Die Liebe eines Klon
Turnschuhe und Freizeitkleidung, und was man so braucht, hatte sie bekommen. Alles in Weiß. Was allerdings nicht eben zu ihrem Wohlbefinden beitrug. Denn nun unterschied sie sich äußerlich kaum mehr von den Anderen. Weder von dem Personal, noch von den Patienten, denen sie mittlerweile einige Male begegnet war. Beim Abendessen im großen Speisesaal, auf den Fluren und hier draußen im weitläufigen Parkgelände. Dass sie nun zum zweiten Mal unter Regines Führung durchstreifte. Einige hatten ihr freundlich zugelächelt. Andere hatten sie nicht einmal bemerkt. Zu gerne hätte sie mit ihnen gesprochen. Doch Regine ließ ihr dazu keine Gelegenheit. Bis jetzt war sie die meiste Zeit auf ihrem Zimmer gewesen. Regine erklärte ihr, dass der Professor erst noch einige Vorbereitungen für die bevorstehenden Tests treffen muss. Sie hatten ja noch nicht so früh mit ihrem Erscheinen gerechnet. „Erscheinen gerechnet!” Lisa wollte widersprechen. Schließlich war sie nicht von selbst hier erschienen. Aber Regine war nicht leicht in ein Gespräch zu verwickeln, schon gar nicht in eine Diskussion über Freiheitsberaubung. Wenn Lisa auch ihren Aufenthalt hier mehr oder weniger schweigend hinnahm, so war sie, unmerkbar für Andere, aufs Höchste aufmerksam und an Allem, was sie sah und hörte sehr interessiert. Woran sie sich einfach nicht gewöhnen wollte, waren die Überwachungskameras, die deutlich, in allen Fluren und Räumen zu sehen waren. Allerdings machte sie sich noch mehr Sorgen, um die Kameras und Mikrofone, die nicht zu sehen waren. Auch hier draußen im Park wurde sie das Gefühl nicht los, pausenlos beobachtet und belauscht zu werden. Vielleicht waren es aber auch nur die vielen Fenster, die ihr dieses Gefühl gaben. Die Kamera in ihrem Zimmer diente natürlich auch nur zu ihrer Sicherheit, da das Haus so groß, und die Schwestern nicht ständig in der Nähe sein konnten. „Da sind wir!” Regine, die sie bereits am Vortag betreut hatte, und anscheinend über „das Experiment” bestens informiert war, lächelte ihr zu und nickte in Richtung einer Parkbank, die unter einer großen Buche stand. Auf ihr saß ein großer Mann, in weißer Kleidung und sah zu Boden. „Prof. Dr. Garden meinte, sie sollten sich ein wenig unterhalten, das täte ihnen beiden gut! Ich werde auf der Terrasse auf sie warten!” Ohne ein weiteres Wort wendete sie sich ab und ging zurück. Lisa trat näher und spürte wie sich ihr Körper verkrampfte, ihr Herzschlag und ihre Atmung sich beschleunigten, und ihre Hände vor Kälte ganz weiß wurden. Wie schon damals, vor über 10 Jahren, übte er immer noch, oder wieder, diese Wirkung auf sie aus. Leise näherte sie sich der Bank, auf der er saß. Seine Ellenbogen auf seine Knie gestützt, sein Gesicht in den Händen vergraben, schien er in Gedanken versunken zu sein. Als er Schritte näher kommen hörte, hob er den Kopf und ein Lächeln erfasste sein ganzes Gesicht. „Hallo! Ich habe auf dich gewartet, endlich hat man dich zu mir gebracht!” Schnell erhob er sich, kam ihr entgegen, nahm ihre Hand und zog sie neben sich auf die Bank. Er ist es nicht! Er ist es nicht! Immer wieder sagte sie sich diese vier Worte. Wie war das nur möglich? „Du bist hoffentlich einverstanden, dass wir du zueinander sagen?” Sein Lächeln hätte keinen Widerspruch geduldet, der auch nicht gekommen wäre. Die Anspannung von vor zwei Tagen, schien er abgelegt zu haben. Wahrscheinlich konnte er sich nun auf sie Beide konzentrieren, da er nun sicher war, dass sie ihm helfen würde. Jetzt fiel Lisa wieder ein, was sie ihn als erstes fragen wollte. „Wie ist dein Name?” Als hätte sie etwas sehr unangenehmes angesprochen, verschwand jegliche Fröhlichkeit aus seinem Körper. Doch nur kurz, er fasste sich erstaunlich schnell. Wieso hatte ihn diese Frage so erschreckt, oder einfach nur überrascht? Lisa konnte es nicht deuten. Seine Fassung war sofort wieder hergestellt und er sah ihr direkt in die Augen. „Was würdest du mir für einen Namen geben, mir, dem ersten Klon, einer Kopie eines anderen Menschen?” Da war es wieder, seine Stimme verriet ihn, er war verbittert, gereizt. Er schien große Schwierigkeiten zu haben seine Fassung zu behalten, und das nach so langer Zeit? Doch wieso langer Zeit, sie hatte keine Ahnung wie alt er war, und er konnte unmöglich so alt wie Pete sein. „Nun, fällt dir keiner ein?” Etwas gelassener lehnte er sich zurück und sah in die Baumkronen, als wollte er sich ablenken,
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