Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
geneigt, kantig und präzise. Ich wählte einen Brief mit einem Poststempel von vor zehn Jahren und öffnete ihn vorsichtig.
Liebe Josephine,
ich habe mich schon ganz gut in Paris eingelebt, danke. Es gibt ein erstaunliches Forschungszentrum hier, das an die Universität angegliedert ist, und die Wohnung ist wundervoll. Im Grunde ist bisher alles beeindruckend gewesen, mit Ausnahme meines Französischs. Ich hätte noch so viele Französischstunden nehmen können und wäre trotzdem nicht auf die Geschwindigkeit, in der die Leute hier reden, vorbereitet gewesen. Die meisten Pariser sind ziemlich unhöflich und wechseln sofort in perfektes Englisch. Manchmal sind sie jedoch auch geduldig. Im Café, in dem ich jeden Morgen frühstücke, geben die Kellner mir gutmütig Zeit und lassen mich auf Französisch bestellen. Hin und wieder habe ich sie schon lachen sehen, aber im Allgemeinen versuchen sie, mir zu helfen. Und am College ist eine tolle Lehrerin, die jeden Mittwoch ein paar Stunden mit mir Französisch spricht, es ist ein Teil des Sprachaustauschprogramms. Es ist seltsam, denn obwohl sie nicht gleich alt sind, erinnert mich die Lehrerin ein bisschen an Kate, weshalb ich ein wenig Heimweh verspüre. Wie geht es ihr?
Wer war dieser Mensch?
Warum fragte er nach mir?
Ich blätterte zur letzten Seite des Briefes.
Ich schreibe dir wegen eines Termins, wenn ich absehen kann, wann ich das nächste Mal Zeit für ein Treffen habe. Ich hoffe, bei euch ist alles in Ordnung.
Viele liebe Grüße
Peter Parker
„Ah! Das ist ja wie in deiner Kindheit!“ Grandma strahlte, als sie zusammen mit den anderen in den begehbaren Kleiderschrank kam, um mich zu suchen. „Sie hat auch früher schon immer stundenlang in meinem Schrank verbracht, stimmt’s, Schätzchen?“
„Was ist das?“, fragte Leah und schnappte sich den Brief aus meiner Hand. „Und warum bist du so blass? Fängst du wieder an zu spucken? Federico hat erzählt, dass du das neulich bei Mary auch gemacht hast. Bist du schwanger?“
„Als ob“, meinte Federico nur und probierte einen der Pelzmäntel an. „Dann wäre es ein Kind Gottes.“
„Ich habe nach Schmerzmitteln gesucht“, erklärte ich und blickte zu Grandma. Sie schaute von mir zu der Schachtel mit den Briefen, die auf dem Boden stand.
„Na, das sieht mir aber nicht nach der Medikamentenschachtel aus, oder?“, sagte Grandma und griff nach der Schachtel und nach dem Brief in Leahs Hand. „Und, Schätzchen, du weißt doch, dass man die Briefe anderer Leute nicht liest. Ich dachte, ich hätte dich besser erzogen.“
„Grandma?“
„So, wo sind denn jetzt die Schmerztabletten?“ Sie begann, in den Regalen herumzuwühlen, zog einen Karton heraus und stellte ihn neben mich auf den Boden. Während sie ihn durchwühlte, murmelte sie: „Schmerztabletten, Schmerztabletten.“
„Grandma …“ Ich traute mich kaum, die Frage zu stellen. „Hattest du die ganze Zeit, während er weg war, Kontakt zu Peter Parker?“
Federico schnappte nach Luft. Leah sah aus, als würde sie die Luft anhalten. Delaware schwankte und stolperte rückwärts gegen die Chanel -Kostüme. Grandma hielt mitten in der Bewegung inneund starrte in den Karton mit den Medikamenten.
„Grandma, wieso hast du nie etwas gesagt? Wie konntest du nur? Du hast mich doch gesehen! Du wusstest, wie sehr es mir zugesetzt hat, als er weggegangen ist! Er war auf einmal einfach weg, ohne ein Wort, mein bester Freund war wie vom Erdboden verschwunden, und du hattest die ganze Zeit über Kontakt zu ihm?“
Die drohende Migräne ließ meine Schläfen pochen wie einen Presslufthammer. Grandma nahm zwei Tabletten aus einer Schachtel und legte sie mir in die Hand, bevor sie meine Hände sanft mit ihren umschloss. Die Tabletten waren nicht löslich.
„Kate“, sagte sie leise, „ich glaube, dies ist nicht der richtige Moment für uns, darüber zu reden. Besser gesagt, ich glaube, ich kann diese Unterredung nicht mit dir führen, das steht mir nicht zu. Also, lass uns ein Glas Wasser holen, damit du diese Tabletten schlucken kannst. Niemand kann mit Kopfschmerzen klar denken, und dann, glaube ich, ist es das Beste, wenn jetzt alle gehen. Es tut mir sehr leid, Leah. Ich weiß, du wolltest uns alle heilen, aber ich bin plötzlich sehr müde. Wir machen es ein anderes Mal.“
Sie ließ uns im begehbaren Kleiderschrank zurück, Delaware an die Kostüme gelehnt, während Federico, Leah und ich uns nur wortlos anstarrten.
„Kat-kins“,
Weitere Kostenlose Bücher