Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

hast du mich in dieser Woche jeden Tag angerufen? Weil du mir mitteilen wolltest, dass du dich langweilst?“
    „Ja, in gewisser Weise schon.“ Sie schenkte mir einen Drink ein und zog mich zu dem Stuhl neben sich. Delaware saß mit glasigen Augen auf der anderen Seite neben mir. „Kate, Schätzchen, wenn du … älter “ – Grandma hasste das Wort! – „wirst, dann passieren gewisse Dinge im Leben nicht mehr so oft. Das andere Geschlecht schenkt dir kaum noch Beachtung. Die Stunden, die du mit deinen Freundinnen verbracht hast, um kichernd mit ihnen über deinen neuesten Schwarm zu reden, über den ersten Kuss,darüber, was er gemeint hat, als er gesagt hat, dass er dich für etwas Besonderes hält, diese Stunden sind vorbei. Diese Erfahrungen kannst du nicht noch einmal machen.“ Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Grandma jemals kichernd über einen Mann geredet hatte, dass sie sich Gedanken über einen Satz gemacht hatte, den ein Mann geäußert hatte, abgesehen vielleicht von einer Kritik an dessen grammatikalischem Inhalt. „Die Aufregung einer ersten Liebe oder der ersten Lust ist für uns definitiv vorbei.“ Übereifriges Kopfnicken vonseiten der anderen war die Reaktion auf diese Feststellung. „Natürlich gibt es auf ganz praktische Art noch immer Mittel und Wege, sich sexuell zu befriedigen …“ Aus der Küche erklang das Klirren von Glas, und der vietnamesische Poolboy streckte den Kopf um die Ecke.
    „Bitte entschuldigen, die Damen“, sagte er beflissentlich. „Bitte entschuldigen.“
    „Ich glaube, Schätzchen, was deine Großmutter sagen will“, meinte Delaware und nahm meine Hand, „ist, dass du noch nicht zu alt bist.“ Sie schauten mich alle mit großen Augen an. Beatrice schwankte dabei von einer Seite zur anderen. „Ich weiß ja, Schätzchen, dass dein Herz im Moment gebrochen ist. Ich kenne das.“ Delawares Stimme klang genauso belegt, wie die von Sue Ellen immer in „Dallas“ geklungen hatte. „Ich kenne das zur Genüge. Aber manchmal musst du den ersten Schritt tun, ehe du bereit bist, den nächsten Schritt zu tun. Du musst wieder in den Ring steigen und den ersten Schlag austeilen, selbst wenn du glaubst, dass du weder die Kraft dazu besitzt noch den Wunsch danach verspürst.“
    „Ich habe neulich ein Buch gelesen …“ Grandma meldete sich wieder zu Wort. „Über Abwertung. Genau genommen ging es um globale Wirtschaftsfragen, kein Buch, das man von Anfang bis Ende lesen muss, aber eines, das in dieser Frage durchaus anwendbar ist. Du musst deine Erfahrungen mit Gabriel abwerten . Du musst das, was er ist und was er für dich war, abwerten . Er muss zu einem unter vielen werden, einer von vielen Männern und Erfahrungen in deinem Leben. Und es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir das erreichen können. Eine Möglichkeit wäre, dass wireine Liste all der Dinge machen, die du an Gabriel geliebt hast, und eine Liste all der Dinge, die du an anderen Menschen magst. Vielleicht magst du Federicos Modebewusstsein und seine Kreativität, oder dir gefällt, wie George Clooney ohnmächtig wird – oder Peter Parker, es gibt doch bestimmt etwas, das dir an Peter Parker gefällt?“
    Sofort hatte ich wieder das Bild vor Augen, wie er mir beim letzten Mal die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. „Vielleicht gefällt dir ja sogar Leahs Fähigkeit, tausend Sachen gleichzeitig zu erledigen, oder Chads unerschütterlicher Glaube an sich selbst. Stell all diese Qualitäten in einer Liste zusammen und fertige eine Beschreibung deines perfekten Mannes mit all seinen perfekten Eigenschaften an. Dann wird dir sofort klar werden, dass Gabriel nur einen kleinen Teil dieser Liste abdeckt, einen winzigen Teil. Auf diese Weise können wir ihn abwerten und sehen, was er wirklich zu bieten hat. Eigentlich hatte er dir nie etwas zu bieten.“
    „Wenn ich an deiner Stelle wäre, Schätzchen, würde ich auch Fotos von verschiedenen Männern ausschneiden, vielleicht gibt es ja irgendwelche Schauspieler oder Sänger, die du attraktiv findest, und wir könnten Fotos von ihnen aus Zeitschriften zusammensammeln, und die könnten wir auch auf die Liste kleben.“
    „Tolle Idee!“ Grandma reckte vor Begeisterung die Faust in die Höhe. „Tolle Idee! Eine Liste mit Fotos, eine Liste, die zeigt, dass Gabriel nur einer von vielen schönen Männern war, noch dazu mit begrenzten Qualitäten und Fähigkeiten.“
    „Als Nächstes, Darling, musst du auch im wahrsten Sinne des Wortes