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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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werden dir die beiden bestimmt noch selbst erzählen. «
    Â» Wer ist Hajo? «
    Â» Professor Doktor Hans-Joachim Albrecht. Ich hatte ihn schon kurz erwähnt, er ist der für uns zuständige klinische Psychiater, außerdem Martins Bruder. «
    Â» Klinischer Psychiater? Ich dachte … «
    Â» Ganz ohne Anbindung geht es nicht, sonst gibt’s keine Kassenübernahme, und wir könnten nur Leute mit Geld aufnehmen. Hajo solltest du übrigens erst mal siezen, und wenn du ihm eine besondere Freude machen willst, sagst du Herr Professor zu ihm. «
    Der Flur im Oberstock ähnelte dem im Erdgeschoss, allerdings waren die Zimmertüren individuell gestaltet und mit Namensschildern versehen. Im Vorbeigehen las ich: A. BAUMANN , M. SCHULTE , S. BACH , M. RICHTER , B. EVERSEN , H. JASPERSEN . Keiner mit einem K. vor dem Nachnamen, stellte ich fest und schob die sich aufdrängende Frage beiseite. Konzentriere dich auf das Gespräch mit Carmen, wies ich mich zurecht, statt Ausschau nach diesem rätselhaften Zeichner zu halten.
    Â» Bis auf Konrad sind alle Bewohner hier im ersten Stock untergebracht « , fuhr Carmen fort, als hätte sie wieder einmal meine Gedanken erraten. » Martin und ich wohnen unterm Dach, wo es auch noch ein Erzieherapartment und ein Zimmer für mögliche Praktikantinnen gibt. Du kannst dir das Praktikantenzimmer ansehen, aber auch im Dorf bleiben. «
    Ich hätte nur freudig nicken müssen, weil das sehr nach einer Zusage klang, fragte jedoch stattdessen: » Und wo wohnt Konrad? «
    Carmen blieb abrupt stehen und sah mich erstaunt an. » Konrad hat ein Apartment mit separatem Zugang. Geht man links ums Haus herum, gelangt man zu einer ziemlich steilen Holztreppe. Die führt zu seiner Klause. Er mag es übrigens nicht, wenn man ihn unaufgefordert besucht. «
    Â» Das habe ich auch nicht vor. «
    Â» Aus welchem Grund fragst du dann? «
    Â» Nur so. Wegen dem Spezialfall. «
    Â» Interessiert er dich? «
    Â» Er ist nicht gerade die Art Bewohner, die man an einem Ort wie diesem erwarten würde. «
    Â» Was für Menschen erwartest du denn? «
    Ich wusste nicht gleich eine Antwort auf die Frage. Was hatte ich eigentlich vorzufinden geglaubt? Leute wie Mischa draußen auf dem Kiesweg? So ungefähr. Aber nirgendwo, an überhaupt keinem Ort der Welt, hätte ich einen wie Konrad erwartet. Einer wie er würde, egal ob krank oder gesund, vermutlich überall einen Sonderstatus einnehmen, mit seinem Aussehen, seiner Stimme, seinem Blick, seiner Begabung … Carmen sah mich auffordernd an.
    Â» Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Eigentlich vermeide ich es, mir im Voraus ein Bild von Menschen zu machen. Konrad ist … Entschuldige, ich kann es nur schwer in Worte fassen. «
    Sie gab ein Geräusch von sich, das alles Mögliche bedeuten konnte: Erheiterung, Gehässigkeit, Resignation, Ärger – oder gar eine Mischung aus allem. Ich beschloss mal wieder, das Thema nicht weiter zu verfolgen und unserer Unterhaltung eine andere Wendung zu geben. So erkundigte ich mich nach der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Bewohner.
    Â» Das kommt ganz darauf an « , sagte Carmen.

4 – Lichtsignale
    G egen sieben betraten Carmen und ich den Speiseraum. Inzwischen war dort das bescheiden aussehende Abendbrotbüfett auf einem überdimensioniert wirkenden Servierwagen hergerichtet. Etwa ein halbes Dutzend Menschen in Jeans, Pullovern und farbigen T-Shirts hatte sich an den Tischen niedergelassen, die meisten miteinander ins Gespräch vertieft. Einige verstummten und sahen zu mir herüber, als Carmen mich durch die Tür schob. Konrad war nirgends zu entdecken.
    Â» Leute, das ist Katia. Sie möchte ihr Anerkennungsjahr bei uns machen « , stellte Carmen mich vor.
    Ich grüßte in die Runde und bemerkte skeptische, aber auch drei oder vier freundliche und interessiert wirkende Gesichter. Vom ersten Eindruck her hatte diese Tischgesellschaft nichts mit dem Bild zu tun, das ich noch von meinem Psychiatriebesuch bei Tamara in mir herumtrug. Es war vollkommen entgegengesetzt. Erfreulich also.
    Â» Ich hab’s dir gesagt, Hammer-Haare! « , hörte ich eine Stimme aus einer Ecke, die nicht mehr halb so belastungsgestört klang wie noch am Nachmittag.
    Â» Hallo, Mischa « , sagte ich, erstaunt, dass er anscheinend unsere Begegnung für bemerkenswert genug gehalten hatte,

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