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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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schon so zwischen ihnen.
    Er setzt sich an den Tisch, da er zu lange auf dem Platz war, hat ihn die Sonne erschöpft. Er sollte damit aufhören. Odile sagt: »Eines Tages wird man dich tot unter deinen Flügeln finden.«
    Jeff muss lachen.
    »Ich schulde dir Geld, und ich zahle es dir zurück. Danach verlasse ich die Stadt.«
    Odile schüttelt den Kopf.
    »Der Michigansee, ja, du wirst uns Postkarten schicken, wenn du dort bist …«
    Sie wendet sich achselzuckend zu ihrem Bruder.
    Weiße Zwiebeln braten goldbraun in Öl, eine Mischung aus Gemüse und Aromaten, dunkle Gewürze, die starke Gerüche verbreiten.
    Jeff hat Hunger. Seine Nasenflügel beben.
    »Du bist keine Frau, du bist der Teufel …«, sagt er leise.
    Sie lacht.
    Ihre Wangen sind rot. Schweiß rinnt über ihre Stirn.
    »Willst du sofort einen Teller, oder soll ich es einpacken, und du nimmst es mit?«
    Er leckt sich die Lippen.
    »Warum warten?«, sagt er.
    Sie beugt sich vor. Sie hat breite Hüften. Üppige Brüste. Bei der Bewegung zeichnet sich ihr Hintern unter dem Kittel ab.
    Das Nylon des Kittels raschelt, als würde sie zittern.
    Jeff schiebt seine Hand über sein Glied.
    Odon ertappt ihn dabei, es dauert nur ein paar Sekunden.

O don wirft seine Kippe in die Strömung. Der Sommer muss endlich ein Ende haben.
    Es ist einfach zu heiß. Holzstücke treiben zwischen dem Rumpf und dem Ufer. Plastikflaschen. Seit ein paar Tagen sind Schnecken in das Gras um die Taue eingefallen. Sie heften sich an die Blätter, winzig wie Nadelspitzen.
    Odon schenkt sich einen Cognac ein. Er trinkt ihn, sein Magen ist absolut leer. Er muss schlafen. Letzte Nacht ist er aufgewacht, glaubte, es würde regnen, aber es war nur ein Zweig, der über das Dach scheuerte.
    Er kennt das Leben der Flüsse, einer von ihnen hat die Wiege von Moses fortgetragen. Ein anderer trennt die Welt der Lebenden von der der Toten, man nennt ihn den Styx, die Fährleute warten an seinen Ufern und setzen für ein bisschen Geld über.
    Um diesen Legenden näher zu sein, lebt er auf dem Kahn.
    Big Mac steigt langsam vom Rand des Wassers nach oben. Der Boden ist rutschig. Er hebt den Kopf. Mit einem Blick schätzt er den steilen Weg ab, den er nehmen muss, um das Ufer zu erreichen.
    Der Abendwind bläst, leicht und warm. Die Autos fahren in nicht abreißenden Kolonnen über die Brücke.
    Odon geht zu der Kröte, bückt sich und versperrt ihr den Weg mit der offenen Hand.
    Die Kröte zögert, macht einen Schritt und klettert auf die Handfläche.
    Sie lässt sich hochheben und mitnehmen. Ein intensiver Geruch geht von ihr aus, eine starke Mischung aus Schlamm und Erde.

M aries Schritt ist leicht, sie berührt das Gras.
    Sie setzt sich neben Odon, mit angewinkelten Knien, die Hände flach auf den Schenkeln. Der Wind wirbelt die dunklen Strömungen des Flusses auf. Die Taue des Kahns sind bis zum Zerreißen gespannt, graben Furchen in die Erde.
    Ein Eichhörnchen läuft vorbei, tief gebeugt. Es hat Durst. Alles hier ist am Verdursten.
    Allen ist heiß.
    Marie kratzt ihre Haut, ein langsames Kratzen über die weißen Narben ihrer Arme.
    »Hör auf!«
    »Was?«
    Ihr Blick richtet sich auf die Kröte. Sie kriecht, bewegt die Zweige. Eine Grille zirpt im Gras. Etwas weiter entfernt eine zweite.
    »Ich habe sie gesehen«, sagt sie, »auf der Bühne des Minotaure, heute haben sie nicht gestreikt.«
    Ihre allzu leise Stimme erstickt das letzte Wort.
    »Hinterher wollte ich mit ihr sprechen, aber man hat mich nicht zu ihr gelassen.«
    Odon antwortet nicht.
    Er wirft seine Kippe ins Wasser.
    Sie klemmt die Hände zwischen ihre Schenkel.
    Gelächter dringt über den Fluss zu ihnen herüber, eine Gruppe auf der Brücke, der Campingplatz ist nicht weit entfernt. Alle Laternen brennen.
    »Der Planet ist Ihnen scheißegal«, sagt sie und betrachtet die Kippe, die auf dem Wasser treibt.
    »Lass den Planeten aus dem Spiel!«
    »Trotzdem …«
    »Bist du gekommen, um mit mir über den Planeten zu reden?«
    Sie verzieht das Gesicht, hebt einen Stein auf und wirft ihn ins Wasser. Dort, wo er hineinfällt, entstehen Wellen.
    Im Schatten längs der Böschung blüht Digitalis. Schwere Trauben, die sich der Erde zuneigen.
    Ein Touristenboot fährt flussaufwärts, in Richtung der alten Brücke.
    Marie erzählt von dem Caravan am Waldrand, dem Elend zwischen den Pfützen. Ihre Mutter hat nach Pauls Tod zwanzig Kilo zugenommen, es ist schon komisch, wie man sich vollstopfen kann, wenn man unglücklich ist.
    » Anamorphose

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