Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
noch eine Weile weiter zusammen mit anderen Frauen an den Autos zu arbeiten und dann für Len ein Abendessen zu kochen? Mary, das klingt so, na ja, so erreichbar, so durchaus möglich.“
Mary öffnete die Augen.
„Ich soll in einer Werkstatt arbeiten? Zusammen mit anderen Automechanikerinnen?“ Dieses Mal wurde Mary so rot wie eine überreife Tomate. Sie nahm die Becher und eilte in die Küche. Während sie hektisch die Becher abspülte, so als wollte sie unsere Unterredung wegwaschen, redete sie schnell weiter. „Warum sollte ich das in meinem Alter noch lernen? Solche Träume sind albern, Kate. Es sind sinnlose Hirngespinste. Ich tue dir ja gern mal einen Gefallen, weil du mir viel bedeutest, Kate. Aber ich bin, wer ich bin, ich habe, was ich habe, und ich bin glücklich. Was würde der arme Len denken, wenn ich plötzlich nach all den Jahren entscheidenwürde, demselben Hobby nachzugehen wie er? Es ist seine Leidenschaft. Ich hätte das Gefühl, als würde ich ihm etwas wegnehmen. Und stell dir bloß mal vor, ich wäre besser als er, Kate, was, da bin ich ganz ehrlich, durchaus passieren könnte. Der Mann kann nicht einmal einen Becher mit Sekundenkleber wieder heil machen. Weiß der Himmel, wie unsere Autos während all der Jahre überhaupt funktioniert haben. Nein, uns geht es gut so, wie es ist. Ich brauche kein dummes Zertifikat, das mir bescheinigt, dass ich Öl wechseln kann. Man hat mir beigebracht, für das, was ich habe, dankbar zu sein.“ Einen kurzen Augenblick später kam sie mit zwei frischen Bechern Tee zurück.
„Mary, hast du jemals mit Len darüber gesprochen oder ihn mal gefragt, ob es ihm etwas ausmachen würde?“
„Oh nein, Schätzchen. Natürlich nicht.“ Sie öffnete die Dose mit den Quality-Street-Bonbons. „Nein, ich würde niemals auf die Idee kommen, mit Len darüber zu reden.“ Schon hatte die nächste Erdbeercremepraline den Weg in meinen Mund gefunden. „Na, es ist wirklich überaus nett, dich mal wiederzusehen, kleine Kate. Wirklich schön. Und der junge Peter Parker ist auch wieder da. Jetzt seid ihr alle wieder zu Hause.“
„Hast du ihn gesehen?“, fragte ich so beiläufig wie möglich.
„Oh, ja, er ist, gleich nachdem er wieder hier war, vorbeigekommen. Es war ein glücklicher Zufall, dass er gerade an dem Tag kam. Ich wollte nämlich einen neuen Badezimmerschrank aufbauen, einen von IKEA, bist du da schon mal gewesen? Na ja, ich konnte mir auf all diese Teile und Schrauben keinen Reim machen, und die Anleitung im Karton war auf Japanisch, was ja schon ein bisschen merkwürdig ist, denn ich dachte, IKEA wäre eine schwedische Firma, und …“
„Mary!“, stöhnte ich wie die Jugendliche, die ich einmal gewesen war und an die Mary sich sicherlich noch gut erinnerte.
„Na ja, Peter hat das Zusammenbauen ganz toll hinbekommen. Er hat den Nachmittag hier verbracht. Eigentlich sollte er für seine Firma nach Stockholm fliegen, doch er hat seinen Flieger verpasst, weil er den Schrank für mich noch an die Wand dübelnwollte. Um ehrlich zu sein, das hätte ich nicht geschafft. Na ja, das ist auch eine Sache, die man nicht alleine machen kann. Er ist solch ein netter Junge. Er hat in Amerika seinen Doktor gemacht, wusstest du das?“
„Nein, ich habe noch keinerlei Beweise dafür gesehen. Und? Hat er gesagt, wie es ihm geht, was er so treibt, warum er nach Stockholm fliegen wollte, wann er zurückkommt?“ Das klang wesentlich cooler, als mir zumute war.
„Er hat mir von einer Ausstellung berichtet, auf der er kürzlich gewesen ist, oh, und er hat mir von seinen Laufschuhen erzählt, wusstest du, dass sie aus recycelten Flaschen gemacht wurden? Er ist solch ein cleveres Bürschchen“, befand sie und kaute auf einem Karamellbonbon herum. „Ich erinnere mich noch an all die Tränen, als er in die Schweiz gegangen ist.“ Meine, nicht ihre. „Es war noch schlimmer als damals, als dein Kater Rupert gestorben ist.“
„Man kann Peter ja wohl kaum mit Rupert vergleichen, Mary. Rupert war loyal und kommunikativ und ist nicht einfach weggezogen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.“
Rupert konnte natürlich nicht schreiben. Ich wollte nur meinen Standpunkt klarmachen.
„Na ja, ich mochte diesen Peter Parker schon immer. Wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich es gern gesehen, wenn er sich in eins meiner Mädchen verliebt hätte, so ein netter junger Mann.“
Der Gedanke, dass Peter Parker sich in Laura oder Ivette verlieben könnte, ließ mein eigenes
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