Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

…“
    „Ja.“ Ich nickte. „Ich habe dasselbe Problem, aber zusammen werden wir es schaffen.“ Wir klatschten uns ab, was uns jedoch im nächsten Moment schon wieder peinlich war. Wir Briten haben es einfach nicht drauf.
    James’ Miene verdüsterte sich wieder. „Jane würde es hassen, wenn sie das Gefühl hätte, ich würde plötzlich versuchen, genau wie sie tanzen zu wollen. Sie würde glauben, ich stelle ihr nach, will sie kopieren oder dass ich ihr nicht traue und versuchen will, besser zu werden, damit ich ihren Unterricht mit Julio unterbinden kann. Was ich ja gar nicht will! Ich will mich nur nicht so verdammt unzulänglich fühlen.“
    „James, wie würdest du dich fühlen, wenn Jane eines Tages in deinem Tennisclub auftauchen würde, sich ein Paar Tennisschuhe anziehen und anfangen würde, den Ball hin und her zu schlagen?“
    „Das wäre verdammt noch mal das Größte!“, rief er aus. „Ich verstehe sowieso nicht, wieso sie so derart gegen Tennis eingenommen ist. Ich wollte schon immer, dass wir zusammen spielen.“
    „Was wäre, wenn sie eine absolute Null wäre, was sie übrigens tatsächlich ist?“
    „Das wäre mir so was von egal. Ich liebe es, meine Freizeit mit ihr zu verbringen.“
    „Sie kommt nicht mit, weil sie Angst hat, dass du, wenn du sie Tennis spielen siehst, total abgetörnt bist. Dass es dir peinlich wäre, vor allem da du immer mit dieser Cat Henderson spielst. Die ist doch ein Tennisprofi! Wie soll Jane da mithalten können?“
    „Cat Henderson ist so was von langweilig, Kate, und, unter uns, eine verdammte Lesbe. Niemand spricht das laut aus, Gott bewahre, der Club ist da ziemlich konservativ, aber Cat hat noch nie einen echten Freund gehabt, nicht ein einziges Mal, und im letzten Jahr haben wir herausgefunden, dass sie mit einer slowenischen Künstlerin namens Magdalena in London Fields wohnt. Deborah aus dem Tennisclub sagt, dass sie vorhaben, zusammen ein kleines malaysisches Kind zu adoptieren. Sie wollen es Tom nennen, zu Ehren des einzigen Mannes, mit dem Cat jemals Geschlechtsverkehr hatte. Ich kenne keine malaysischen Babys, die Tom heißen. Nicht eines. Das Kind wird später völlig gestört und verwirrt sein und dann, wenn es erkennt, dass es seinen malaysischen Eltern weggenommen und wie eine Cadbury- Schokolade exportiert wurde und obendrein noch zwei Mütter hat, wird es einen verdammten Amoklauf durch Hackney veranstalten und mit einer MK47 Rentner, Kinder und andere Leute, die Tom heißen und zufällig gerade auf dem Weg sind, sich einen verdammten Kebab zu holen, einfach niedermetzeln!“ Ihm blieb die Luft weg, genau wie mir, und während dieses langen Satzes war mir klar geworden, warum ich niemals Mitglied im örtlichen Tennisverein werden will. Obwohl er recht hatte. Cat hatte wirklich nur einmal Geschlechtsverkehr mit einem Mann gehabt.
    „James, genug von Cat. Du weißt, wie wichtig ich es finde, dass Paare auch mal Sachen alleine unternehmen, aber in diesem Fall, finde ich, solltest du wenigstens einen Tanzkurs mitmachen. Komm schon, James, sei tapfer. Sei ein Mann!“
    Allein die Andeutung, James könne kein ganzer Mann sein, genügte,um ihn dazu zu überreden, der Sache zuzustimmen. Und ich nahm mir vor, künftig immer die Männlichkeit infrage zu stellen, wenn ich einen Typen dazu bringen wollte, etwas Bestimmtes zu tun.
    „Katie …“ James drehte sich auf dem herzförmigen Stuhl herum wie ein kleiner Junge. „Ich weiß nicht, was die Liebe dir bedeutet oder wie sie sich für dich anfühlt, aber … ich frage mich …“ Er machte eine kleine nachdenkliche Pause. „Hast du jemals jemanden so sehr geliebt, dass du wolltest, dass dieser Mensch alles hat, alles auf der Welt?“
    „Ja, und ich erinnere mich noch gut daran, wie es sich angefühlt hat.“
    „Und wärst du nicht gern die Person, die diesem Menschen alles geben könnte?“
    „Ja, das wäre ich wohl gern.“
    „Ich bin sicher, dass das an meinem Ego liegt. Immerhin habe ich Freud gelesen und auch Jung, und ich habe ein Semester lang ein Existenzialismus-Seminar in Cambridge belegt. Daher weiß ich, wenn man jemanden liebt, muss man mutig genug sein, den anderen gehen zu lassen, in der Hoffnung, dass er zurückkommt. Es ist solch ein albernes Klischee, und es klingt so einfach und leicht, bis du dich verliebst, bis du jeden Morgen neben diesem Menschen aufwachst, der dir mehr als alles andere auf der Welt bedeutet, sogar mehr als dein eigenes Leben. Dann ist der Gedanke, dass