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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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konnte trotz meiner Verwirrung nicht anders, als ebenfalls zu lachen. Was auch immer hier gespielt wurde, ich fühlte mich, als hätte ich gerade einen Test bestanden, wenn ich auch nicht im Geringsten begriff, was für einer es gewesen sein sollte. Verstehe das, wer will, dachte ich, aber der schöne schräge Mensch namens Konrad hat soeben eine klare Empfehlung für mich ausgesprochen! Ich musste doch etwas richtig gemacht haben.
    Carmen streckte nun die Hand in meine Richtung aus, ich schlug ein, alles war wieder möglich.
    Â» Deine Unterlagen, bitte, jetzt würde ich sie mir nämlich doch gern ansehen « , sagte sie. » Und wir duzen uns hier übrigens. «
    Ich brauchte einen Moment, bis mir einfiel, dass ich die Mappe zurück in den Rucksack gesteckt hatte. Also zog ich sie wieder heraus und reichte sie ihr.
    Nachdem sie eine Weile in meiner Mappe geblättert und sich ein paar Notizen gemacht hatte, fragte sie wie nebenbei: » Worüber hat Konrad mit dir gesprochen? «
    Kurz überlegte ich, welcher Teil unseres Gesprächs meiner Bewerbung wohl am wenigsten schaden würde, und sagte: » Er hat gefragt, warum ich hier arbeiten möchte. «
    Â» Und was hast du geantwortet? «
    Â» Oje! Ich fürchte, ich habe so viel Blödsinn geredet, dass ich es gar nicht mehr zusammenbringe. «
    Â» Konrad scheint es gefallen zu haben. «
    Â» Er hat mich durcheinandergebracht. «
    Â» Das ist so seine Art. «
    Â» Ich habe ihn für den Heimleiter gehalten. So viel zu meiner Menschenkenntnis. «
    Â» Auch damit bist du nicht die Erste. Also? «
    Â» Also was? «
    Â» Warum möchtest du bei uns arbeiten? «
    Jetzt ein paar Standardsätze abzurufen, kam mir verfehlt vor, zumal mir inzwischen klar war, dass ich mich an einem Ort befand, wo man Standards getrost vergessen konnte. Carmen hätte einstudierte Sprechblasen sofort als solche erkannt. Sie drehte ihren Stuhl herum, klemmte sich die Lehne zwischen die Beine und wartete, dass ich etwas von mir gab.
    Â» Ich glaube, ich könnte mich hier gut einbringen. «
    Als ob dieser Satz weniger hohl gewesen wäre.
    Â» Einbringen? «
    Â» Ja. Ich meine, die Arbeit, die Sie, die ihr hier macht, damit kann ich was anfangen … «
    Â» Wie stellst du dir denn die Arbeit bei uns vor? «
    Â» Noch gar nicht konkret. Aber ich war mal auf einer geschlossenen Psychiatriestation, um dort eine Patientin zu besuchen, und seitdem interessiere ich mich sehr für alternative Möglichkeiten der Betreuung. «
    Carmen beugte sich nochmals über meine Bewerbungsmappe. Sie machte nicht den Eindruck, weitere Ausführungen von mir zu erwarten.
    Ich sah mich im Zimmer um. Der ausgestopfte Hirschkopf an der Seitenwand fiel mir erst jetzt auf. Zwölfender, dachte ich, nicht unähnlich dem, der bei einem Großonkel im Wohnzimmer gehangen hatte, nur dass diesem hier irgendein Witzbold Schleifen aus bunten Wollfäden ins Geweih geflochten hatte.
    Â» Viel Erfahrung hast du auch nicht « , sagte Carmen, ohne aufzublicken.
    Â» Ich lerne schnell! «
    Carmen lächelte. Sie sah mich jetzt direkt und freundlich an und strich sich das wirre Haar hinter beide Ohren.
    Â» Außerdem bist du ziemlich jung. «
    Â» Ich weiß. Aber ich bin schon eine ganze Weile auf mich allein gestellt, insofern fühle ich mich älter. «
    Â» So, so. «
    Ich Idiotin!, dachte ich. Wochenlang habe ich mich zu nichts aufraffen können, habe mich durch die Tage treiben lassen, und dann sitze ich plötzlich in diesem komischen Büro, wo man die Verrückten nicht von den Betreuern unterscheiden kann, und sondere bloß Stuss ab.
    Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass ich auf einmal diese Arbeitsstelle wirklich haben wollte, ganz unabhängig davon, dass ich dringend Geld und einen Platz für das Anerkennungsjahr brauchte. Gegen alle Vernunft und wider alle Wahrscheinlichkeit wünschte ich mir, mehr Zeit hier verbringen zu dürfen und, ja, mich einzubringen, auch wenn das vielleicht nach Seminarvokabular klang. Bauchgefühl hörte ich Manu sagen und dachte: Ein Grund mehr, misstrauisch zu sein, denn wenn Manu einmal wieder ihrem Bauchgefühl gehorcht hatte, fand ich sie bald danach unter Garantie heulend in ihrem Bett vor, weil ein Kerl ihr Vertrauen missbraucht hatte oder etwas anderes völlig schiefgegangen war. Ich dagegen hielt lieber möglichst lange einen

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