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Die Liebe in den Zeiten der Cholera

Die Liebe in den Zeiten der Cholera

Titel: Die Liebe in den Zeiten der Cholera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel García Márquez
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del Comercio, zwei Kinder in unterschiedlichen Stadtvierteln seien an Cholera gestorben. Man stellte fest, daß eines davon gewöhnliche Dysenterie gehabt hatte, das andere aber, ein fünfjähriges Mädchen, schien tatsächlich ein Opfer der Cholera gewesen zu sein. Seine Eltern und die drei Geschwister wurden getrennt und in Einzelquarantäne gesteckt, und das ganze Viertel wurde medizinisch streng überwacht. Eines der Kinder bekam die Cholera, erholte sich jedoch rasch, und als die Gefahr vorüber war, konnte die ganze Familie wieder zurück in ihr Haus. Elf weitere Fälle wurden im Verlauf von drei Monaten registriert, im fünften Monat nahm die Zahl der Ansteckungen besorgniserregend zu, doch nach einem Jahr hielt man die Gefahr einer Epidemie für gebannt. Niemand zweifelte daran, daß die strengen sanitären Maßnahmen des Doktor Juvenal Urbino das Wunder möglich gemacht hatten. Bis weit in dieses Jahrhundert hinein blieb die Cholera nicht nur in der Stadt, sondern an fast der gesamten Karibikküste sowie im Gebiet des Magdalena endemisch, es kam jedoch nicht wieder zu einer Epidemie. Wegen des Alarmzustands fanden Doktor Juvenal Urbinos Vorschläge bei den Behörden ernsthaftere Beachtung. Das Studium von Cholera und Gelbfieber wurde am medizinischen Institut zum Pflichtfach erklärt, und man erkannte, wie dringlich es war, die Kloaken zu schließen und weit ab von all dem Müll einen neuen Markt zu errichten. Doktor Urbino aber legte damals keinen Wert darauf, auf seinen Sieg zu pochen, hatte auch keinen Schwung mehr für seine sozialen Missionen, weil er zu der Zeit selbst flügellahm war, verwirrt und zerstreut, aber entschlossen, sein Leben ganz zu verändern und alles übrige zu vergessen. Wie ein Blitz hatte ihn die Liebe zu Fermina Daza getroffen.
    In der Tat war das die Folge einer Fehldiagnose. Ein ihm befreundeter Arzt glaubte die Frühsymptome der Cholera an einer achtzehnjährigen Patientin erkannt zu haben und bat Doktor Urbino, das Mädchen zu untersuchen. Noch am gleichen Tag ging dieser dorthin, getrieben von der Befürchtung, die Pest sei in das Heiligtum der Altstadt eingedrungen, nachdem sie bis dahin nur unter der schwarzen Bevölkerung in den Randbereichen aufgetreten war. Weniger unangenehme Überraschungen erwarteten ihn. Das Haus im Schatten der Mandelbäume des Parque de los Evangelios sah äußerlich so heruntergekommen aus wie die anderen Häuser aus der Kolonialzeit, innen aber herrschte die Ordnung der Schönheit und ein jähes Licht, das aus einem anderen Erdzeitalter zu kommen schien. Der Eingangsflur führte direkt auf einen sevillanischen Patio, quadratisch und frisch gekalkt, die Orangenbäume blühten, und der Boden war mit den gleichen Kacheln wie die Wände ausgelegt. Die Luft war erfüllt von dem Rauschen unsichtbar fließenden Wassers, Nelkentöpfe standen auf den Simsen, und in den Arkaden hingen Käfige mit seltenen Vögeln. Am merkwürdigsten waren drei Raben in einem sehr großen Bauer, die, wenn sie mit den Flügeln schlugen, den Patio in einen verwirrenden Duft tauchten. Mehrere Hunde, die irgendwo im Haus angekettet waren, begannen, durch den Geruch des Fremden gereizt, plötzlich zu bellen, doch der Zuruf einer Frau ließ sie verstummen, und zahlreiche Katzen sprangen, verschreckt von der herrischen Stimme, überall herab und versteckten sich zwischen den Blumen. Dann trat Stille ein, so durchsichtig, daß über dem Tumult der Vögel und den Silben des Wassers auf dem Stein der trostlose Atem des Meeres zu vernehmen war.
    Durchschauert von der Gewißheit, die leibliche Gegenwart Gottes zu spüren, dachte Doktor Juvenal Urbino, ein Haus wie dieses müsse gegen die Pest gefeit sein. Er folgte Gala Placidia durch den Arkadengang, ging am Fenster des Nähzimmers vorüber, wo Florentino Ariza, als der Innenhof noch in Schutt lag, Fermina Daza zum ersten Mal gesehen hatte, stieg über die neuen Marmortreppen hinauf in den zweiten Stock und wartete darauf, gemeldet zu werden, um ins Zimmer der Kranken eintreten zu können. Doch Gala Placidia kam mit einer Botschaft heraus: »Das Fräulein sagt, Sie können nicht hereinkommen, weil ihr Vater jetzt nicht zu Hause ist.«
    Also kam er um fünf Uhr nachmittags, wie es ihm das Dienstmädchen geraten hatte, wieder. Lorenzo Daza öffnete ihm persönlich, führte ihn zum Schlafzimmer der Tochter und blieb, vergeblich bemüht, seinen schweren Atem zu beherrschen, während der Untersuchung mit gekreuzten Armen in einer dämmrigen

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