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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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schön ist, sagen: Nein, Perdican ist nicht tot, er hat nur zu viel gespielt, er musste sich in einem langen Schlaf ausruhen.‹«
    Wenn sie einmal stirbt, werden sie traurig sein, weinen und sie vergessen.
    Er wendet sich zu Marie. Versunken in ihr Buch, hat sie sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Ich muss mit ihr reden.«
    »Macht sie dir Probleme?«
    »Noch nicht.«
    Isabelle hält ihn am Arm zurück.
    »Dieses Mädchen ist innerlich zerrissen, mach ihr keine Schwierigkeiten.«
    »Auch wenn sie leidet, gibt ihr das nicht alle Rechte.«
    Isabelle lässt sich nicht beirren.
    »Sag mir lieber, wie du die Fotos findest, die sie bei dir ausgestellt hat.«
    »Sie sind nicht schlecht …«
    Er nimmt das letzte Croissant aus der Tüte.
    »Ich muss wirklich mit ihr reden«, sagt er und geht zu Marie.

M arie ist in ein Buch von Willy Ronis vertieft. Schwarzweißfotos, auf dem Umschlag eine Straße in Paris. Die Seiten sind biegsam, das Papier von guter Qualität.
    Das Exemplar des Cid , das Isabelle ihr geliehen hat, liegt neben ihr.
    Odon geht auf sie zu. Sein Schatten gleitet über die Seiten. Er reicht ihr das Croissant, und der Umriss seiner Hand zeichnet sich ab.
    »Hast du dich schon wieder an den Dornen aufgeschürft?«, fragt er.
    Sie streift den Ärmel herunter.
    Er bückt sich und drückt ihr das Croissant in die Hand. Er nimmt das Exemplar des Cid und blättert rasch die Seiten durch.
    »›Los, stirb oder töte, räche dich, räche mich!‹ Die schöne Chimène, hin und her gerissen zwischen ihrer Liebe zu dem tapferen Rodrigue und ihrem Ehrgefühl … Du liest das?«
    »Ich will wissen, wie es ausgeht.«
    »Und wie soll es ausgehen?«
    Sie zögert.
    »Gut … Aber ich glaube, das ist nicht möglich. Ich möchte wissen, ob Chimène den Mörder ihres Vaters heiraten wird.«
    »Oder ob sie die Rache vorzieht?«
    Eine Seite ist mit einem Eselsohr markiert. Er würde ihr gern sagen, dass man Seiten nicht einknicken soll.
    »Was würdest du tun, wenn du Chimène wärst?«
    Sie weiß es nicht.
    Die Karte mit den Gesandten steckt in seiner Tasche, er holt sie heraus.
    »Gehört das dir?«
    Er legt die Karte auf das Buch.
    Maries Gesicht ist ein paar Zentimeter von seinem entfernt, er sieht die Konturen, die klaren Linien ihrer Wangen. Das Licht, das durch das Fenster hereinfällt, beleuchtet ihre Haut und die Ringe.
    Mit dem Finger schiebt sie die Karte langsam zurück. Spöttisch blickt sie auf.
    »Dann hat der Star sich also in Ihren Armen ausgeheult …«
    Odon möchte sie am liebsten ohrfeigen. Mit einer Handbewegung könnte er sie ans andere Ende des Raums befördern. Er denkt: ›Mit einem Fußtritt schleudere ich dich durch den Raum.‹
    Sie lächelt ironisch. Schließt das Buch. Ihre Hand ruht auf dem Umschlag.
    »Was genau willst du?«, fragt er.
    »Ich sagte Ihnen doch, ich will sie treffen.«
    »Das ist nicht der richtige Weg.«
    Sie zuckt die Achseln.
    »Ich will, dass sie mir sagt, warum sie das getan hat. Ich will sie über Anamorphose reden hören.«
    Sie fährt mit dem Finger an dem Buchdeckel entlang.
    Er wendet sich ab, geht zum Fenster und betrachtet die Mauer gegenüber.
    Unten auf der Straße demonstrieren Schauspieler mit Fußfesseln wie Sträflinge, andere folgen ihnen und schlagen dabei auf Kanister.
    Marie steht auf, halbiert das Croissant und atmet den Geruch ein.
    Sie gibt ihm eine Hälfte.
    Dann stützt sie sich auf und beugt sich aus dem Fenster.
    »Dürfte ich noch Fotos bei Ihnen aufhängen?«, fragt sie.
    Er seufzt.
    »Ja, darfst du.«

J eff überquert den Platz mit den Flügeln auf dem Rücken und in seinen mit Glanzpapier beklebten Stiefeln. Er schiebt seinen Leierkasten. Ballons in allen Farben schweben an Schnüren über ihm.
    In Odiles Hof legt er die Flügel ab. Den Leierkasten stellt er in den Unterstand für den Kinderwagen. Die Stiefel zieht er ebenfalls aus. Er trägt keine Socken. Seine Füße sind rot, sie sehen aus wie gekocht.
    Odile sitzt in der Küche. Mit Odon. Jeff hört vom Treppenabsatz aus ihre Stimmen.
    Er öffnet die Tür.
    Es riecht nach Fleisch und gegrilltem Gemüse.
    »Sie zeigen die Stadt«, sagt Odile und deutet auf den Fernseher.
    Sie schimpft. Immer die gleichen Bilder, und nie etwas über die Rue des Bains …
    Sie schneidet die Tomaten in dünne Scheiben und legt sie in eine Schüssel.
    Jeff leert seine Taschen, eine Handvoll Münzen, ein paar zusammengefaltete Scheine, er legt alles in die Schale. Notiert die Summe im Heft.
    Seit Jahren geht das

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