Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
perfekt gebügeltes weißes Hemd mit offen stehendem Kragen, keine Krawatte. Um ein klares Bild vor Augen zu bekommen, müssten Sie sich nur ein dunkelhaariges Gucci -Model vorstellen, ein überaus cleveres Model, das gut in Mathe war und Windparks in Spanien baute.
Federico saß auf der gefährlichen Kante des herzförmigen Tisches, die Beine übereinandergeschlagen, ein Klemmbrett in der Hand. Seit Kurzem hatte er sich, obwohl seine Augen vollkommen in Ordnung waren, angewöhnt, eine Brille zu tragen, die er wie eine Theaterrequisite benutzte.
„Kat-kins! Ich habe Peter Parker gerade erzählt, dass du so gut wie immer zu spät kommst, stimmt’s? Da machst du auch heute keine Ausnahme, du Zauberfee des nicht funktionierenden Zeitmanagements. Aber Peter Parker schien mir nicht im Geringsten überrascht zu sein, oder, Peter?“
„Nein.“
„Nein, das ist er nicht. Wie auch immer, komm rein, Kat-kins, hast du all deine Notizen parat, denn Peter muss bald wieder los, und unsere Moppel-Bewerber müssten jeden Moment hier sein. Nicht dass sie sich darum bewerben, Moppel zu werden, ganz und gar nicht, denn dick sind sie ja schon. Wir haben es hier mit Mitgliedern der Öffentlichkeit zu tun, denen es richtig schlecht geht und die übergewichtig sind. Obwohl, sind wir das heutzutage nicht alle? Wenn man an all die versteckten Kalorien denkt … Man braucht schon einen Doktortitel im Etikettenlesen, wenn man mit einer kleinen Kleidergröße durchs Leben gehen will. Das ist ein bisschen so wie Versteckspielen. Jedes Mal wenn ein Krümel meine Lippen passiert, frage ich mich: Versteckt sich da eine Kalorie?, bevor ich ihn dann natürlich doch esse.“ Sein Handy begann zu klingeln. „Da muss ich ran. Redet, ihr Lieben, redet, und übrigens, Peter, ich liebe deinen Anzug. Er sieht so gut aus, Kate. Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als ich reingekommen bin, ehrlich. Peter, du siehst so unverschämt gut aus. Hallo? Hallo? Ja, hier ist Federico.“
Er schob mich aus dem Weg, nur um dann einen Meter weiter weg laut in sein winziges Handy zu schreien. Peter Parker starrte mich von der anderen Seite des Zimmers an. Zur Begrüßung gab er mir weder einen kleinen Kuss, noch schüttelte er mir die Hand. Er stand einfach hinter Chads herzförmigem Stuhl. Regungs- und ausdruckslos.
„Hier arbeitest du also“, sagte er schließlich und blickte von den Porträts der Moppel-Camp-Kandidatinnen zu mir, „bei ‚True Love‘ und rettest die Welt vor dem zerstörerischen Einfluss der Liebe.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Welch eine Ironie!“ Ich fand es nicht sonderlich ironisch, aber vielleicht war die fehlende Ironie genau das, was die Sache ironisch machte?
„Na ja, ich weiß nicht, ob ich irgendetwas rette, außer vielleicht meinen Job, immer diese Angst vor Hartz IV!“ Ich lachte nervös, aber er lächelte nicht, sondern musterte mich nur. „Vielen Dank, dass du dich hierzu bereit erklärt hast, Peter. Federico und ich hatten wirklich keine Ahnung, wo wir anfangen sollten, die Gesundheitund Fitness anderer Leute zu verbessern und kontrollieren. Federico weiß zwar, wie man das Leben anderer Leute kontrolliert, aber die Sache mit der Fitness ist eine eher unbekannte Größe. Und Grandma war der Meinung, dass du genau der Richtige für uns bist. Sie meinte: ‚Peter Parker kennt sich mit Sport aus.‘“ Ich sagte das mit einer merkwürdigen hohen Stimme, mit der ich die von Grandma imitieren wollte. „Und sie hat auch erzählt, dass du verheiratet warst. ‚Peter Parker hat geheiratet‘, hat sie zu mir gesagt. Obwohl, du warst ja sogar dabei, als sie das gesagt hat, und eigentlich hat sie auch gesagt ‚seine Scheidung‘, und dann habe ich erwidert: ‚Peter Parker hat geheiratet?‘, und dann …“
„Ich war dabei, Kate.“
„Richtig, ja, du warst natürlich dabei, in dem … in dem Augenblick.“ Ich seufzte, während er mich beobachtete. „Ich habe nicht geheiratet“, erzählte ich freiwillig. „Ich dachte, ich würde bald heiraten, und es gab auch schon entsprechende Überlegungen, eigentlich waren es schon ziemlich ernsthafte Überlegungen, war ja auch eine ernsthafte Beziehung, aber jetzt bin ich trotzdem hier, unverheiratet, dafür schreibe ich jeden Tag über die Liebe, was ich, glaube ich, ganz gern tue. Na ja, wenn ich es mir recht überlege, weiß ich gar nicht, ob es mir gefällt. Aber man sagt ja, wenn du nicht schauspielern kannst, dann unterrichte. Vielleicht ist das meine abgewandelte Form des
Weitere Kostenlose Bücher