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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Büro, während des Gesprächs mit Konrad, und ich habe ihn für einen Patienten gehalten. «
    Carmen stutzte kurz, dann schüttelte sie sich vor Lachen. » Und ich hab geglaubt, die Nummer mit Konrad als Heimleiter sei nicht zu toppen! «
    Glücklicherweise entdeckte ich in diesem Moment einen Papierkorb in einer Ecke, trat möglichst gelassen auf ihn zu und entledigte mich der Socke. Dann ging ich wieder zu Carmen und bemerkte, dass sie mich beobachtet hatte.
    Â» Würde die dreckige Wäsche auch zu meinem Aufgabenbereich gehören, falls …? « , fragte ich.
    Carmen schüttelte den Kopf.
    Ich überlegte, auf welchen Teil meiner Frage das Kopfschütteln gemünzt war, zögerte, sagte dann: » Ich weiß, mein Auftritt ist bis jetzt keine Glanzleistung gewesen, aber ich habe mehr drauf als die Landung in jedem verfügbaren Fettnapf und die Entsorgung stinkender Socken. «
    Â» Die Entsorgung der Socke war doch schon mal lässig. «
    Jetzt lachten wir das erste Mal gemeinsam.
    Â» Gut, setzen wir doch gleich mal konkret hier an: Was hättest du mit so einem rücksichtslos in einem Gemeinschaftsraum zurückgelassenen Ding angefangen, wenn du es während deiner Dienstzeit vorgefunden hättest? «
    Ich zögerte keine Sekunde und sagte: » Den Besitzer ermittelt und sie über die entsprechende Türklinke gezogen. «
    Carmen grinste: » Steigerungsform bei Wiederholungstat? «
    Â» Hmmh, lass mich überlegen … Wäre vor versammelter Mannschaft beim Abendessen auf den Teller knallen zu brutal? «
    Sie kicherte. » Das hängt davon ab, wen es treffen würde – aber nee, passt schon. « Dann wurde sie wieder ernst: » Ich sehe, du reagierst schnell. Aber dir ist klar, dass wir es in der Regel mit anderen Schwierigkeiten zu tun haben als mit solchem Kleinkram? Situationen, wo du mit Schlagfertigkeit allein nicht weiterkommst? «
    Â» Ich habe dir vorhin gut zugehört. «
    Sie lächelte: » Ja, das habe ich bemerkt. «
    Carmen zog nun an einem der Tische zwei Stühle heraus, deutete einladend auf den einen und nahm selbst auf dem anderen Platz. Dann nahm sie mich ohne Vorwarnung in die Zange. Sie benötigte nicht einmal zehn Minuten, um die Information aus mir herauszulocken, dass meine Mutter die Familie früh verlassen hatte, und weitere zehn, um meine Motivation für diesen Beruf noch einmal gründlich abzuklopfen. Als mir später einmal eine Mühlenbewohnerin nach einer Therapiestunde bei Carmen berichtete, sie fühle sich, als wäre sie erst von einem Lastwagen überfahren und anschließend von einem schweren Sack Steine befreit worden, alles tue ihr weh, aber alles sei auch leichter, wusste ich genau, was sie meinte. Nach einer halben Stunde hatte ich Carmen jedenfalls so viel über mich preisgegeben, dass ich nach Luft schnappte vor Anstrengung und Staunen über mich selbst.
    Carmen lehnte sich lässig gegen die Stuhllehne und sagte: » Okay, ich bin jetzt im Bilde. Du brauchst übrigens vor mir gar nicht so abgebrüht zu tun. Ich kann an dem Wunsch, mit seiner Arbeits- und Lebenskraft anderen zu helfen, nichts Uncooles finden, also spiel es nicht herunter. «
    Ich war von ihren Worten peinlich berührt, aber auch angetan, obwohl ich mich meiner Ansicht nach nicht einmal ein bisschen abgebrüht gegeben hatte.
    Carmen ging dann übergangslos und ohne weiter in mich einzudringen dazu über, äußerst sachlich zu erklären, was meine Aufgaben im Haus wären, sollte ich diese Stelle bekommen: Frühdienst, Mittagsdienst, Spätdienst, Nachtdienst nur in Ausnahmefällen. Ob ich denn einen Führerschein hätte, fragte sie. Ich bejahte, danach zählte sie weitere Tätigkeiten auf: Begleitung bei Arztbesuchen, Freizeitaktivitäten, Stadtgang. Im Fall von Personalknappheit, was mehr oder weniger Regelzustand sei, auch Küchendienst, Garteneinsätze, Reinigungsaktionen. » Du wärst Chauffeur, Dienstmädchen, Putzfrau, Kummerkastentante, Aufpasser, Motivationstrainer, Moralapostel, Küchenmagd, je nachdem, was gerade benötigt wird. «
    Ich war mit allem einverstanden.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und der Mann, von dem ich inzwischen wusste, dass er Martin hieß und das genaue Gegenteil von einem Patienten war, trat ein.
    Â» Hier seid ihr « , sagte er. » Seit wann werden Vorstellungsgespräche im

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