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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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befriedigend sein, eine solche Begabung zu haben, dachte ich. Was ich dann später aber auch feststellen musste, war: Der Befriedigung war eine nicht minder große Frustration beigesellt: Er konnte nicht alle retten, und was er trotz aller Mühen nicht ändern konnte, schmerzte ihn doppelt.
    Â» In einer einzigen Nacht kasperten Martin und Hajo die Idee mit dem Rehabilitationshaus für psychiatrieerfahrene Menschen aus. « Carmen hatte wieder zu erzählen begonnen. » Es sollte eine Art Zwischenstation sein, in der junge Leute, die teilweise jahrelang in einer Klinik gelebt hatten, sich wieder in ein normales Leben einüben konnten. «
    Â» Das klang besser als Auffanglager für diagnostische Unfälle « , warf Martin ein, der doch genauer zuhörte, als es den Anschein hatte.
    Â» Wie dem auch sei « , fuhr seine Frau fort, » mit einer solchen Einrichtung konnte Hajo einige seiner Fehldiagnosen auf elegante Weise in die ›nachklinische Rehabilitation‹ entsorgen. Ein Job für Martins damalige Freundin, also mich, sprang dabei auch noch heraus, das war praktisch und machte uns zu schlecht bezahlten Doppelverdienern. Immerhin. «
    Â» Du brachtest beste Qualifikationen mit, wir wären blöd gewesen, dich als Therapeutin nicht mit einzubeziehen « , warf Martin ein, und Carmen sah mit einem Mal viel milder aus.
    Â» Für die Einrichtung hatte man die Idee, das leer stehende Elternhaus zu verwenden. Es wurde geplant, saniert, Gelder wurden eingeworben, eine Stiftung gegründet, und vor etwa sieben Jahren eröffneten wir das Rehabilitationshaus, pro forma als Außenstelle der Hedwig-Beimer-Klinik ausgewiesen, und nahmen die ersten Bewohner auf. « Damit hatte Carmen ihren Bericht beendet.
    Martin stand auf einmal auf, öffnete eine Schreibtischschublade, kramte darin herum, zog schließlich ein halbes Dutzend zusammengefalteter Formblätter heraus und sagte unvermittelt: » Willkommen im Team der Goldbachmühle! «
    Â» Danke « , stotterte ich, griff nach dem Kugelschreiber und unterschrieb den Vertrag.
    Mein Glück konnte ich kaum fassen: Keine zwölf Stunden nachdem ich die Telefonnummer aus der Anzeige gewählt hatte, war ich eingestellt.
    Beschwingt von meinem Erfolg bog ich, sobald Martin die Haustür hinter mir geschlossen hatte, spontan nach links, ging um das Gebäude herum, statt geradeaus den Weg zum Tor zu nehmen. Deutlich war zu erkennen, dass die Holztreppe, die zu einer Tür unter dem Giebel führte, nachträglich angebaut worden war. Aus einem der Fenster direkt unter dem Dach schimmerte gedämpftes Licht, es musste sich um Konrads Wohnung handeln. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und überlegte einen Moment lang, die Stufen hinaufzusteigen und durch die Scheibe zu sehen, mich vielleicht sogar bei ihm zu bedanken. Beinahe hatte ich den Fuß auf die unterste Stufe gesetzt, da ging das Licht hinter dem Fenster aus, und eine Außenlampe erstrahlte über der Treppe. Wie auf einer Theaterbühne wurde ich direkt beleuchtet. Ich schreckte zurück, stolperte über einen Zierstein an der Rasenkante und landete auf dem Hintern. Dann wurde das Licht über der Treppe wieder ausgeschaltet. Niemand ließ sich blicken, und ich machte mich eiligst auf den Rückweg durch die Dunkelheit.

5 – Das zweite Zeichen
    W eihnachten steht vor der Tür. Wir sitzen in der Küche beim Frühstück und essen Kekse mit Nutella. Es klingelt, und Manu ruft: » Der Postmann! « , als wäre das die Nachricht des Tages. Sie rennt zum Türöffner und drückt den Knopf. Dabei trällert sie eine ihrer nervtötenden Tonübungen. Ihre gute Laune am Morgen kann ich nur mit Mühe aushalten, nur unter Zuhilfenahme von starkem schwarzem Kaffee.
    Seit drei Tagen ist sie zurück in Hamburg, hat das Stipendium mit Bravour hinter sich gebracht und hofft nun auf ein festes Engagement, am liebsten im Hamburger Sängerensemble, wie es ihr ein Mann, der sich bei einer Party in Berlin als deren künftiger Intendant präsentierte, in Aussicht gestellt hat. Ihre Koffer waren noch keine sechzig Sekunden abgestellt, als sie schon verkündete, mir » einfach alles « von ihrer Berliner Zeit erzählen zu müssen: » Von der Plackerei, den hysterischen Kollegen und von all dem, wonach du mich nicht gefragt hast und nie fragen wirst, du asoziales Subjekt! «
    Â» Du wolltest da unbedingt hin

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