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Die Liebe in den Zeiten der Cholera

Die Liebe in den Zeiten der Cholera

Titel: Die Liebe in den Zeiten der Cholera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel García Márquez
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um sie in seinem Patio heimisch werden zu lassen. Nach langem Grübeln ging er das Wagnis einer weißen Rose ein, eine Sorte, die er weniger als andere mochte, weil sie stumm und fad war: Sie sagte nichts. Im letzten Moment entfernte er noch, für den Fall, daß Fermina Daza spitzfindig sein sollte, alle Dornen. Die Rose wurde wohlwollend aufgenommen, als ein Geschenk ohne verborgene Absichten, und das Dienstagsritual damit bereichert. Das führte so weit, daß, wenn er mit seiner weißen Rose kam, auf dem Teetischchen schon eine Vase mit Wasser bereitstand. An irgendeinem Dienstag sagte er, als er die Rose hineinstellte, wie beiläufig: »Zu unserer Zeit brachte man nicht Rosen, sondern Kamelien mit.«
    »Das ist richtig«, sagte sie, »aber auch, wie Sie wissen, mit anderer Absicht.«
    So lief es immer: Er versuchte voranzukommen, und sie schnitt ihm den Weg ab. Trotz ihrer prompten Antwort merkte er jedoch diesmal, daß er ins Schwarze getroffen hatte, denn sie mußte das Gesicht abwenden, um ihr Erröten zu verbergen. Ein glühendes, jugendliches Erröten, auf das sie keinen Einfluß hatte, das aber ihren Ärger mit seiner Dreistigkeit entfachte. Florentino Ariza war klug genug, auf weniger verfängliche Themen auszuweichen, doch sein Entgegenkommen war so offensichtlich, daß sie sich ertappt fühlte und noch wütender wurde. Es war ein schlechter Dienstag. Sie wollte ihn schon fast bitten, nicht wiederzukommen, doch dann erschien ihr die Vorstellung eines Zanks wie bei einem Liebespärchen in ihrem Alter und ihrer beider Situation so lächerlich, daß sie einen Lachanfall bekam. Als Florentino Ariza am darauffolgenden Dienstag seine Rose in die Vase stellte, erforschte sie ihr Gewissen und stellte mit Freude fest, daß wegen des vergangenen Dienstags nicht eine Spur von Groll in ihr zurückgeblieben war. Die Besuche erfuhren bald eine zunächst störende familiäre Erweiterung, da Doktor Urbino Daza oft wie zufällig mit seiner Frau auftauchte und zum Kartenspielen dablieb. Florentino Ariza konnte nicht spielen, doch Fermina Daza brachte es ihm im Laufe eines einzigen Besuchsnachmittags bei, woraufhin dann beide gemeinsam dem Ehepaar Urbino Daza eine schriftliche Herausforderung für den kommenden Dienstag schickten. Für alle Beteiligten wurden diese Nachmittage so angenehm, daß sie sich ebenso schnell wie die Besuche einbürgerten und Regeln für die Beiträge jedes einzelnen aufgestellt wurden. Doktor Urbino Daza und seine Frau, die eine vorzügliche Kuchenbäckerin war, steuerten jedesmal andere ausgefallene Torten bei. Florentino Ariza brachte weiterhin Delikatessen mit, die er auf den Schiffen aus Europa auftrieb, und Fermina Daza ließ sich jede Woche eine neue Überraschung einfallen. An jedem dritten Dienstag im Monat wurden Turniere abgehalten, bei denen nicht um Geld gespielt, aber dem Verlierer ein besonderer Beitrag für die nächste Partie abverlangt wurde.
    Doktor Urbino Daza entsprach dem Bild, das man sich allgemein von ihm machte: Seine geistigen Möglichkeiten waren beschränkt, er hatte linkische Manieren, ihn überkamen plötzliche Anwandlungen, sei es aus Freude oder Ärger, und er litt an einem unangemessenen Erröten, das um seine geistige Gesundheit fürchten ließ. Aber er war zweifellos und ganz offensichtlich das, wofür Florentino Ariza auf keinen Fall gehalten werden wollte: ein guter Mensch. Seine Frau hingegen war lebhaft und von einer plebejischen Schlagfertigkeit, die ihrer Eleganz eine menschlichere Note verlieh. Man konnte sich kein besseres Gespann zum Kartenspielen vorstellen, und dazu wurde Florentino Arizas unersättliches Liebesbedürfnis durch die Illusion gestillt, sich en famille zu fühlen.
    Eines Abends, als sie gemeinsam das Haus verließen, lud Doktor Urbino Daza ihn zum Essen ein: »Morgen Punkt halb eins im Club Social.« Das war eine Delikatesse mit einem vergifteten Wein: Der Club Social behielt sich das Recht vor, Gäste aus vielerlei Gründen abzulehnen, und eine uneheliche Geburt war einer der wichtigsten. Onkel Leon XII. hatte diesbezüglich unliebsame Erfahrungen gemacht, und Florentino Ariza selbst hatte die Schmach hinnehmen müssen, wieder hinauskomplimentiert zu werden, nachdem er bereits auf Einladung eines Gründungsmitglieds an einem Tisch Platz genommen hatte. Dem Gastgeber, Florentino Ariza wegen kniffliger Gefälligkeiten beim Flußhandel verpflichtet, war nichts anderes übriggeblieben, als diesen woandershin zum Essen auszuführen.
    »Wir,

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