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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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« , sagte sie öfter, und bei mir, die es meist schon störte, wenn ein Typ zum Frühstück bleiben wollte, ohne dass er eigens dazu eingeladen worden war, löste die Vorstellung von einem gemeinsamen Wohnen und Arbeiten unmittelbar Fluchtreflexe aus.
    Während ich noch über die beiden nachsann, die womöglich für die nächsten zwölf Monate meine Vorgesetzten sein würden, fiel mir auf, dass Carmen mich scharf musterte, als sähe sie, was mir durch den Kopf ging. Ich grinste verlegen, fühlte mich ertappt. Im selben Augenblick versuchte ich den Ausdruck professionellen Interesses abzurufen, den ich so oft vor dem Spiegel geübt hatte. Carmen verzog spöttisch die Mundwinkel, begann dann aber ihre Vorstellungsrede, indem sie mit ausholender Geste in die Runde wies: » Also, dahinten links sitzt Ada Baumann, seit sechs Monaten bei uns. «
    Ada erhob sich kurz von ihrem Platz, ließ sich aber gleich wieder sinken. Trotz ihres offensichtlich starken Übergewichts war sie mir bislang nicht aufgefallen, eine Unsichtbare von über neunzig Kilo, das war an sich schon bemerkenswert. Sie nickte in meine Richtung, ohne einen Blickkontakt herzustellen.
    Carmen fuhr mit der Vorstellung fort: » Mischa kennst du ja schon. Er ist etwa neun Monate bei uns und macht das ganz wunderbar. «
    Mischa winkte mir zu, sichtlich beglückt über Carmens Lob, und ich winkte zurück. Von wegen posttraumatischer Belastungsstörung kurz vor dem Schub, dachte ich, der hat mir sicher auch Quatsch erzählt.
    Â» Und die Dame neben Mischa, die alles, was ich sage, blöde findet, heißt Susanne Bach. Sie erfreut uns seit drei Monaten mit ihrer Anwesenheit. «
    Suse brachte den gequälten Ansatz eines Lächelns zustande, dann nahm sie wieder ihren gekränkt-finsteren Gesichtsausdruck an. Ich gab mir Mühe, ein weniger angestrengtes Lächeln zu erwidern, hätte mich aber ebenso gut um Kontaktaufnahme mit einem Brotkorb bemühen können. Aber ich war hier auf der Suche nach einem Job und nicht nach neuen besten Freunden. Über » gesunde Distanz den uns Anvertrauten gegenüber « hatte ich eine Seminararbeit geschrieben. Freundlich sein, sich engagieren, aber nicht zu nah an die Leute herankommen, das war ganz in meinem Sinne gewesen.
    Â» Rechts am Nachbartisch sitzt Manfred Richter, schon fast zwei Jahre Mühlenbewohner, und links von ihm Beate Eversen, die gerade ihre Eingewöhnungsphase abgeschlossen hat, nach sieben Wochen. «
    Ich nickte Beate zu. Sie warf ihren Zopf auf die andere Schulter, nickte zurück, eher kühl, aber nicht feindselig.
    Â» Bea wird im Übrigen noch lernen, intime Begegnungen diskret auf ihrem Zimmer abzuwickeln oder sich wenigstens nicht von mir dabei erwischen zu lassen, sonst nutzt ihr die frisch überstandene Probezeit auch nichts. Kapiert? «
    Beate wollte hochfahren, aber Carmen stoppte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. » Helmut « , fuhr sie schließlich fort, » der sich bereits selbst vorgestellt hat, müsste diese Regel als Mühlenbewohner der ersten Stunde besser kennen. Er wird deshalb für den Rest der Woche Suses Spüldienst übernehmen. «
    Helmut wurde rot, strahlte aber, als der bärenartige Mensch mit Namen Manfred einen Pfiff ausstieß: » Mit der Bea! Respekt, Alter! «
    Beates Stimme schrillte durch den Raum und entband mich so von der Notwendigkeit, etwas auf das zu erwidern, was Carmen gerade erzählt hatte: » Ich gehe mit dir zum Spülen, Helmut, ich helfe dir, egal, was die da dazu sagt! «
    Â» Die da findet, dass das eine gute Idee ist. Hiermit halbiere ich den Strafspüldienst für Helmut « , sagte Carmen und wirkte mit sich und der Situation äußerst zufrieden.
    Beate war offenkundig zu beleidigt, um Carmens Worte als Friedensangebot zu verstehen. Was hätten meine Lehrer wohl zu solch einer pädagogischen Maßnahme, was hätten sie zu alldem hier gesagt? Ich schaute in die Runde, als wäre diese Form der Vorstellung das Normalste der Welt, machte dabei innerlich eine Liste, wen ich auf meine Seite schreiben konnte. Ich entschied mich, Beate und Suse erst einmal mit Vorsicht zu begegnen, mit dem Rest, von Konrad abgesehen, den ich nicht einordnen konnte, würde ich schon klarkommen.
    Â» Nun bleibt mir noch « , fuhr Carmen fort, » euch Katia Werner vorzustellen: Katia ist in Berlin geboren, wohnt aber seit einiger Zeit

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