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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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schade, Löcher in so schöne Bilder zu machen.
    Marie errötet.

D as Karussell auf der Place de l’Horloge dreht sich leer. Es nimmt die Pferde, die Kutschen mit sich, und auch die Sonne, die auf die Sättel und weißen Körper brennt.
    Greg ist da, mit Jeff und seinen großen Flügeln.
    »Man kommt sich vor wie in der Pampa!«, sagt er lachend.
    Die Jungs der Großen Odile kommen und steigen auf die Holzpferde, ohne Tickets.
    »Wo ist das Problem?«, fragen sie lachend.
    Eine Prozession falscher Mönche marschiert Kirchenlieder singend über den Platz.
    Marie betritt McDo. Sie bestellt einen Royal Bacon und eine Flasche Evian. Sie wählt einen Tisch im ersten Stock. Klimatisiert.
    Es ist voll.
    Während sie isst, beobachtet sie die Familien mit ihren Kindern.
    Sie trinkt das Wasser.
    Sie blättert in einer Zeitschrift, die auf einem Stuhl liegen gelassen wurde.
    Sie berührt die schwarzen Krusten auf ihren Armen. Seit zwei Tagen hat sie sich nicht mehr blutig gekratzt. Sie geht hinaus. Läuft die Rue de la République hinunter, auf der Schattenseite, und weiter zum Kloster Saint-Louis. Im Hof spenden Platanen Schatten. Sie sind über hundert Jahre alt. Ihre Rinde löst sich stellenweise. Im Wasser des Springbrunnens hat jemand Flaschen kühlgestellt, ihre Hälse ragen über den Rand.
    Marie taucht die Hände hinein. Das Wasser ist kühl. Sie taucht sie bis zu den Armen hinein, ihre Fingerspitzen berühren das grüne Moos, das den Boden bedeckt.
    Sie lässt ihre Arme in der Sonne trocknen.
    Eine Gruppe von Malern kommt aus einem Haus, sie tragen weiße Kittel und Zeichenmappen.
    Marie geht weiter.
    Unter den Arkaden eine Buchhandlung. Bücher sind auf Tischen ausgelegt.
    An der Wand ein Poster von Beckett und Bartabas’ Pferde.
    Sie liest die Zeitungsartikel, Kritiken von Aufführungen, Interviews mit Schauspielern, die sie nicht kennt.
    Sie blättert in einem Buch der Fotografin Nan Goldin, nackte Körper, Blicke, nächtliche Szenen, ein Mann, der im grellen Licht eines Spots auf dem Bettrand sitzt. Ein schonungsloses Bild, das ihr gefällt. Viel besser als Willy Ronis.
    Auf einem Verkaufsständer stehen die weißen Bücher der Éditions O. Schnadel. Sämtliche Theatertexte, die im Chien-Fou gespielt worden sind, insgesamt zwanzig. Innen Fotos. In einem der Bücher erkennt Marie die Fassade, die Garderoben, in einem anderen die Bühne, den Saal. Odon Schnadel auf der Türschwelle. Schauspieler, die in früheren Jahren bei Stücken mitgespielt haben.

I n der Küche riecht es nach Öl und Pfeffer. Paprikaschoten liegen mariniert in einer kleinen blauen Salatschüssel. Grüne und rote, zusammen mit eingelegten Tomaten.
    Die Große Odile setzt sich an die andere Seite des Tisches und nimmt den Kopf zwischen die Hände.
    »Im August fahren die Jungs ins Ferienlager, die beiden Großen werden ihren Vater besuchen.«
    Sagt sie.
    Odon blickt auf. Der Mund seiner Schwester ist traurig.
    Sie bräuchte einen Mann, einen, der sie so sehr liebt, dass er sich um sie kümmert und sich in ihrem Leben verankert.
    Odile kratzt den Tisch mit ihrem Fingernagel. Im Winter wird sie eine Anzeige aufgeben: Frau mit Kindern sucht … Es wird nicht einfach werden, ein neuer Mann in dieser Meute.
    Esteban döst auf dem Sofa vor sich hin. Ihm ist warm, seine Wangen sind rot, das schweißnasse Haar klebt an seinem Nacken.
    »Den anderen ist es egal, aber er bräuchte wirklich einen Vater«, sagt sie.
    »Den anderen ist es nicht egal.«
    Odile seufzt, steht auf und öffnet den Fensterladen einen Spalt.
    »Das hab ich nur so gesagt …«
    Odon spießt eine rote Paprika mit der Klinge seines Messers auf. Ein Tropfen Öl formt sich, langsam, voller Licht.
    »Was sind das für Blumen?«, fragt er.
    Sie dreht sich um. Die Lilien und Gladiolen, die sie aus dem La Mirande mitgebracht hat, stehen in der großen Arcopal-Vase. Schon am Verwelken.
    Sie hat auch die Bonbons eingesteckt, für die Jungs. Aber sie hat kein Bad genommen. Sie ist eine Weile auf dem Bett sitzen geblieben. Die Blumen haben sie gereizt.
    Sie möchte nicht darüber reden.
    »Das sind Blumen«, sagt sie.
    Odon sieht seine Schwester an.
    In ihrer Kindheit haben sie ständig gestritten, Raufereien, die bisweilen recht heftig waren. Dann folgten Jahre, in denen sie kaum Kontakt hatten. Mit der Zeit haben sie sich angenähert.
    Odile dreht sich um.
    »Ich habe Mathilde lange vor dir gekannt.«
    »Warum sagst du das?«
    »Ich denke an unsere Jugend zurück.«
    Sie geht zur Spüle und

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