Die Liebe eines Klon
Motorrad zu Adam zu fahren, das heißt, zum Flugplatz. Aber als er aus dem Fenster sah, musste er diesen Gedanken vergessen. Seine Laune war nicht gerade die Beste, als er in den vollbesetzten Bus einstieg, der ihn zum Hauptbahnhof, in die nächste Stadt, bringen sollte. Er würde dort den Zug nehmen und wieder den Bus. Erst dann würde er den Flughafen erreicht haben. Dort erwartete ihn meistens Max. Der ihm als Begrüßung, so zu sagen, die „Gute Nacht”- Spritze setzte. Schlafend, konnte Pete schwerer nachvollziehen, wie lange sein Flug ging, und vor allem, wohin! Das war jedes Mal das Selbe. Also machte sich Pete auf den Weg. Es war ein großer Nachteil, wenn man auf dem Lande lebte. Die Wege sind lang, die Verkehrsverbindungen kompliziert, und zeitaufwendig. Wenn man, so wie Pete seit kurzem, kein Auto besaß. Seine Firma, sein Auto, alles futsch. Schulden ohne Aussicht auf Besserung. Eigentlich müsste er sein Motorrad auch verkaufen, aber bevor er das tat, musste noch ´ne Menge passieren. Er fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, als wollte er endlich aufwachen. Aber zurück blieben nur Sorgenfalten im Spiegelbild des beschlagenen Busfensters. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust Adam zu besuchen. Am liebsten würde er sich zu Hause vergraben. Seine Mutter versuchte ihn mit, ihren ohnehin, sehr guten Kochkünsten aufzumuntern, indem sie seit Tagen nur seine Lieblingsspeisen kochte, und sich selbst dabei übertraf. Obwohl sie sich das eigentlich nicht leisten konnten. Doch sie meinte es nur gut, und so sagte er nichts. Aber es half alles nichts, er war zutiefst deprimiert und desillusioniert. Und er wollte, nicht einmal seinen Freund sehen. Er schämte sich dafür. Es gab auch keine Ausrede, die eine Absage erlaubt hätte. Und außerdem hatte er es ihm am Telefon versprochen, heute zu kommen. Adam hatte ihn vor ein paar Tagen angerufen, er klang merkwürdig, ihn bedrückte etwas und gleichzeitig war er aufgeregt, aber er wollte am Telefon nicht darüber sprechen. Konnte es sein, das sie Erfolg hatten, er Erinnerungen wiedergefunden hatte, die unmöglich von ihm stammen konnten? Pete wusste nicht ob er sich darüber freuen sollte. Doch warum sollte Adam sich dann Sorgen machen? Ja, er wünschte Adam die Freiheit, aber würde Garden sie ihm wirklich gewähren? Und was würde folgen? Weitere Klone, eingesperrt für Jahre? Als stille Reserve, für ein Gedächtnis, das irgendwann einen Körper braucht? Nein, das war absolut unmöglich! Pete schüttelte den Kopf, als wollte er diesen Gedanken aus ihm heraus schütteln. Soweit würde es nicht kommen. Sicher nicht!?
Er wechselte von dem Bus in den Zug und umgekehrt. Am Flughafen wurde er bereits erwartet. Der Privatjet wartete aufgetankt auf seinen „blinden” Passagier. Blind, war vielleicht nicht das richtige Wort. Wenn sie in der Luft waren wurde Pete schlafen gelegt. Eine kleine Spritze übernahm die Aufgabe des Sandmannes. So hatte er auch keinerlei Anhaltspunkte über den Ort ihrer Landung und die Autofahrt zur Klinik. Es war gegen Abend als sie mit der Limousine am Tor hielten. Max winkte dem Pförtner zu. Es war Karl. Schade, Pete hätte sehr gerne mit ihm ein Fläschchen Bier getrunken. Sie redeten nie sehr viel miteinander. Das war auch gar nicht nötig. Karl schien ihn auch ohne Worte zu verstehen. All die Jahre, die er ihn nun schon hier ein und ausgehen sah. Als sie langsam die schneeverwehte Einfahrt Richtung Klinik entlangfuhren, fiel sein Blick auf das riesige Gebäude, das nun im Winter nicht von der Blätterwand des bewaldeten Parks verdeckt wurde. Wie friedlich es hier war. Eingezäunt und streng bewacht, was für Fremde allerdings nicht gleich zu erkennen war, die Kameras waren recht gut getarnt, in Nistkästen und ähnlichem. Es schien in einer Art Dornröschenschlaf zu liegen. Pete war sich sicher, dass sich dies sofort ändern würde, wenn die Öffentlichkeit von den wirklichen Arbeiten des Herrn Prof. Dr. Garden informiert werden würde. Dann hätte der alte Karl in seinem Pförtnerhäuschen auch mal was zu tun. „Max! Halt an, ich möchte zu Fuß weiter gehen!” Max stoppte und drehte sich zu ihm um. Pete saß immer hinten. Für einen Augenblick schien er abzuwägen, ob er es ihm erlauben durfte. Aber dann warf er alle Bedenken über Bord und öffnete die hintere Tür. „Ich gebe Bescheid, dass du später kommst!” Mit diesen Worten wendete er sich wieder seinem Fahrzeug zu. Als Pete die Tür zuschlug, brauste Max auch
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