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Die Liebe eines Klon

Die Liebe eines Klon

Titel: Die Liebe eines Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Rosa Meer
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geschafft, ihr waren nur fremde Gesichter begegnet, und Niemand nahm Notiz von ihr. Doch was mochte passieren, falls sie nicht an sich halten und laut schluchzend die Aufmerksamkeit auf sich lenken würde? Ihre Finger krallten sich ineinander, sie atmete lange aus und versuchte nicht daran zu denken, wer dort vorne aufgebahrt, unter dem Kreuz, in dem geschlossenen, schlichten Eichensarg lag. Von Kerzen auf langem Halter beleuchtet. Mehrere Blumenkränze aus weißen Nelken und roten Rosen umrahmten ihn. Sie selbst hatte ein Bukett aus weißen Lilien und rosa Rosen niedergelegt. Immer wieder sah sie aus dem Fenster, in Richtung Erdhügel. Mit einem grünen Rasentuch abgedeckt, so hoch - ! Rings umher große weiße Birken, alte Grabsteine, - Neue! Es war so still. Ab und zu war ein Schniefen oder unterdrücktes Husten zu hören. Dieses schwere, bleierne Gefühl der Trauer und Hilflosigkeit bedrückte Lisa so stark, dass sie kaum Luft bekam. Wieder schritten Menschen an ihr vorbei, den Mittelgang entlang. Sie blieben einen Augenblick vor seinem Sarg stehen, wie auch sie es beim Eintreten getan hatte, dann nahmen sie in der ersten Reihe Platz. Es waren seine engsten Angehörigen. Denn seine Mutter war unter ihnen, sie erkannte sie sofort wieder, obwohl sie sie nur selten gesehen hatte. Sie war schon damals allein. Ihr Mann war früh an Krebs gestorben. Es gab nur diesen einen Sohn. Die ebenfalls älteren Frauen und Männer an ihrer Seite kannte Lisa nicht. Wahrscheinlich waren es seine Tanten und Onkel. Nur flüsternd unterhielten sich die Trauernden. Lisa hielt Ausschau nach einer Frau. Einer Frau, der es so ergeht wie ihr selbst. Doch sie konnte keiner der Anwendenden diesen Part zuordnen. Endlich begann der Pastor mit seiner Ansprache. Seine Stimme war tief und tröstend. Seine Erinnerungen an einen lebensfrohen jungen Mann, waren auch die ihren. Aber er fand auch mahnende Worte. Jeder Mensch hätte die Pflicht, sich selbst und auch seinen Angehörigen gegenüber, auf sich zu achten und nicht sorglos mit seinem Leben umzugehen. Erst später sollte sie erfahren, was er damit meinte. Bei der Beschreibung seiner guten Eigenschaften wurde das allgemeine Geschluchzte fast unerträglich. Lisa sah wieder aus dem Fenster und tupfte unruhig an ihren Augen herum, was irgendwie sinnlos war. Verdammt, verdammt noch mal, durchfuhr es sie. So gar nicht christlich, an diesem Ort. Wie konntest du mir das antun. All die Jahre habe ich an dich gedacht, all die Jahre warst du mein stummer Begleiter, all die Jahre träumte ich von dir, all die Jahre hoffte ich. - Ich war mir so sicher, dass wir uns wiedersehen würden, irgendwann, plötzlich würdest du vor mir stehen. Erstaunt würdest du, „Uff!”, sagen und mich dann stürmisch umarmen. Ich war weder deine Frau, noch deine Geliebte, nicht einmal eine langjährige Freundin, aber ich war eine Frau die dich immer geliebt hat, seit dem Tag, an dem sie dich das erste Mal sah. Und diese Frau wird nie aufhören dich zu lieben, solange sie lebt! Das Spielen der Orgel schreckte sie auf. Die lauten tiefen Töne, der Gesang der Anwesenden, so erdrückend. Es war vorbei, keine Chance ihre Tränen aufzuhalten, zu kontrollieren. Also drehte sie sich erneut zum Fenster, sah wieder Richtung Hügel. Der Gedanke, er solle dort tief unten, in der Erde...! Nein, sie durfte nicht darüber nachdenken. Schnell suchte sie in ihren Erinnerungen nach schönen Augenblicken mit ihm. Rief sich sein Gesicht in Erinnerung, wie er lachte, seine Grübchen, sein Erstaunen, - seine Traurigkeit! Dann wurde der Sarg vorüber getragen. Alle standen, ihm zu Ehren, von ihren Plätzen auf. Kaum Einer, dem keine Tränen über die Wangen flossen. Als er aus der Kapelle getragen wurde, sah sie ihm aus dem Fenster nach. Und wieder schweifte ihr Blick umher, von dem Hügel fort zu den großen Birken, zu den anderen Grabsteinen, suchend! Was? Wonach hielt sie Ausschau? Eine merkwürdige Unruhe ergriff sie. Sie hatte das Gefühl gehen zu müssen, sie gehörte hier nicht her. Einfach weggehen und alles hinter sich lassen, nicht mehr nach zu denken, zu grübeln. Es war all die Jahre so sinnlos und nun war die Sinnlosigkeit allgegenwärtig. Sie musste sie endlich akzeptieren. Wenn nicht jetzt wann dann? Aber sie tat es nicht. Sie konnte nicht sagen, was sie zurückhielt, denn den Weg zum Grab wäre sie am liebsten nicht gegangen. Sie wollte nicht, dass er in dieses Grab gelegt wurde. Draußen vor der Kapelle standen noch mehr

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