hält mich bloß davon ab, zu sagen, was hier los ist?

    Als unsere Liebkosungen träger werden, stützt er sich im Bett auf und sieht mich mit jenem begehrlichen Lächeln an, das ich seit unserer ersten Nacht kenne.
    »Haben wir nicht unglaubliches Glück?«
    Ich bin unfähig, etwas zu erwidern.
    »Ach, fast hätte ich’s vergessen. Ich muss mal kurz was gucken.« Er greift zur Fernbedienung, und hinten im Zimmer schiebt sich eine Zwischenwand zur Seite. Ein riesiger Fernseher mit Panoramabildschirm kommt zum Vorschein. Ich versuche meine Überraschung zu verbergen. Den hatte ich ja noch gar nicht entdeckt. Er schaltet ihn ein, sucht ein Programm. Und dann erkenne ich ihn auf dem Bildschirm wieder. Er hält eine Pistole in der Hand und rennt eine Straße entlang, wobei er sich unentwegt ängstlich umsieht.Er ist also Schauspieler! Im nächsten Augenblick trifft er eine wunderschöne Frau in einem Zimmer und wirft sich ihr an den Hals. Pablo prustet los.
    »Entschuldige, das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt, nach allem, was wir gerade hinter uns haben …« Und von dem auch sie etwas wissen könnte, denn zwischen wilden Küssen hat Pablo begonnen, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Ich fange an, den Film mittelmäßig zu finden. Der Bildschirm wird wieder schwarz.
    »Ich wollte nur wissen, ob sie ihn heute wirklich noch einmal bringen«, sagt er und scheint es fast zu bereuen. »Das war vielleicht ein mieser Streifen!« Er baut sich ein paar Schritte vor dem Bildschirm auf und öffnet seinen Bademantel wie ein Exhibitionist. »Ich habe ihn gedreht, kurz bevor wir uns kennenlernten. Habe ich dir damals besser gefallen oder heute?«
    Besser als vor zwei Tagen? Ich glaube, ich träume. »Keine Ahnung, das sage ich dir am Montag, nach der Premiere.«
    Er runzelt die Stirn und versucht, meinen Worten einen Sinn zu verleihen.
    »Was soll das nun wieder heißen: Entweder siehst du mich lieber hinter der Kamera, oder du hast es auf einen Jüngeren abgesehen. Madame de Las Fuentes, ich verlange, dass Sie mir erklären, wie ich Ihre Bemerkung verstehen darf!«
    Soll er sie doch verstehen, wie er will …
    »Wenn Sie schweigen, ziehe ich die erste Variante vor. Jedenfalls habe ich dir als Schauspieler überhaupt nicht gefallen. Und heute kann ich es dir ja beichten: Als du mir das zum ersten Mal sagtest, hat es mich furchtbar gekränkt. Und heute bin ich dir dankbar dafür. Es macht mir Spaß, die Dinge selbst zu bestimmen, ich halte gern das Ruder in der Hand. Es fiel mir schwer, mich in das System einzufügen. Nun bin ich am richtigen Platz. Die Entscheidungen treffe ich. Die Filme sind nicht mehr meine Folterknechte. Ich spuke nicht mehr in ihnen herum, ich produziere sie.Ich war das Gespenst von einem Schauspieler, aber heute bin ich mit Haut und Haaren da, in all meinen Filmen, viel präsenter als früher.«
    Seine berufliche Stellung ist mir schnuppe. Aber seine kleine Rede gefällt mir. Ich strecke die Hände nach ihm aus, er nimmt mich in den Arm.
    »Verehrteste Marie«, deklariert er feierlich, »trotz all der Stunden, in denen ich an Ihrer Seite weilte, ohne richtig anwesend zu sein, trotz des letzten Films zwischen uns, der ein lausiges Drehbuch hatte, wären Sie dennoch bereit, die viertausenddreihundertachtundvierzigste Nacht mit mir zu verbringen?«
    »Hast du wirklich mitgezählt?«
    »Ja, und die Nächte, die wir nicht miteinander geteilt haben, habe ich natürlich abgezogen … So viele Nächte und nur drei Kinder! Wie viele Sünden ohne Empfängnis, liebe Madame de Las Fuentes, die nicht mehr Tango tanzen kann!«
    Es läuft mir kalt den Rücken herunter. Ich protestiere. »Ich muss doch sehr bitten … Immerhin habe ich Ihnen einen ganz persönlichen und nie da gewesenen Tango präsentiert: den russischen Tango!«
    »Sehr persönlich, allerdings. Weißt du, du bist die

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